Vor zehn Jahren stürzte die polnische Regierungsmaschine in Russland ab. In das Gedenken in Polen mischt sich ein Streit mit Russland. Warschau verlangt von Moskau erneut die Herausgabe des Flugzeugwracks.
International
4
2 Min.10.04.2020Aus unserem online-Archiv
Gedenken an Smolensk: Polen fordert Wrack zurück
Vor zehn Jahren stürzte die polnische Regierungsmaschine in Russland ab. Alle 96 Insassen sterben, auch Präsident Lech Kaczynski. In das Gedenken in Polen mischt sich ein Streit mit Russland. Warschau verlangt von Moskau erneut die Herausgabe des Flugzeugwracks.
(dpa) - Mit einer Kranzniederlegung haben Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki und der Chef der Regierungspartei PiS, Jaroslaw Kaczynski, der Opfer der Flugzeug-Katastrophe von Smolensk gedacht. Bei dem Absturz am 10. April 2010 starb auch der damalige polnische Präsident Lech Kaczynski. Lech und Jaroslaw waren Zwillingsbrüder. Das Außenministerium in Warschau erneuerte zum Jahrestag seine Forderung an Moskau, das Flugzeugwrack an Polen auszuhändigen.
Klicken Sie auf ein Bild, um die Galerie zu öffnen
4
Die Brüder Jaroslaw (l) und Lech Kaczynski (Archivfoto vom 01.08.2005).
epa pap Radek Pietruszka/PAP_FIL
Bildergalerie
Bitte scrollen Sie nach unten,
um weitere Bilder zu sehen.
Die Brüder Jaroslaw (l) und Lech Kaczynski (Archivfoto vom 01.08.2005).
epa pap Radek Pietruszka/PAP_FIL
Der Sarg des verstorbenen Präsidenten Lech Kaczynski im Inneren eines Leichenwagens nach der Ankunft auf dem Militärflughafen Okecie.
Tomasz Gzell/epa/dpa
Während einer Gedenkveranstaltung zu Ehren der Opfer des Absturzes von Smolensk vor dem Präsidentenpalast halten Menschen ein Porträt des ehemaligen polnischen Präsidenten Lech Kaczynski.
picture alliance / dpa
Russische Soldaten stehen um das Wrack eines Flugzeuges der polnischen Regierung Tupolev Tu-154 herum, das in der Nähe des Flughafens abgestürzt war.
picture alliance / dpa
Die Feier am Mahnmal für die Opfer der Katastrophe am Pilsudski-Platz in Warschau fand wegen der Corona-Epidemie ohne Publikum statt. Zunächst hatte die polnische Regierung geplant, am 10. April mit einer Delegation ins russische Smolensk zu reisen. Doch die Reise wurde kurzfristig auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Als Grund nannten die Polen die schleppende Zusammenarbeit mit den russischen Behörden. Russland bezeichnete die polnische Seite als „undankbar“.
Bei dem Absturz der polnischen Regierungsmaschine beim Landeanflug in dichtem Nebel auf das russische Smolensk waren 96 Menschen ums Leben gekommen. Sie waren unterwegs zu einer Gedenkfeier für die Opfer der Massaker von Katyn. Dort hatten 1940 Angehörige des sowjetischen Geheimdienstes NKWD Tausende polnische Offiziere ermordet.
Unbelegbare Verschwörungstheorien zum Absturz
Ermittlungen zur Ursache der Flugzeugkatastrophe dauern an. Anhänger der PiS gehen bis heute von einem Mordanschlag auf Kaczynski aus. Bislang vorgelegte Untersuchungen des polnischen Innenministeriums und der russischen Ermittler sprechen von einem Pilotenfehler. Die Crew habe nicht auf eine frühe Warnungen reagiert und sei trotz schlechter Sichtverhältnisse weitergeflogen. „Der Pilot hätte die Entscheidung treffen müssen, einen anderen Flughafen anzusteuern. Das war aber nicht der Fall“, sagte Swetlana Petrenko vom Staatlichen Ermittlungskomitee in Russland der Agentur Interfax. Die Theorie von möglichen Sprengstoffspuren hätten Experten aus beiden Ländern mit zahlreichen forensischen Untersuchungen widerlegt, sagte sie weiter.
