Wählen Sie Ihre Nachrichten​

Iran: Asselborn sieht "Risiko einer riesigen Flüchtlingswelle"
International 3 Min. 06.07.2019 Aus unserem online-Archiv

Iran: Asselborn sieht "Risiko einer riesigen Flüchtlingswelle"

Britische Soldaten an Bord eines iranischen Öltankers vor Gibraltar: Das Schiff war am Donnerstag beschlagnahmt worden. Die Festsetzung sorgte für zusätzliche Spannungen mit dem Iran.

Iran: Asselborn sieht "Risiko einer riesigen Flüchtlingswelle"

Britische Soldaten an Bord eines iranischen Öltankers vor Gibraltar: Das Schiff war am Donnerstag beschlagnahmt worden. Die Festsetzung sorgte für zusätzliche Spannungen mit dem Iran.
Foto: AFP/Handout
International 3 Min. 06.07.2019 Aus unserem online-Archiv

Iran: Asselborn sieht "Risiko einer riesigen Flüchtlingswelle"

Das Atomabkommen mit dem Iran steht auf der Kippe. Das Land will die Urananreicherung wieder hochfahren. In Europa wächst die Sorge vor einer neuen Flüchtlingskrise. Und aus Teheran kommen schrille Töne.

(dpa) - Ein einflussreicher iranischer Ajatollah hat den USA gedroht, der Iran werde den Persischen Golf bei einem militärischen Angriff in ein „rotes Meer“ verwandeln. Ajatollah Ali Mowahdei Kermani sagte beim Freitagsgebet in der Hauptstadt Teheran in Richtung USA: „Wenn Ihr uns angreifen wollt, bitte, dann werden wir die Farbe des Persischen Golfs von blau in rot umwandeln.“ US-Präsident Donald Trump sagte am Freitag vor Journalisten in Washington: „Wir werden sehen, was mit dem Iran passiert. Der Iran muss sehr, sehr vorsichtig sein.“ Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn warnt unterdessen vor einer neuen Flüchtlingskrise im Falle einer weiteren Verschärfung des Konflikts.


HANDOUT - 03.07.2019, Iran, Teheran: Dieses vom Büro des iranischen Präsidenten zur Verfügung gestellte Bild zeigt Hassan Ruhani, Präsident des Iran, während er in einer Kabinettssitzung spricht. Der Iran will nach Angaben von Ruhani ab dem Wochenende «unbegrenzt» Uran anreichern - und damit die zweite Phase des Teilausstiegs aus dem Atomabkommen einleiten. Foto: -/Iranian Presidency /dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++
Ruhani kündigt Urananreicherung im Iran ab Sonntag an
Es dürfte das endgültige Aus für den Atomdeal bedeuten: Ab dem Wochenende will der Iran wieder unbegrenzt Uran anreichern.

Kermani sagte, Drohungen der USA würden den Iran nicht daran hindern, wie geplant an diesem Sonntag sein Uran so hoch wie notwendig anzureichern. „Das bedeutet jedoch nicht, dass wir eine Atombombe wollen, denn die brauchen wir nicht, und außerdem sind die gegen islamische Vorschriften“, fügte der Ajatollah nach Angaben der Nachrichtenagentur Isna hinzu.

Teheran plant, von Sonntag an die Urananreicherung über das erlaubte Limit von 3,67 Prozent hochzufahren und sein Uran wieder unbegrenzt anzureichern. Dies wäre ein Verstoß gegen eine zentrale Auflage des Wiener Atomabkommens. Die iranische Entscheidung, am Sonntag die zweite Phase des Teilausstiegs aus der Vereinbarung zu beginnen, war Hauptthema der Freitagsgebete im Iran. Kermani und andere Prediger bei den Gebeten haben zwar keine politischen Funktionen, gelten aber als Stimmungsmacher, besonders innerhalb der iranischen Hardliner. 

Die USA hatten die Führung in Teheran jüngst eindringlich vor der angedrohten Urananreicherung gewarnt. „Sie wissen, womit sie spielen und ich denke, sie spielen mit Feuer“, hatte Trump am Montag im Weißen Haus gesagt. Kommenden Mittwoch soll auf Antrag der USA der Gouverneursrat der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zu einer Sondersitzung zusammenkommen. Trumps Nationaler Sicherheitsberater John Bolton teilte am Freitag auf Twitter mit, dabei solle es um die „unerlaubten Nuklearaktivitäten des Irans“ gehen. „Der Iran muss unter Druck gesetzt werden, seine nuklearen Ambitionen aufzugeben.“

Asselborn: "Totaler Fehltritt von Trump"

