Lastwagen rast in Menschenmenge in Nice - 84 Opfer
Lastwagen rast in Menschenmenge in Nice - 84 Opfer
(dpa/rar) - Bei einem Anschlag am französischen Nationalfeiertag sind in der Hafenstadt Nice 84 Menschen getötet worden. Etliche weitere wurden nach Angaben von Innenminister Bernard Cazeneuve verletzt, als ein Lastwagen am Donnerstagabend auf einer Strecke von zwei Kilometern durch eine feiernde Menschenmenge auf der berühmten Uferstraße Promenade des Anglais raste. Medienberichten zufolge brach Panik aus. Polizisten erschossen den Fahrer.
Dieser ist Medienberichten zufolge identifiziert. Es soll es sich um einen 31 Jahre alten Franzosen tunesischer Herkunft handeln, der in Nizza gewohnt hat. Seine Papiere seien in dem Lastwagen gefunden worden, mit dem er am Donnerstagabend in eine feiernde Menschenmenge in der südfranzösischen Stadt gerast war.
Der bei dem Anschlag benutzte Lastwagen war Medienberichten zufolge gemietet. Das weiße Fahrzeug sei vor einigen Tagen in der Region Provence-Alpes-Côte d'Azur gemietet worden, meldete die französische Nachrichtenagentur AFP am Freitag unter Berufung auf Ermittlerkreise.
Cazeneuve sprach von einem Terroristen, Präsident François Hollande von einem terroristischen Charakter der Tat.
Dem Staatschef zufolge gab es bisher keine Hinweise auf Komplizen. Unter den Toten seien auch Kinder. „Wir müssen alles tun, um die Geißel des Terrorismus zu bekämpfen“, sagte er in Paris. Für 9 Uhr berief Hollande eine Sitzung des für Sicherheit und Verteidigung zuständigen Kabinetts ein. Anschließend wollte er mit Ministerpräsident Manuel Valls nach Nizza reisen. Die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen. Weltweit reagierten Politiker bestürzt auf den erneuten Anschlag in dem Land.
Luxemburger Touristin: "Es war sehr, sehr schlimm"
Eine Luxemburger Touristin, die sich im Moment des Attentats in einem Restaurant in der Nähe des mutmaßlichen Angriffsortes aufhielt, sagte in einer ersten Reaktion, "es war sehr, sehr schlimm". Menschen seien schreiend durch die Straßen gelaufen. Es habe Panik geherrscht.
Blogger und Journalist Richard Gutjahr hat die Szenen gefilmt und dem Bayerischen Rundfunk, dem WDR und der ARD weitergeleitet. Hier sein Video:
Die Promenade des Anglais ist eine der bekanntesten Flaniermeilen Europas. Der Zeitung „Nice Matin“ und dem Regionalpolitiker Christian Estrosi zufolge sollen die Passanten nicht nur umgefahren, sondern auch beschossen worden sein. In Medienberichten hieß es, in dem Lastwagen seien die Ausweispapiere eines 31-jährigen, franko-tunesischen Einwohners von Nizza gefunden worden. In dem an der Promenade des Anglais gelegenen Luxushotel Negresco wurde ein behelfsmäßiges Lazarett eingerichtet.
Hollande kündigte an, dass der seit den Anschlägen vom 13. November geltende Ausnahmezustand, der am 26. Juli beendet werden sollte, um drei weitere Monate verlängert werden soll. Das Parlament solle darüber in der kommenden Woche entscheiden.
„Ganz Frankreich ist vom islamistischen Terrorismus bedroht“, sagte der Staatschef. Deswegen sollten zusätzlich Soldaten und Reserven bei den Sicherheitskräften mobilisiert werden. Hollande kündigte eine Verstärkung der französischen Aktivitäten im Irak und in Syrien an. Dort beschießen französische Flugzeuge als Teil der internationalen Koalition Angriffe gegen Stellungen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS).
Politiker aus aller Welt verurteilten das grausame Attentat. Der luxemburgische Staatsminister Xavier Bettel sprach von einer "barbarischen Tat". EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker unterstrich, man müsse jetzt gemeinsam gegen den Terrorismus kämpfen.
Am Freitagmorgen machen sich viele Angehörige Sorgen um Familienmitglieder, die zum Zeitpunkt des Anschlags in Nizza waren. Auf Twitter werden Vermisste unter dem Hashtag #NiceFindPeople gesucht. Wer die gesuchten Personen gesehen hat, kann eine Nachricht posten.
Folgen Sie uns auf Facebook, Twitter und Instagram und abonnieren Sie unseren Newsletter.
Als Abonnent wissen Sie mehr
In der heutigen schnelllebigen Zeit besteht ein großer Bedarf an zuverlässigen Informationen. Fakten, keine Gerüchte, zugänglich und klar formuliert. Unsere Journalisten halten Sie über die neuesten Nachrichten auf dem Laufenden, stellen politischen Entscheidern kritische Fragen und liefern Ihnen relevante Hintergrundgeschichten.
Als Abonnent haben Sie vollen Zugriff auf alle unsere Artikel, Analysen und Videos. Wählen Sie jetzt das Angebot, das zu Ihnen passt.