Polen forderte am 10. Jahrestag erneut die Herausgabe des Wracks. Eine entsprechende diplomatische Note habe man an Moskau gerichtet, teilte das Außenministerium in Warschau per Twitter mit. „Keine Norm des internationalen Rechts ist Grundlage dafür, dass Russland das Eigentum Polens weiter behält.“
Bereits im Oktober 2018 hatte die Parlamentarische Versammlung des Europarats Russland aufgefordert, Polen das Wrack zurückzugeben. Laut dem Chicagoer Abkommen über die internationale Zivilluftfahrt müsse das Land, in dem sich das Unglück ereignet habe, die Überreste des Flugzeugs aushändigen, sobald die technischen Untersuchungen zur Unfallursache abgeschlossen seien. Russland hat aber bislang argumentiert, dass ein strafrechtliches Verfahren zu dem Absturz noch laufe. Die Fragmente des Wracks dienten als Beweisstück und könnten daher nicht herausgegeben werden.
Als Abonnent wissen Sie mehr
In der heutigen schnelllebigen Zeit besteht ein großer Bedarf an zuverlässigen Informationen. Fakten, keine Gerüchte, zugänglich und klar formuliert. Unsere Journalisten halten Sie über die neuesten Nachrichten auf dem Laufenden, stellen politischen Entscheidern kritische Fragen und liefern Ihnen relevante Hintergrundgeschichten.
Als Abonnent haben Sie vollen Zugriff auf alle unsere Artikel, Analysen und Videos. Wählen Sie jetzt das Angebot, das zu Ihnen passt.
Polens Ex-Präsident Lech Walesa muss sich beim Chef der heutigen Regierungspartei PiS, Jaroslaw Kaczynski, für Anschuldigungen im Zusammenhang mit der Smolensk-Flugzeugkatastrophe entschuldigen.
Der Film "Smolensk" spaltet Polen. Zwar lobt die Regierungspartei den Propagandastreifen, der Präsident Lech Kaczynski als Opfer eines politischen Anschlags inszeniert. Doch die meisten Kritiker halten den Film für einen Flop.
Vor fünf Jahren stürzte ein Regierungsflugzeug mit dem damaligen polnischen Präsidenten Kaczynski in Russland ab. Die Ermittlungen laufen noch immer und Verschwörungstheorien kursieren.
Der polnische Präsident Lech Kaczynski ist bei einem Flugzeugabsturz in Russland zusammen mit zahlreichen anderen Politikern an Bord ums Leben gekommen. Das teilte das russische Außenministerium am Samstag mit. Niemand habe den Absturz in dichtem Nebel überlebt, sagte der Gouverneur der Region Smolensk, Sergej Anufrijew.
Nach dem Absturz des Tupolew-Flugzeugs mit dem polnischen Präsidenten Lech Kaczynski an Bord richten sich erste Vorwürfe vor allem gegen den Piloten des Todesflugs. Trotz Warnungen der russischen Luftwaffe habe er bei dichtem Nebel und extrem schlechter Sicht versucht, in Smolensk zu landen.
Letztes Geleit für Lech Kaczynski: Mit einem Staatsbegräbnis für den polnischen Präsidenten sind die Trauerzeremonien zu Ende gegangen. Zehntausende nutzten noch einmal die Gelegenheit, von dem zu Lebzeiten umstrittenen Präsidenten, der das Land erst im Tod geeint hatte, Abschied zu nehmen.
Der Flugzeugabsturz des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski wird zum Wahlkampfthema. Regierungschef Donald Tusk warnte die Partei Recht und Gerechtigkeit von Kaczynskis Bruder Jaroslaw, die Umstände der Tragödie im Kampf um das höchste Staatsamt zu missbrauchen.
Der polnische Verteidigungsminister Bogdan Klich muss nach Vorwürfen im Zusammenhang mit dem Flugzeugunglück vom April 2010 mit 96 Toten seinen Hut nehmen. Klich habe am Vortag seinen Rücktritt erklärt, sagte Regierungschef Donald Tusk am Freitag in Warschau.