Asselborn warnte eindringlich vor den möglichen Folgen für Europa einer Verschärfung des Konflikts. „Sollte die Situation zwischen Washington und Teheran weiter eskalieren, so besteht die Gefahr, dass drei Millionen Afghanen, die in dem Land leben, den Iran verlassen“, sagte Asselborn der „Welt am Sonntag“. Die meisten von ihnen würden dann voraussichtlich wegen der Sicherheitslage nicht nach Afghanistan zurückkehren, sondern in die Türkei und dann nach Europa fliehen, fügte der Minister hinzu. „Es besteht das Risiko einer riesigen Flüchtlingswelle, die Europa vor große Herausforderungen stellt.“

Außenminister Jean Asselborn fordert den Iran auf, am Atomabkommen festzuhalten.
Außenminister Jean Asselborn fordert den Iran auf, am Atomabkommen festzuhalten.
Foto: Anouk Antony

Trump habe einen „totalen Fehltritt“ getan, als er im vergangenen Jahr aus dem internationalen Atomabkommen mit dem Iran ausgestiegen war. Faktisch hätten die USA den Vertrag gebrochen. Das Abkommen von 2015 habe mehr Sicherheit für Europa und für die Welt gebracht, sagte Asselborn.

Zugleich forderte er den Iran auf, das Abkommen auf keinen Fall zu brechen. „Bisher hat der Iran sich laut internationaler Atomaufsichtsbehörde in Wien immer an das Abkommen gehalten. Auf der anderen Seite kann ich die Iraner nur davor warnen, ab diesem Sonntag wieder damit zu beginnen, Uran über das erlaubte Maß hinaus anzureichern“, sagte Asselborn der Zeitung. Hochangereichertes Uran kann als Material für eine Nuklearwaffe dienen.


A handout picture released by the Ministry of Defence shows the Panama registered Grace 1 tanker halted by Gibraltar police and a detachment of British Royal Marines in the Gibraltar Strait in the early hours of July 4, 2019. - Iran demanded on July 5, 2019 that Britain immediately release an oil tanker it has detained in Gibraltar, accusing it of acting at the bidding of the United States. (Photo by Handout / MOD / CROWN COPYRIGHT 2019 / AFP) / RESTRICTED TO EDITORIAL USE - MANDATORY CREDIT  " AFP PHOTO / CROWN COPYRIGHT 2013 "  -  NO MARKETING NO ADVERTISING CAMPAIGNS   -   DISTRIBUTED AS A SERVICE TO CLIENTS  -  NO ARCHIVE - TO BE USED WITHIN 2 DAYS FROM + DATE (48 HOURS), EXCEPT FOR MAGAZINES WHICH CAN PRINT THE PICTURE WHEN FIRST REPORTING ON THE EVENT /
Festsetzung von Supertanker um 14 Tage verlängert
Ein Tanker wurde in Gibraltar von der britischen Marine gestoppt, weil er angeblich eine verbotene Erdöllieferung für Syrien transportierte.

Nach jahrelangen zähen Verhandlungen hatten sich die UN-Vetomächte, Deutschland und der Iran 2015 in Wien auf ein Abkommen geeinigt, das Teheran am Aufbau einer Atomstreitmacht hindern sollte. Es stellte die iranische Atomindustrie unter Kontrolle und sagte den Abbau westlicher Wirtschaftssanktionen zu. Inzwischen haben die USA wieder erdrückende Sanktionen gegen die Islamische Republik verhängt.


Lesen Sie mehr zu diesem Thema

Der Iran kündigt an, seine Urananreicherung zu erhöhen - ein Schritt mit möglicherweise gefährlichen Konsequenzen. US-Präsident Trump richtet scharfe Worte an die Adresse Teherans.
(FILES) A file photo taken on August 26, 2006, shows a general view of the heavy water plant in Arak, 320 kms south of Tehran. - Iran will begin enriching uranium beyond a 3.67 percent cap set by a landmark nuclear deal "in a few hours", the Islamic republic's atomic energy organisation spokesman Behrouz Kamalvandi said on July 7, 2019. The "order received from the president" Hassan Rouhani would be implemented in a few hours after the last technical details were sorted, Kamalvandi said live on state television. (Photo by Atta KENARE / AFP)
Trump lässt Iran-Deal vorerst am Leben
Die USA lassen den Atomdeal mit dem Iran vorerst am Leben. Doch mittelfristig legt US-Präsident Donald Trump die Hürden auch für die Verbündeten sehr hoch. Jean Asselborn weist die Forderungen aus Washington zurück.
Asselborn über Kurz:„Wer so spricht, versteht das Einmaleins der EU nicht, den Grundgedanken der Solidarität.“
Atomdebatte um Iran
Donald Trump kann dem Iran laut dem iranischen Präsidenten Hassan Ruhani in der bevorstehenden Atomdebatte nicht schaden. „Ob nun Trump oder zehn weitere Trumps, diese Errungenschaften können nicht rückgängig gemacht werden“, sagte Ruhani am Samstag.
Der iranische Präsident Hassan Ruhani sieht das Atomabkommen nicht durch US-Präsident Donald Trump bedroht.