„Lifeline“ wartet weiter
„Lifeline“ wartet weiter
(dpa) - Das deutsche Rettungsschiff „Lifeline“ wartet auf dem Mittelmeer immer noch auf die Einfahrt in einen Hafen Maltas. Die Hilfsorganisation Mission Lifeline aus Dresden erklärte am Dienstagabend via Twitter, bisher habe das Schiff mit rund 230 Migranten und 17 deutschen Besatzungsmitgliedern an Bord keine Erlaubnis zum Einlaufen in die Hoheitsgewässer des EU-Inselstaats erhalten. Zudem wurde Kritik an der deutschen Bundesregierung laut, die sich zu dem Fall noch nicht geäußert hat.
Malta hatte angekündigt, das Schiff nur einlaufen zu lassen, wenn die Flüchtlinge an Bord unter den EU-Staaten aufgeteilt würden. Vier Staaten hätten sich dazu bereit erklärt, teilte die Regierung in Valletta mit. Italien und Frankreich hatten ihre Hilfe schon bestätigt. Neben Malta selbst soll das vierte „willige“ Land Portugal sein, wie informierte Kreise in Malta der dpa erklärten. Drei andere Staaten, darunter Deutschland, die Niederlande und Spanien, prüften eine Einwilligung noch, hieß es.
Die „Lifeline“ hatte die Migranten am Donnerstag vor der libyschen Küste gerettet und wartet seitdem auf die Zuweisung eines sicheren Hafens. Von NGOs und Oppositionspolitikern kam Kritik, dass der Asylstreit zwischen Kanzlerin Angela Merkel und Innenminister Horst Seehofer auf dem Rücken der Menschen an Bord der „Lifeline“ ausgetragen werde.
Trauerspiel
Etwa 230 Migranten und 17 deutsche Besatzungsmitglieder harrten seit Donnerstag auf dem Schiff vor der Mittelmeerinsel aus. Die Retter waren noch zurückhaltend. „Wir sind mehr als glücklich, dass am Horizont eine Lösung für diese schändliche Scharade auftaucht“, sagte der Lifeline-Sprecher und -Mitgründer Axel Steier.
Fast eine Woche lief das diplomatische Hin und Her zwischen mehreren EU-Ländern - niemand sah sich für die Migranten zuständig, die vor Libyen gerettet worden waren. Das erlösende Signal für die Crew und die Migranten kam dann vom italienischen Ministerpräsidenten Giuseppe Conte. Der erklärte nach einem Telefonat mit dem maltesischen Premierminister Joseph Muscat: „Das Schiff der NGO Lifeline wird in Malta anlegen.“ Er hoffe, dass sich andere EU-Länder auch zur Übernahme von Migranten bereit erklären werden.
In diesem Jahr sind nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) bereits rund 1000 Migranten auf See umgekommen. Dass die Migranten den gefährlichen Weg über das Mittelmeer nicht mehr antreten, falls es keine privaten Retter mehr gebe, halten viele für unwahrscheinlich. Denn in Libyen sind sie Folter, Vergewaltigung und Versklavung ausgesetzt.
