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Menschenrechtler: Kriminelle stecken hinter Abholzung in Brasilien
International 6 2 Min. 17.09.2019 Aus unserem online-Archiv

Menschenrechtler: Kriminelle stecken hinter Abholzung in Brasilien

In Brasilien wird der Amazonas immer weiter abgeholzt, um das freigewordene Land beispielsweise für die Viehzucht zu verwenden.

Menschenrechtler: Kriminelle stecken hinter Abholzung in Brasilien

In Brasilien wird der Amazonas immer weiter abgeholzt, um das freigewordene Land beispielsweise für die Viehzucht zu verwenden.
Foto: Shutterstock
International 6 2 Min. 17.09.2019 Aus unserem online-Archiv

Menschenrechtler: Kriminelle stecken hinter Abholzung in Brasilien

Hinter der Abholzung des Regenwaldes in Brasilien stecken nach Einschätzung der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch vor allem kriminelle Netzwerke.

(dpa/SC) - In Brasilien organisieren Verbrechersyndikate zunehmend die illegale Gewinnung, Verarbeitung und den Verkauf des Holzes, hieß es in einem am Dienstag veröffentlichten, 165-seitigen Bericht der Organisation Human Rights Watch. Zudem setzten sie bewaffnete Gruppen ein, um Menschen einzuschüchtern und zu töten, die den Regenwald verteidigen wollen.

Greenpeace-Aktivisten dokumentieren eine Lichtung, auf der illegal abgeholzt wird. (Foto von 2014)
Greenpeace-Aktivisten dokumentieren eine Lichtung, auf der illegal abgeholzt wird. (Foto von 2014)
Foto: RAPHAEL ALVES / AFP

"Wenn Brasilianer den Regenwald im Amazonasgebiet verteidigen, dann sind sie Bedrohungen und Angriffen durch kriminelle Netzwerke ausgesetzt, die in illegale Abholzungen verwickelt sind", sagte der stellvertretende Leiter der Abteilung Umwelt und Menschenrechte bei Human Rights Watch, Daniel Wilkinson.

In den vergangenen zehn Jahren seien im Zusammenhang mit Landkonflikten über 300 Menschen im Amazonasgebiet getötet worden. Vor Gericht landen diese Fälle allerdings nur äußerst selten. Von den 300 Morden, die die Landpastoralkommission seit 2009 verzeichnet hat, wurde nur in 14 Fällen ein Urteil gesprochen.

Zuletzt hatte die Zahl der Abholzungen und Brandrodungen im Amazonasgebiet kräftig zugelegt. Meist werden zunächst die Bäume gefällt und die bereits abgeholzten Flächen danach in Brand gesteckt, um neue Weideflächen zu schaffen.

Die Regierung des rechten Präsidenten Jair Bolsonaro will das für den internationalen Klimaschutz bedeutende Amazonasbecken künftig noch stärker wirtschaftlich nutzen und war deshalb zuletzt weltweit in die Kritik geraten.

"Die Situation wird unter Präsident Bolsonaro nur noch schlimmer", sagte Wilkinson. "Solange das Land nicht die Gewalt und die Gesetzlosigkeit bekämpft, die illegale Abholzungen erleichtern, wird die Zerstörung des größten Regenwaldes der Welt ungebremst weitergehen." 

Erst im August stand der brasilianische Regenwald weltweit in den Schlagzeilen, nachdem Waldbrände dort eine so große Fläche zerstört hatten, dass die Rauchschwaden selbst auf Satellitenaufnahmen gut erkennbar waren. Rauchwolken verdunkelten den Himmel über São Paulo und es fiel schwarzer Regen. Laut dem brasilianischen Weltraumforschungszentrum INPE wurden in diesem Jahr bis August schon fast 73.000 Brände registriert. INPE verzeichnet einen Anstieg von 83 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum im Jahr 2018.

Sechzig Prozent des Amazonaswaldes befindet sich in Brasilien. Die Abholzung des Regenwaldes macht etwa die Hälfte der Treibhausgasemissionen des Landes aus.

EU-Politiker fordern Handeln Brasiliens gegen Feuer in Amazonasgebiet

EU-Politiker haben den brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro zu mehr Einsatz im Kampf gegen die Brände im Amazonasgebiet aufgefordert. Der südamerikanische Staat habe zwar ein Recht auf Souveränität, sagte die finnische Europaministerin Tytti Tuppurainen am Dienstag im Europaparlament in Straßburg. Brasilien müsse aber auch seinen Verpflichtungen nachkommen, so Tuppurainen.


(FILES) File photo taken on October 13, 2014 showing an aereal view of an illegal felling area in the Amazon forest during an overflight by Greenpeace activists over areas of illegal exploitation of timber, as part of the second stage of the "The Amazon's Silent Crisis" report, in the state of Para, Brazil, - The head of Brazil's National Institute for Space Research (INPE) Ricardo Galvao said on Friday he's going to be sacked following a row with President Jair Bolsonaro over deforestation in the Amazon rainforest. Galvao had accused far-right Bolsonaro of "cowardice" for having publically questioned satellite data produced by INPE that showed Amazon rainforest deforestation had increased 88 percent in June compared to the same period one year earlier. (Photo by RAPHAEL ALVES / AFP)
Abholzung am Amazonas hat sich nahezu vervierfacht
Die Rodungen im Regenwald von Brasilien nehmen eklatante Ausmaße an. Doch Präsident Bolsonaro hält die Zahlen für Schwindel.

Die EU sei bereit für eine breite Zusammenarbeit mit Bolsonaro. Die Brände im Amazonasgebiet seien mit Absicht gelegt worden und hätten sich in den vergangenen Tagen verschlimmert. Finnland hat seit Juli den EU-Ratsvorsitz inne und sich dafür das Thema Klimaschutz als Schwerpunkt gesetzt.

Die Brände im Amazonasgebiet hatten zu Diskussionen zwischen Brasilien und der EU geführt. Bolsonaro warf den Staaten vor, die Eigenständigkeit Brasilien nicht zu respektieren, nachdem unter anderem Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron die Amazonasregion wegen deren Bedeutung für den globalen Klimaschutz als "Gemeingut" bezeichnet hatte.


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