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Globale CO2-Emissionen weiter auf Rekordniveau
International 3 Min. 11.11.2022 Aus unserem online-Archiv
Studie

Globale CO2-Emissionen weiter auf Rekordniveau

Experten halten tiefgreifende Maßnahmen für notwendig, um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.
Studie

Globale CO2-Emissionen weiter auf Rekordniveau

Experten halten tiefgreifende Maßnahmen für notwendig, um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.
Foto: Shutterstock
International 3 Min. 11.11.2022 Aus unserem online-Archiv
Studie

Globale CO2-Emissionen weiter auf Rekordniveau

Überschwemmungen, sengende Hitze und Trockenheit: Die Klimakrise war in diesem Jahr vielerorts besonders spürbar. Doch aller Warnungen zum Trotz: Am CO₂-Ausstoß der Welt ändert sich bislang kaum etwas.

(dpa) – Trotz drastischer Warnungen zur Klimakrise bleiben die globalen CO₂-Emissionen auf Rekordniveau. Es gebe „keine Anzeichen für einen Rückgang“, teilte eine Wissenschaftlergruppe am Donnerstag mit, die den Forschungsbericht „Global Carbon Budget 2022“ (GCB) verfasst hat.

Die Gesamtemissionen – aus Landnutzung und Verbrennung fossiler Brennstoffe – dürften sich demnach in diesem Jahr auf 40,6 Milliarden Tonnen belaufen. Das ist nur wenig niedriger als der bislang höchste Wert aus dem Jahr 2019 (40,9 Milliarden Tonnen).

Den GCB-Bericht hat ein Team um Pierre Friedlingstein von der University of Exeter (Großbritannien) im Fachjournal „Earth System Science Data“ veröffentlicht. Der von Menschen verursachte CO₂-Ausstoß gilt als Hauptursache für die Klimaerwärmung. Daneben spielen auch andere Treibhausgase wie Methan und Lachgas eine Rolle.

1,5-Grad-Ziel in Gefahr

Sollten die CO₂-Emissionen in den kommenden Jahren weiterhin so hoch bleiben, wird die Menge an CO₂, die für eine 50-prozentige Chance zum Einhalten des 1,5-Grad-Ziels noch ausgestoßen werden darf, laut dem Bericht in neun Jahren verbraucht sein. Das Ziel sieht vor, die globale Erwärmung bis ins Jahr 2100 auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen.

„Wir sehen einige positive Entwicklungen, aber bei Weitem nicht die tiefgreifenden Maßnahmen, die jetzt eingeleitet sein müssten, um die globale Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu halten“, wird Julia Pongratz von der Ludwig-Maximilians-Universität München, Mitautorin des Berichts, in einer Uni-Mitteilung zitiert. Zu den positiven Entwicklungen gehört, dass 24 Staaten in den vergangenen Jahren trotz wirtschaftlichen Wachstums ihren CO₂-Ausstoß verringert haben.

Stärkerer Flugverkehr und höherer Ölverbrauch

Dennoch liegt der weltweite CO₂-Ausstoß durch die Nutzung von fossilen Brennstoffen in diesem Jahr dem Bericht zufolge bei voraussichtlich 36,6 Milliarden Tonnen. Das ist ein Prozent mehr als 2021 und ebenso viel höher als 2019, also vor der Coronavirus-Pandemie. Die Erhöhung ist den Forschern zufolge hauptsächlich auf den höheren Ölverbrauch durch den wieder gestiegenen Flugverkehr zurückzuführen. Die Emissionswerte für 2022 wurden aus Daten bis einschließlich Oktober auf das gesamte Jahr hochgerechnet. Insgesamt basiert der Bericht auf Daten globaler Messnetzwerke, Satellitendaten, statistischen Erhebungen und Modellrechnungen.


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Dass der Gesamtwert der menschengemachten CO₂-Emissionen 2022 etwas niedriger ausfällt als 2019, hängt mit dem geringeren CO₂-Ausstoß durch Landnutzung zusammen. Die Erhöhung der CO₂-Emissionen durch die Abholzung von Wäldern kann inzwischen etwa zur Hälfte durch Aufforstungen anderswo ausgeglichen werden. Deshalb liegt der CO₂-Ausstoß aufgrund der Landnutzung 2022 bei schätzungsweise 3,9 Milliarden Tonnen, im Vergleich zu 4,6 Milliarden Tonnen im Jahr 2019.

Es ist ganz klar, dass wir hier eine Chance verpasst haben.

Judith Hauck, Mitautorin des Berichts

Nach dem Rückgang der globalen CO₂-Emissionen auf 38,5 Milliarden Tonnen im ersten Pandemiejahr 2020 sind die Werte etwa wieder auf dem Niveau vor der Pandemie. Eine erhoffte „Green Recovery“, also eine Krisenbewältigung mithilfe eines nachhaltigeren Wirtschaftssystems, hat es offenbar nicht gegeben. „Es ist ganz klar, dass wir hier eine Chance verpasst haben“, sagte Judith Hauck vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven, Mitautorin des Berichts, bei einer Online-Pressekonferenz.

Im Vergleich zu 2021 zeigen sich 2022 allerdings unterschiedliche Entwicklungen: In den USA steigt der CO₂-Ausstoß um 1,5 Prozent, in Indien um sechs Prozent, im Rest der Welt (ohne China und EU) um 1,7 Prozent. Dagegen verringern sich die CO₂-Emissionen in China um etwa 0,9 Prozent, hauptsächlich wegen der restriktiven Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie und der Baukrise. 


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In der EU sinken die Werte für CO₂ um 0,8 Prozent, vor allem wegen des geringeren Verbrauchs von Erdgas infolge der Energiekrise und des Kriegs gegen die Ukraine. Während in der EU die CO₂-Emissionen aus Erdgas um zehn Prozent sanken, erhöhten sich die Emissionen aus Kohle um 6,7 Prozent und aus Öl um 0,9 Prozent.

Wenn die weltweiten menschengemachten CO₂-Emissionen bis 2050 auf null sinken sollen, müssten sie durchschnittlich um 1,4 Milliarden Tonnen pro Jahr gesenkt werden. Beim Kampf gegen den Klimawandel geht es laut Jan Christoph Minx vom Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change gGmbH (MCC) in Berlin nicht mehr um die eine oder die andere Maßnahme: „Wir müssen alles tun!“, sagte er bei einer Pressekonferenz. Es komme auf jeden Zehntelgrad an, dass die Erde sich nicht erwärmt, ergänzte Pongratz.


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