London will Corona-Maßnahmen wegen Variante verlängern
London will Corona-Maßnahmen wegen Variante verlängern
(dpa/SC) - Der britische Premierminister Boris Johnson will Medienberichten zufolge die Corona-Maßnahmen in England verlängern. Hintergrund ist die Ausbreitung der zunächst in Indien entdeckten Delta-Variante. Der bislang für den 21. Juni geplante „Tag der Freiheit“ solle um bis zu vier Wochen aufgeschoben werden, meldeten mehrere britische Medien am Montag. Mit einer offiziellen Ankündigung des Regierungschefs wird am Abend gerechnet.
Geplant war bislang, dass am Montag kommender Woche alle noch geltenden Kontaktbeschränkungen aufgehoben werden. Geschäfte und Gastronomie haben bereits seit Wochen wieder geöffnet. Die anderen Landesteile Schottland, Wales und Nordirland haben eigene Corona-Regeln, die sich jedoch nur geringfügig von denen in England unterscheiden.
Obwohl die britische Impfkampagne weit vorangeschritten ist und bereits mehr als 56 Prozent der Erwachsenen vollständig geimpft sind, hat die Delta-Variante die Infektionszahlen im Land wieder in die Höhe schnellen lassen. Nachdem wochenlang nur sehr wenig Neuinfektionen gezählt wurden, liegt die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz nun wieder bei knapp 65. Der Wert spiegelt die Zahl der neuen Ansteckungen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche wieder.
Laut wissenschaftlichen Experten könnte eine Verschiebung der weiteren Lockerungen um vier Wochen Tausende Einlieferungen in Krankenhäuser verhindern, berichtete der „Guardian“. Die Strategie ist demnach, Zeit zu gewinnen, um mehr Menschen den vollständigen Impfschutz geben zu können. Bei der Delta-Variante gilt die zweite Dosis als extrem wichtig, da der Schutz nach nur einer Impfdosis deutlich niedriger sein soll als bei den zuvor bekannten Corona-Varianten.
Kritik an der möglichen Verlängerung
In Branchen, die von den weiteren Beschränkungen besonders betroffen sind, regte sich heftiger Widerstand. Der Singer-Songwriter Frank Turner schrieb am Montag auf Twitter, die Verzögerung werde für einige Betriebe in der Branche den „endgültigen Kollaps“ bedeuten. Der Komponist Andrew Lloyd Webber hatte bereits zuvor gegen eine Verlängerung der Corona-Maßnahmen, die für Theater eine nur halbvolle Auslastung ihrer Häuser bedeuten, gewettert. „Kommt zum Theater und nehmt uns fest“, sagte der 73-Jährige vergangene Woche im Interview mit dem „Telegraph“ auf die Frage, was er tun werde, wenn die Regierung die geplanten Lockerungen verschieben würde.
In Luxemburg gelten seit dem 7. Juni strengere Regeln für die Einreise aus Großbritannien. Einreisende müssen nach ihrer Ankunft einen Corona-Test durchführen und sich mindestens sieben Tage in Quarantäne begeben. Ab dem sechsten Tag kann ein erneuter Test durchgeführt werden, um die Quarantäne zu beenden. Die Maßnahme gilt noch bis zum 30. Juni.
Die deutsche Bundesregierung hat das Vereinigte Königreich wegen der Ausbreitung der Delta-Variante erneut als Virusvariantengebiet eingestuft. Das bedeutet, dass lediglich deutsche Staatsbürger und wenige andere Ausnahmefälle überhaupt einreisen dürfen, sich aber für 14 Tage in Quarantäne begeben müssen. Auch die britische Regierung setzt für die meisten Länder weiterhin auf strikte Quarantäneregeln.
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