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Festnahmen bei Protesten nach Machtwort zur Rentenreform
International 1 2 Min. 17.03.2023
Frankreich

Festnahmen bei Protesten nach Machtwort zur Rentenreform

Aufruhr in den Straßen von Paris gegen die Rentenreform, nachdem Elizabeth Borne den 49.3 für die Rentenreform in Anspruch genommen hat.
Frankreich

Festnahmen bei Protesten nach Machtwort zur Rentenreform

Aufruhr in den Straßen von Paris gegen die Rentenreform, nachdem Elizabeth Borne den 49.3 für die Rentenreform in Anspruch genommen hat.
Foto: Claire Serie / Hans Lucas via Reuters
International 1 2 Min. 17.03.2023
Frankreich

Festnahmen bei Protesten nach Machtwort zur Rentenreform

Mit einem Machtmittel hat Frankreichs Regierung die Rentenreform durchgeboxt. Die Proteste gegen das Vorhaben von Präsident Macron dauern an.

(dpa) - Nach dem Durchboxen der Rentenreform in Frankreich sind bei einer Protestkundgebung in Paris mindestens 217 Menschen von der Polizei festgenommen worden. Im Zentrum der Hauptstadt sei es am Donnerstagabend auf dem Place de la Concorde zu Ausschreitungen gekommen, berichtete der Sender France Info.

Die Bereitschaftspolizei setzte nach Medienberichten Wasserwerfer und Tränengas ein, um den Platz zu räumen. Demonstranten hatten dort Holzpaletten in Brand gesetzt und Gegenstände auf die Polizisten geworfen. Insgesamt seien rund 6.000 Teilnehmer gezählt worden. Auch in anderen französischen Städten wie Marseille, Dijon, Nantes, Rennes, Rouen, Grenoble, Toulouse und Nizza kam es zu Protesten.

Die Rentenreform, das wohl wichtigste Vorhaben von Präsident Emmanuel Macron, ist noch nicht komplett in trockenen Tüchern. Bis Freitag werden Misstrauensanträge der Opposition gegen die Regierung erwartet. Diese hatte das Anheben des Renteneintrittsalters von 62 auf 64 Jahre am Donnerstag in letzter Minute mit Hilfe eines Sonderartikels der Verfassung ohne Abstimmung durchgedrückt. Sie war sich nämlich einer Mehrheit in der Nationalversammlung nicht sicher. Zwar hatten die konservativen Républicains erst Unterstützung für das Mitte-Lager des Präsidenten signalisiert, die dann aber bröckelte.


France, Mouans-Sartoux, 2022-10-09. Portrait of the sociologist, publisher, French politician and media man Jean Viard during the 35th Festival du Livre. Photograph by Eric Dervaux / Hans Lucas. France, Mouans-Sartoux, 2022-10-09. Portrait du sociologue, editeur, homme politique francais et homme mediatique Jean Viard lors du 35e Festival du Livre. Photographie de Eric Dervaux / Hans Lucas. (Photo by Eric Dervaux / Hans Lucas / Hans Lucas via AFP)
„Macron hat die Reform angepackt wie ein Buchhalter“
Die Franzosen demonstrieren erbittert gegen die Erhöhung des Renteneintrittsalters. Damit verteidigen sie die Werte des Landes, so der Soziologe Jean Viard.

Linke und Rechtsnationale kündigten bereits Misstrauensanträge an. Diese müssen bis spätestens Freitagnachmittag vorliegen, abgestimmt darüber wird in den kommenden Tagen. Dass die Regierung damit gestürzt wird, gilt aber als wenig wahrscheinlich.

Der Präsident der Républicains, Éric Ciotti, erklärte bereits, seine Fraktion werde keinen Misstrauensantrag unterstützen. Ob sich alle Abgeordneten daran halten, ist aber offen. Nach der Entscheidung der Regierung, die Reform kurzfristig ohne eine Abstimmung umzusetzen, waren in Paris Tausende Menschen zu Protesten im Zentrum zusammengekommen.

Kein Ende der Streiks

Noch nicht ausgestanden ist für Präsident Macron und die Regierung auch das Kräftemessen mit den Gewerkschaften. Diese kündigten am Donnerstag bereits eine Fortsetzung der Streiks an, die Frankreich schon seit Wochen in Atem gehalten hatten. Flüge und Züge fielen aus, und seitdem die Müllabfuhr streikt, türmen sich in Paris und anderen Städten riesige Müllberge auf den Straßen.

In denen Straßen von Paris zündeten die Demonstranten Mülltonnen, Abfall und sogar Autos an.
In denen Straßen von Paris zündeten die Demonstranten Mülltonnen, Abfall und sogar Autos an.
Foto: Fiora Garenzi / Hans Lucas via Reuters

Derzeit liegt das Renteneintrittsalter in Frankreich bei 62 Jahren. Tatsächlich beginnt der Ruhestand im Schnitt aber später: Wer für eine volle Rente nicht lange genug eingezahlt hat, arbeitet länger. Mit 67 Jahren gibt es dann unabhängig von der Einzahldauer Rente ohne Abschlag - dies will die Regierung beibehalten, auch wenn die Zahl der nötigen Einzahljahre für eine volle Rente schneller steigen soll als bisher vorgesehen. Die monatliche Mindestrente will sie auf etwa 1.200 Euro hochsetzen. Mit der Reform will die Regierung eine drohende Lücke in der Rentenkasse schließen.


Members of Parliament of left-wing coalition NUPES (New People's Ecologic and Social Union) hold placards during the speech of France's Prime Minister Elisabeth Borne (L), as she confirms to force through pension law without parliament vote during a session on the government's pension reform at the lower house National Assembly, in Paris on March 16, 2023. - French President forced through pension law without parliament vote, after he  won approval from the upper house Senate for his reform of the pension system, which has sparked massive protests and strikes since the start of the year. (Photo by Alain JOCARD / AFP)
Macron drückt die Rentenreform am Parlament vorbei durch
Der Präsident nutzt einen Sonderartikel der Verfassung zur Einführung der Rente mit 64. Die Opposition reagiert mit einer Rücktrittsforderung.

Premierministerin Élisabeth Borne verteidigte das Reformvorhaben am Donnerstag in den Abendnachrichten des Senders TF1. Es gehe um die Zukunft des Rentensystems, das sich nicht mit Schulden finanzieren lasse.

Bei der Ausarbeitung des Reformentwurfs seien Ausnahmen für Menschen mit anstrengenden Berufen und einem frühen Berufseinstieg gemacht worden, und niedrige Renten würden angehoben. „Vier von zehn Franzosen müssen nicht bis 64 arbeiten“, sagte die Premierministerin.

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