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Frankreich rüstet auf gegen den Terror
International 3 Min. 12.01.2015 Aus unserem online-Archiv
Nach Attentaten

Frankreich rüstet auf gegen den Terror

Am Sonntag waren fast vier Millionen Menschen auf die Straße gegangen, um gegen den Anschlag auf die Meinungsfreiheit zu demonstrieren.
Nach Attentaten

Frankreich rüstet auf gegen den Terror

Am Sonntag waren fast vier Millionen Menschen auf die Straße gegangen, um gegen den Anschlag auf die Meinungsfreiheit zu demonstrieren.
AFP
International 3 Min. 12.01.2015 Aus unserem online-Archiv
Nach Attentaten

Frankreich rüstet auf gegen den Terror

Nach der Anschlagsserie gilt in Frankreich weiter die höchste Terrorwarnstufe. Das Militär soll zusätzlich für Sicherheit sorgen. Die Regierung plant neue Schritte im Kampf gegen Islamisten.

(dpa) - Nach der Terrorserie und der beispiellosen Welle der Solidarität verstärkt Frankreich die Sicherheit des Landes. Zum Schutz vor Terroranschlägen werden 10 000 Soldaten mobilisiert. Sie sollen nach den Worten von Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian „an sensiblen Punkten des Landes“ eingesetzt werden. Premierminister Manuel Valls kündigte am Montag neue Maßnahmen im Anti-Terror-Kampf an.

Nach Angaben von Valls bleibt wegen der unveränderten Sicherheitslage die höchste Terrorwarnstufe in Kraft. Präsident François Hollande, in Frankreich oberster Befehlshaber der Streitkräfte, habe die Militärs mit Blick auf das Ausmaß der Bedrohung aufgefordert, sich an Sicherheitsmaßnahmen zu beteiligen, sagte Le Drian. Am Morgen waren die für innere Sicherheit zuständigen Kabinettsmitglieder zu einer erneuten Krisensitzung mit dem Staatschef zusammengekommen.

Suche nach Hintermännern

Die Polizei sucht weiter nach Unterstützern der islamistischen Terroristen. Es gebe „ohne Zweifel einen Komplizen“, sagte Valls. „Die Jagd geht weiter“; mehr wolle er dazu nicht sagen.

Die gesuchte Freundin eines der Attentäter von Paris ist nach Angaben der türkischen Regierung bereits zum Zeitpunkt des Anschlags nicht mehr in Frankreich gewesen. Hayat Boumeddiene sei am 2. Januar von Madrid nach Istanbul geflogen, sagte Außenminister Mevlüt Cavusoglu nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu. Sie sei dann am Donnerstag - dem Tag nach dem Anschlag auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ - nach Syrien ausgereist. Das gehe aus ihren Telefondaten hervor.

Für diesen Dienstag kündigte Valls eine Trauerfeier für die bei den Anschlägen getöteten Polizisten an. Dazu wird auch Präsident Hollande erwartet. Noch in dieser Woche solle zudem eine Zeremonie im Gedenken an alle Opfer stattfinden. Die Nationalversammlung plant eine Gedenkstunde anstatt der ursprünglich für Dienstag geplanten Regierungsbefragung.

Beerdigung in Jerusalem

Die vier jüdischen Opfer des Anschlags auf den koscheren Supermarkt im Osten von Paris werden an diesem Dienstag in Jerusalem beigesetzt. Die Begräbniszeremonie ist auf dem Givat-Schaul-Friedhof am Eingang der Stadt geplant, wie ein Sprecher des israelischen Außenministeriums bestätigte. Die Särge mit den sterblichen Überresten sowie die Angehörigen werden am Dienstagmorgen in Israel erwartet. Joav Hattab (21), Johan Cohen (22), Philippe Braham (45) und François-Michel Saada(60) waren am Freitag bei der Geiselnahme in einem Geschäft am östlichen Stadtrand von Paris getötet worden.

Nachwehen

US-Außenminister John Kerry will nach Kritik über die Abwesenheit hochrangiger US-Politiker beim Gedenkmarsch für die Terror-Opfer von Paris nach Paris reisen.

Er werde am Donnerstag und Freitag Paris besuchen, um Solidarität zu zeigen, sagte Kerry am Montag im indischen Gujarat, wo er an einer Investorenkonferenz teilnimmt. „Ich fahre auf dem Weg nach Hause dorthin, damit kristallklar ist, wie stark uns die Geschehnisse dort bewegen.“ Unter anderem sind Gespräche mit seinem Amtskollegen Laurent Fabius geplant.

Am Sonntag hatten Dutzende Staats- und Regierungschefs zusammen mit mehr als 1,5 Millionen Menschen in Paris der 17 jüngsten Opfer des islamistischen Terrors gedacht.

Kritik, dass US-Präsident Barack Obama und andere hochrangige US-Vertreter bei der Kundgebung nicht vertreten waren, wies Kerry zurück. Der Außenminister sagte, ihn hätten seine Verpflichtungen in Indien von der Teilnahme abgehalten. US-Justizminister Eric Holder war zu einem EU-Innenministertreffen am Sonntag nach Paris gereist, nahm aber nicht an dem Solidaritätsmarsch teil.

Die Abwesenheit der USA beim Gedenkmarsch war bereits am Sonntag kritisiert worden.
Die Abwesenheit der USA beim Gedenkmarsch war bereits am Sonntag kritisiert worden.
AFP


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