Friedensnobelpreis geht an Welternährungsprogramm
Friedensnobelpreis geht an Welternährungsprogramm
(AFP/dpa/jt) - Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) erhält den diesjährigen Friedensnobelpreis. Das gab das norwegische Nobelkomitee am Freitag in Oslo bekannt. Die UN-Organisation werde damit unter anderem für ihre Bemühungen im Kampf gegen den Hunger sowie ihren Beitrag zur Verbesserung der Bedingungen für den Frieden in Konfliktgebieten ausgezeichnet.
Es sei eine der ältesten Waffen der Welt, Menschen in Konfliktsituationen auszuhungern, um dann in ihr Territorium einzudringen, sagte die Vorsitzende des Komitees, Berit Reiss-Andersen. Leider werde von dieser Waffe noch heute sehr aktiv in Kriegen und Konflikten Gebrauch gemacht.
„Nahrung als Impfstoff gegen Chaos“
Im Vorjahr habe die humanitäre Organisation fast einer Million von Hunger bedrohten Menschen in 88 Ländern Hilfe zukommen lassen, erklärte Berit Reiss-Andersen. Das Corona-Virus habe die Lage in einigen Teilen der Welt sogar noch verschärft. Solange keine Impfung gegen das Virus vorliege, sei „Nahrung der beste Impfstoff gegen Chaos“, sagte sie.
Auch ohne die Corona-Krise wäre das WFP ein würdiger Preisträger gewesen, unterstrich Reiss-Andersen. Die Pandemie und die mit ihr verbundenen Herausforderungen hätten die Gründe für die Auszeichnung aber „definitiv gestärkt“, sagte sie. „Die Pandemie hat das Bedürfnis an Nahrungsmittelhilfe gesteigert. Lebensmittel sind wegen des Virus für manche Bevölkerungen weniger verfügbar.“
Gleichzeitig zeige die Pandemie, dass multilaterale Zusammenarbeit absolut notwendig sei, um globale Herausforderungen anzugehen, sagte sie. Es scheine derzeit einen Mangel an Respekt vor Multilateralismus zu geben. Der Preis für das WFP sei damit auch ein Aufruf an die Weltgemeinschaft, dem Programm ausreichende finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen. „Es ist in unseren Augen eine Pflicht aller Staaten der Welt, sicherzustellen, dass Menschen nicht verhungern.“
Das Welternährungsprogramm hat seinen Hauptsitz in Rom und kämpft in aller Welt gegen den Hunger. Es konzentriert sich auf Nothilfe, Wiederaufbau und Entwicklungszusammenarbeit. Die Helfer unterstützen auch Opfer von Krieg, Dürre, Sturm und Erdbeben, zusätzlich planen sie auch langfristige Entwicklungsprogramme. Chef ist der Amerikaner David Beasley, ein früherer Gouverneur des US-Staates South Carolina.
Die UN-Agentur interpretierte die Auszeichnung mit dem Friedensnobelpreis als Mahnung zu verstärktem Einsatz für Frieden und gegen Hunger in der Welt. „Dies ist eine eindringliche Mahnung an die Welt, dass Frieden und Null-Hunger Hand in Hand gehen“, schrieb die UN-Organisation am Freitag auf Twitter. „Tiefster Dank“.
Seit Anfang der Woche sind bereits die Nobelpreisträger in den wissenschaftlichen Kategorien Medizin, Physik und Chemie verkündet worden. Zum Abschluss folgt dann am Montag noch der Wirtschaftsnobelpreis, der als einziger nicht auf Nobels Testament zurückgeht.
Die Nobelpreise sind diesmal mit zehn Millionen schwedischen Kronen (rund 950.000 Euro) pro Kategorie dotiert, also mit einer Million Kronen mehr als im Vorjahr. Damals war Äthiopiens Regierungschef Abiy Ahmed vor allem für seine Initiative zur Lösung des Grenzkonflikts mit dem Nachbarland Eritrea mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden.
WHO und Greta Thunberg als Favoriten gehandelt
Das Kandidatenfeld für den renommiertesten politischen Preis der Erde war in diesem Jahr groß gewesen - vorab kristallisierte sich kein klarer Favorit heraus. In den Wettbüros wurden die Weltgesundheitsorganisation WHO und Klimaaktivistin Greta Thunberg als Topfavoriten gehandelt.
Experten hatten gemutmaßt, dass der Preis an eine Journalistenorganisation oder junge Aktivisten etwa aus dem Sudan oder aus Somalia gehen könnte. Die Nobel-Institutionen selbst halten die Namen der Kandidaten - in diesem Jahr waren es 211 Persönlichkeiten sowie 107 Organisationen - 50 Jahre lang geheim.
Der Friedensnobelpreisträger wird als einziger aller Nobelpreisträger nicht in Stockholm, sondern in Oslo verkündet und geehrt. Verliehen werden die Auszeichnungen am 10. Dezember, dem Todestag des Dynamit-Erfinders und Preisstifters Alfred Nobel. In diesem Jahr findet das sowohl in Oslo als auch in Stockholm wegen der Coronavirus-Pandemie in anderem und deutlich kleinerem Rahmen statt.
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