Wählen Sie Ihre Nachrichten​

Geeinte Opposition fordert Orban heraus
International 2 Min. 03.04.2022 Aus unserem online-Archiv
Wahl in Ungarn

Geeinte Opposition fordert Orban heraus

Viktor Orban (r.) und sein Herausfordererder, der 49-jährige Peter Marki-Zay.
Wahl in Ungarn

Geeinte Opposition fordert Orban heraus

Viktor Orban (r.) und sein Herausfordererder, der 49-jährige Peter Marki-Zay.
AFP
International 2 Min. 03.04.2022 Aus unserem online-Archiv
Wahl in Ungarn

Geeinte Opposition fordert Orban heraus

Im EU-Land Ungarn hat am Sonntagmorgen die Parlamentswahl begonnen. Ein breites Bündnis von sechs Oppositionsparteien fordert den seit zwölf Jahren regierenden Nationalisten Viktor Orban heraus.

(dpa) -  Die Wahl ist vom Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine überschattet. In einem letzten Fernsehinterview am Samstagabend unterstellte Orban der Opposition, sich in den Krieg in der benachbarten Ukraine einmischen zu wollen. „Die Linke hat mit den Ukrainern einen Pakt geschlossen, und wenn sie gewinnt, zieht sie Ungarn in den Krieg hinein“, sagte er.

Tatsächlich gibt es einen solchen Pakt nicht und Orban legte dafür auch keine Beweise vor. Das Oppositionsbündnis schließt nicht nur linke und sozialdemokratische Parteien ein, sondern auch grüne, liberale und rechts-konservative. Sein Spitzenkandidat, der 49-jährige Peter Marki-Zay, ist ein parteiloser Konservativer und bekennender Katholik. Letzte Meinungsumfragen sahen Orbans Fidesz-Partei um einige Prozentpunkte in Führung liegen. Der Regierungschef strebt eine fünfte Amtszeit an, die vierte in Folge.

Beziehungen zu Russland


A car is driven in front of an election giant poster of the Hungarian Prime Minister Viktor Orban, can read on it 'Save Hungary's peace and safety!' , in Kisvarda town, eastern Hungary, about 300 km from Hungarian capital Budapest on March 28, 2022. - Facing Hungary's tightest election for years on Sunday, Prime Minister Viktor Orban can count on a win in a party stronghold near the Ukraine border with fears of involvement in the war next door dominating the campaign. (Photo by ATTILA KISBENEDEK / AFP)
Nähe zu Putin könnte Viktor Orbáns Sieg gefährden
Am Sonntag wird in Ungarn ein neues Parlament gewählt. Der Krieg in der Ukraine hat die Chancen von Viktor Orbán auf einen Sieg geschmälert.

Orban hat wiederum in den letzten Jahren freundschaftliche Beziehungen zum russischen Präsidenten Wladimir Putin geknüpft. Den russischen Krieg gegen die Ukraine verurteilte er nur halbherzig. Auf der Abschlusskundgebung der Opposition am Samstagabend in Budapest warf Marki-Zay dem Regierungschef wegen seiner Haltung zu Moskau „Landesverrat“ vor. „Wir alle schämen uns für Viktor Orban“, sagte er. „Doch jetzt waschen wir diese Schande von uns ab.“

Bereits vor dem Ukraine-Krieg hatte Orban in einem permanenten Konflikt mit der EU gestanden. Im Laufe seiner Herrschaft höhlte er die demokratischen Institutionen aus, schränkte die Medienfreiheit ein und beschädigte die Unabhängigkeit der Justiz. Kritiker werfen ihm außerdem Korruption und den Missbrauch von EU-Förderungen vor.

Rechtsstaatsmechanismus als Bremse

Um diese Missstände abzustellen, führte die EU Ende 2020 einen sogenannten Rechtsstaatsmechanismus ein. Mitgliedsländern, die gegen Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit verstoßen, können künftig Fördermittel entzogen werden. Bereits jetzt hält die EU-Kommission für Ungarn vorgesehene Mittel aus dem Corona-Wiederaufbaufonds zurück, weil die Orban-Regierung ihre korrekte Verwendung bislang nicht glaubhaft zu machen vermochte.


Hungarian Prime Minister and Chairman of the governing Fidesz Party Viktor Orban waves to party members and sympathisers at the end of a national address for the start of the campaign ahead of the upcoming April 2022 general election at the Varkert Bazar cultural centre in Budapest on February 12, 2022. - Prime Minister Viktor Orban is aiming to win a fourth straight term in power, but faces his closest contest since coming to power in 2010 after six opposition parties formed an electoral alliance to try to oust the nationalist strongman. (Photo by Attila KISBENEDEK / AFP)
Orban deutet Möglichkeit eines EU-Austritts an
„Sie wollen uns zu etwas kneten, was ihnen ähnelt“ - Ungarn könnte die Europäische Union ähnlich wie Großbritannien verlassen.

Orban, der 2014 die „illiberale Demokratie“ nach russischem Vorbild ausgerufen hatte, änderte auch die Wahlgesetze derart, dass es für politische Konkurrenten immer schwieriger wird, ihn abzuwählen. Der Zuschnitt der Wahlkreise sowie das Wahlrecht für ethnische Ungarn in den Nachbarländern begünstigen Orbans Fidesz-Partei.

Außerdem stellte Orban die Ressourcen der Regierung und des Staates ungeniert in den Dienst der Fidesz-Wahlwerbung. Wahlforschern zufolge gab das Fidesz-Lager acht bis zehn Mal so viel Geld für den Wahlkampf aus wie die Opposition. Befürchtet wird auch klassischer Wahlbetrug. Die Legalisierung der Anmeldung von Scheinadressen und des Abfotografierens des Wahlzettels in der Wahlkabine könnten dem Stimmkauf und der Verschiebung eigener Wähler in Direktwahlkreise mit knappen Mehrheitsverhältnissen Vorschub leisten.    

Folgen Sie uns auf Facebook, Twitter und Instagram und abonnieren Sie unseren Newsletter.


Lesen Sie mehr zu diesem Thema