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Luxemburg soll 368 Flüchtlinge aufnehmen
International 1 3 Min. 27.05.2015 Aus unserem online-Archiv
EU-weite Quotenregelung

Luxemburg soll 368 Flüchtlinge aufnehmen

International 1 3 Min. 27.05.2015 Aus unserem online-Archiv
EU-weite Quotenregelung

Luxemburg soll 368 Flüchtlinge aufnehmen

Um Italien und Griechenland zu unterstützen, sollen Flüchtlinge von dort in andere EU-Länder gebracht werden. Zur Umsiedlung von 40.000 Migranten stellte die EU-Kommission am Mittwoch ihre Quotenregelung vor. Auf Luxemburg entfallen demnach 368 Personen.

(dpa) - Zur Entlastung von Italien und Griechenland will die EU-Kommission 40.000 Flüchtlinge auf andere EU-Staaten verteilen. Deutschland soll mit 8763 Migranten oder knapp 22 Prozent den größten Anteil aufnehmen. Auf Luxemburg entfielen 368 Flüchtlinge, was einem Anteil von 0,92 Prozent entspricht. Das hat die EU-Kommission am Mittwoch in Brüssel vorgeschlagen.

Verteilt werden sollen innerhalb von zwei Jahren aber nur Flüchtlinge, die gute Chancen auf Asyl in Europa haben. Das sind vor allem Menschen aus Syrien und Eritrea. Pro Person soll ein EU-Staat 6000 Euro Unterstützung bekommen.

«Dies ist der Augenblick, in dem Solidarität in die Praxis umgesetzt werden muss», sagte EU-Innenkommissar Dimitris Avramopoulos. Er sprach von einer «Notregelung», die wegen der hohen Flüchtlingszahlen in den Mittelmeerländern Italien und Griechenland nötig sei. Diese Umverteilung wird es aber nur geben, wenn die nötige Mehrheit der EU-Länder zusammenkommt.

Luxemburgs Premierminister Xavier Bettel hat generell seine Unterstützung zugesagt, ohne jedoch darauf einzugehen, ob das Großherzogtum die von der EU-Kommission vorgesehene Anzahl an Flüchtlingen tatsächlich aufnehmen wird.

Widerstand aus mehreren Staaten

Viele Staaten lehnen die Pläne, die die EU-Kommission in Grundzügen schon vor zwei Wochen präsentiert hatte, ab. Großbritannien hat bereits angekündigt, nicht mitzumachen. Auch Irland und Dänemark haben das Recht, dies zu verweigern und tauchen in den Tabellen der EU-Kommission nicht auf. Widerstand kommt auch von vielen ost- und mitteleuropäischen Staaten, die bislang nur selten das Ziel von Flüchtlingen aus Afrika sind. Frankreich und Spanien haben Einwände. 

Ich ermutige die EU-Mitgliedsstaaten, Mitgefühl zu zeigen.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon begrüßte bei einem Besuch in Brüssel die Vorschläge. «Ich ermutige die EU-Mitgliedsstaaten, Mitgefühl zu zeigen», sagte er. Nach dem Willen der Kommission sollen 24.000 Flüchtlinge aus Italien und 16.000 aus Griechenland per Quote verteilt werden. Dies wären 40 Prozent der Asylsuchenden, die 2014 in beiden Ländern ankamen und gute Chancen auf ein Anerkennung ihres Antrags hatten.

Um Asylbewerber zu identifizieren, sollen die Staaten nach der Ankunft von Migranten systematisch Fingerabdrücke nehmen. Illegal Eingewanderte sollen zurückgeschickt werden.

Die EU will die legale Einwanderung über eine Arbeitserlaubnis («Blue Card») erleichtern. Die Quote ist dabei für alle Länder etwas höher als zunächst vorgeschlagen, weil Italien und Griechenland ausgenommen sind. Demnach soll Deutschland 21,91 Prozent - statt der bisher berechneten 18,42 Prozent - der umverteilten Migranten aufnehmen. An zweiter Stelle stünde Frankreich mit 16,88 Prozent. 

Neuansiedlung von 20.000 Menschen in der EU

Bei einer zweiten Verteilung geht es um anerkannte Flüchtlinge von außerhalb der EU. So sollen 20.000 Menschen aus Lagern etwa rund um Syrien in der EU neuangesiedelt werden. Von der EU-Kommission ist vorgesehen, dass Luxemburg in diesem Rahmen 207 Personen aufnimmt. Für dieses Programm stehen in diesem und im nächsten Jahr 50 Millionen Euro bereit. Die Teilnahme ist freiwillig, die Staaten sollen bis September entscheiden.

Die Pläne der EU-Kommission sehen auch vor, Schleuser im Mittelmeer militärisch zu bekämpfen und deren Schiffe etwa vor der libyschen Küste zu zerstören. «Wir müssen entschieden vorgehen gegen die, die das System missbrauchen wollen», sagte der EU-Kommissar.

Menschenrechtsorganisationen bezweifeln, dass die Quote sich in der Praxis umsetzen lässt. Der Geschäftsführer von Pro Asyl, Günter Burkhardt, nannte den Vorschlag der EU-Kommission «zu kurz gedacht», weil die Interessen der Flüchtlinge nicht berücksichtigt würden. «Kein Syrer, dessen Familie in Deutschland lebt, wird sich freiwillig in Staaten wie Ungarn, Polen oder Estland verteilen lassen. Menschen dürfen nicht wie Stückgut in Europa hin- und hergeschoben werden.»

Die EU-Grenzschutzagentur Frontex weitet unterdessen ihre Triton-Mission zur Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer erheblich aus. Das Einsatzgebiet soll vergrößert und zusätzliche Experten, Schiffe und Flugzeuge sollen eingesetzt werden, teilte Frontex-Chef Fabrice Leggeri am Dienstagabend mit.

Die Videografik zeigt, auf welchen Routen die Flüchtlinge über das Mittelmeer nach Europa gelangen:



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