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François Bausch: „In Deutschland geht mir vieles zu langsam“
International 2 Min. 02.03.2023
Weststrecke und Deutschlandtakt

François Bausch: „In Deutschland geht mir vieles zu langsam“

François Bausch: „Ich bin immer ein bisschen frustriert, wenn ich sehe, wie lange Projekte in Deutschland benötigen.“
Weststrecke und Deutschlandtakt

François Bausch: „In Deutschland geht mir vieles zu langsam“

François Bausch: „Ich bin immer ein bisschen frustriert, wenn ich sehe, wie lange Projekte in Deutschland benötigen.“
Foto: Chris Karaba
International 2 Min. 02.03.2023
Weststrecke und Deutschlandtakt

François Bausch: „In Deutschland geht mir vieles zu langsam“

Tom RÜDELL
Tom RÜDELL
Der Verkehrsminister bemängelt eine falsche Prioritätensetzung in der deutschen Verkehrspolitik. Wenige Tage später wird er damit zum Propheten.

Der Deutschlandtakt sollte der große Wurf werden: Die umfassende Reform der Deutschen Bahn sollte das Verkehrsunternehmen massiv voranbringen und so Deutschland dabei helfen, seine Klimaziele zu erreichen. Ab 2030 sollte der Fahrplan dem Schweizer Vorbild folgen, Nah- und Fernverkehr sollten besser miteinander verknüpft werden, die Schieneninfrastruktur so ausgebaut werden, wie es dieses Modell fordert. 


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Am Donnerstag nun berichtet das ZDF: Das Verkehrsministerium hat, offensichtlich aus Kostengründen, die Notbremse gezogen und den Deutschlandtakt verschoben – um ganze vier Jahrzehnte, auf das Jahr 2070. 

Der Beauftragte der Bundesregierung für den Schienenverkehr, Michael Theurer (FDP) nannte den Deutschlandtakt ein „Jahrhundertprojekt“, das „in den nächsten 50 Jahren“ umgesetzt werde. Ein Grund für die Verzögerung seien Versäumnisse im Verkehrsministerium unter dessen früherer CDU/CSU-Führung, so Theurer gegenüber dem ZDF: „CDU/CSU haben dieses Haus und auch die Infrastruktur nicht in tadellosem Zustand übergeben.“

Bausch: „Mir geht das in Deutschland zu langsam“

50 Jahre Aufschub für ein zugegebenermaßen teures und ambitioniertes Projekt – da bekommen die Worte des Luxemburger Verkehrsministers François Bausch am vergangenen Dienstag fast eine prophetische Bedeutung. Bausch hatte dem Südwestrundfunk ein Interview gegeben, in dem er nach drei Jahren eine Bilanz des fahrscheinlosen öffentlichen Verkehrs in Luxemburg zog. 

Ich bin immer ein bisschen frustriert, wenn ich sehe, wie lange Projekte in Deutschland benötigen.   

Angesprochen auf die Verkehrspolitik der Nachbarn sagte Bausch: „Ich bin immer ein bisschen frustriert, wenn ich sehe, wie lange Projekte in Deutschland benötigen.“ Allerdings meinte er damit nicht den Deutschlandtakt, von dessen jahrzehntelanger Verzögerung er noch nichts wissen konnte. Bausch bezog sich mit seiner Kritik auf die sogenannte Weststrecke, einer schnelleren Verbindung zwischen Trier und Luxemburg auf der linken Moselseite. 

Dafür hat Luxemburg schon neue Züge gekauft“, so Bausch. „Die Strecke sollte eigentlich 2019 fertiggestellt sein. Wir schreiben mittlerweile aber das Jahr 2023. Die Strecke ist immer noch nicht bereit.“ Bauschs Fazit: „Mir geht das zu langsam.“


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Deutschland setze in Sachen Verkehr falsche Prioritäten: „Die Hauptpriorität liegt darauf, möglichst viele Autobahnen auszubauen. Dabei ist das doch ein Rückschritt ins vergangene Jahrhundert.“ Es ginge darum, Menschen zu bewegen und nicht Fahrzeuge. 

Bauschs Anregung an seine deutschen Kollegen: „Ich würde mir wünschen, dass Verkehrsminister Wissing (FDP) mehr Geld [von seinem Parteikollegen und Finanzminister Lindner] bekommt, um das Eisenbahnnetz auszubauen, so wie es jetzt die Franzosen tun. Die haben entschieden, hundert Milliarden Euro in regionale Bahnen und Bahnstruktur zu investieren. Das ist der Weg, den wir beschreiten müssen.“

Nach der Enthüllung über den Deutschlandtakt scheint das derzeit allerdings Bauschs frommer Wunsch zu bleiben. 

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