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Folgen des Klimawandels werden drastisch
International 3 Min. 09.08.2021 Aus unserem online-Archiv
Höherer Meeresspiegel und Starkregen

Folgen des Klimawandels werden drastisch

Bilder wie jene aus Altenahr könnten sich künftig häufen.
Höherer Meeresspiegel und Starkregen

Folgen des Klimawandels werden drastisch

Bilder wie jene aus Altenahr könnten sich künftig häufen.
Foto: DPA
International 3 Min. 09.08.2021 Aus unserem online-Archiv
Höherer Meeresspiegel und Starkregen

Folgen des Klimawandels werden drastisch

Der Weltklimarat befasst sich in einem neuen Bericht mit den Folgen der Erderwärmung. Das Fazit: Der angestrebte Klimaschutz reicht nicht.

(dpa) - Der Weltklimarat führt die Folgen der menschengemachten Erderwärmung in seinem neuen Bericht drastischer vor Augen als je zuvor. Meeresspiegelanstieg, Eisschmelze, mehr Hitzewellen, Dürren und Starkregen lassen sich nach den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen deutlich sicherer vorhersagen als bisher. Das geht aus dem Bericht über die physikalischen Grundlagen des Klimawandels hervor, der am Montag in Genf veröffentlicht wurde.

Die Fakten sind alarmierend: „Es ist sehr wahrscheinlich, dass Episoden mit Starkniederschlägen in den meisten Regionen mit einer weiteren Klimaerwärmung intensiver und häufiger werden“, heißt es. Mitte Juli hatten sintflutartige Regenfälle in der Großregion für teilweise historische Pegel und milliardenschwere Schäden gesorgt.

Belegt ist auch, dass der Meeresspiegel weiter ansteigt und das Eis weiter schmilzt. „Sehr wahrscheinlich“ heißt: mit 90 bis 100-prozentiger Sicherheit. 


ARCHIV - 31.07.2021, Rheinland-Pfalz, Bad Neuenahr-Ahrweiler: Die Behelfsbrücke, die in Bad Neuenahr vom Technischen Hilfswerk (THW) an der Stelle errichtet wurde, an der die Markgrafenbrücke von der Flut zerstört wurde (zu dpa: «Kleine erste Lichtblicke nach der Zerstörung im Ahrtal»). Foto: Thomas Frey/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Kleine erste Lichtblicke nach der Zerstörung im Ahrtal
Tonnen von Unrat sind weggeschafft, erste Behelfsbrücken stehen, Strom gibt es auch wieder. Dennoch herrscht im Ahrtal noch Ausnahmezustand.

Selbst, wenn es gelingen sollte, bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen, dürfte der Meeresspiegel Ende des Jahrhunderts um bis zu 62 Zentimeter höher sein als 1995-2014. Klimaneutralität heißt, dass nur noch höchstens so viel Treibhausgas ausgestoßen wird wie Senken aufnehmen können. „In der Arktis sind Dreiviertel des Meereisvolumens im Sommer schon abgeschmolzen“, sagte Mitautor Dirk Notz vom Max-Planck-Institut für Meteorologie. „Wir werden es vermutlich nicht mehr verhindern können, dass das Nordpolarmeer bis 2050 im Sommer zumindest in einzelnen Jahren weitgehend eisfrei sein wird.

Der Weltklimarat beleuchtete die physikalischen Grundlagen zuletzt 2013. Seitdem hätten sich Unsicherheiten in den Klimamodellen deutlich reduziert. Anders als damals stellt die Wissenschaft jetzt klar fest: Wenn die Treibhausgas-Emissionen nicht sehr schnell heruntergefahren werden, wird das Ziel, die Erwärmung auf unter zwei Grad über vorindustriellem Niveau zu begrenzen, scheitern. Zudem könnten mehr Klimaveränderungen direkt auf den Einfluss des Menschen zurückgeführt werden, sagte Mitautorin Veronika Eyring von der Universität Bremen.

Der Mensch als Verursacher

„Es ist zweifelsfrei, dass der menschliche Einfluss die Atmosphäre, den Ozean und das Land aufgeheizt hat“, heißt es in dem Bericht. „Menschlicher Einfluss hat das Klima so aufgeheizt, wie es seit mindestens 2.000 Jahren nicht mehr vorgekommen ist. (...) 2019 war die CO2-Konzentration in der Atmosphäre höher als zu jedem anderen Zeitpunkt seit mindestens zwei Millionen Jahren.“ 

Das Nordpolarmeer dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach bis 2050 weitgehend  eisfrei sen.
Das Nordpolarmeer dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach bis 2050 weitgehend eisfrei sen.
Foto: AFP

Der Weltklimarat nennt auch zwei Horrorentwicklungen, die zwar unwahrscheinlich, aber nicht auszuschließen seien. Zum einen ist das ein Anstieg des Meeresspiegels um zwei Meter bis Ende des Jahrhunderts, je nachdem, wie der Eisschild der Antarktis weiter schmilzt. Zum anderen ist das ein Kollaps der Atlantische Umwälzströmung (AMOC), die schon an Fahrt verloren hat. Sie verteilt kaltes und warmes Wasser im Atlantik und beeinflusst etwa den für Milliarden Menschen wichtigen Monsun in Afrika und Asien. Ein Zusammenbruch des Systems, zu dem auch der Golfstrom gehört, hätte auch Auswirkungen auf Europa.


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Die globale Mitteltemperatur liegt nach diesem Bericht für den Zeitraum 2011 bis 2020 knapp 1,1 Grad über dem vorindustriellen Niveau (1850-1900). Laut Pariser Klimaabkommen wollen die Staaten die Erderwärmung unter zwei Grad halten, möglichst bei 1,5 Grad. „Wenn wir die Emissionen nicht schnell genug herunterfahren und bis etwa 2050-2070 netto-null erreicht haben, werden wir beide Pariser Klimaziele verfehlen“, sagte Mitautor Douglas Maraun von der Universität Graz.

Steigende Tendenz


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Die Energie-Agentur der US-Regierung (EIA) hat 2019 berechnet, dass der CO2-Ausstoß wegen der erst beginnenden Industrialisierung vieler Länder bis 2050 von heute im Jahr rund 36 Milliarden Tonnen auf mehr als 42 Milliarden Tonnen wächst. China produziert zur Zeit das meiste Treibhausgas, etwa ein Viertel der Gesamtmenge, vor den USA mit 18 und der EU mit 17 Prozent. Der Anteil der CO2-Emissionen, die in Senken wie Wäldern oder Ozeanen aufgenommen werden und nicht in der Atmosphäre bleiben, liegt nach dem Bericht bei etwa 44 Prozent.

Der Bericht wurde von mehr als 230 Forschenden aus 66 Ländern verfasst. Die Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger wurde von den 195 IPCC-Mitgliedsländern einstimmig abgesegnet. „Die Regierungen sitzen also mit im Boot, keiner kann hinterher sagen: ich habe damit nichts zu tun“, sagte Jochem Marotzke vom Max-Planck-Institut für Meteorologie.     

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