Farage nennt Millionen-Versprechen nach Brexit-Votum einen „Fehler“
Farage nennt Millionen-Versprechen nach Brexit-Votum einen „Fehler“
(dpa) - Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern? Frei nach diesem Adenauer-Spruch revidieren die Brexit-Anführer Boris Johnson und Nigel Farage nur Stunden nach dem Referendumg einige ihrer Kernaussagen und gehen gegenseitig auf Distanz.
Der britische Rechtspopulist Nigel Farage hat sich kurz nach dem EU-Referendum von einem zentralen Versprechen der Brexit-Kampagne distanziert. In der ITV-Sendung „Good Morning Britain“ sagte der UKIP-Politiker, er könne nicht garantieren, dass wie von den Brexit-Befürwortern angekündigt, 350 Millionen Pfund pro Woche statt an die EU nun an das Gesundheitssystem NHS gingen.
„Das war einer der Fehler, die die „Leave“-Kampagne gemacht hat“, sagte Farage am Freitag. Er selbst habe damit nicht geworben. „Sie müssen verstehen, dass ich von der Kampagne ausgeschlossen wurde und ich, wie immer, mein eigenes Ding gemacht habe.“ Farage ist seit Jahren einer der prominentesten Befürworter eines britischen EU-Austritts.
Ausstieg? Kein Grund zur Eile
Großbritannien sollte Europa nach dem Willen von Londons früherem Bürgermeister Boris Johnson trotz des Brexit-Referendums nicht den Rücken kehren. „Wir sind im Herzen Europas“, sagte Johnson am Freitag in London. Der konservative Tory-Politiker ist einer der führenden Köpfe der Brexit-Kampagne und gilt als einer der möglichen Nachfolger des zurücktretenden Premierministers David Cameron.
Mit Blick auf die Abwicklung der EU-Mitgliedschaft seines Landes rief Johnson zur Ruhe auf. „Es gibt keinen Grund zur Hast“, sagte er, auf einen langen Prozess des Abschiedes hindeutend.
Er sehe auch keine Notwendigkeit, von Artikel 50 des Lissabon-Vertrages Gebrauch zu machen. Dieser würde den Abschluss von Austrittsverhandlungen binnen zwei Jahren nötig machen. Der amtierende Premierminister David Cameron hatte zuvor angekündigt, es sei Sache seines Nachfolgers, wann er zu Artikel 50 greifen wolle.
Johnson äußerte sich über die Europäische Union an der Grenze zur Verhöhnung. „Sie war eine prächtige Idee - zu ihrer Zeit“, sagte er in London. „Sie ist aber nicht mehr das Richtige für dieses Land.“ Großbritannien sei dagegen „eine mächtige, liberale, humane Kraft für das Gute auf der Welt.“
Als Abonnent wissen Sie mehr
In der heutigen schnelllebigen Zeit besteht ein großer Bedarf an zuverlässigen Informationen. Fakten, keine Gerüchte, zugänglich und klar formuliert. Unsere Journalisten halten Sie über die neuesten Nachrichten auf dem Laufenden, stellen politischen Entscheidern kritische Fragen und liefern Ihnen relevante Hintergrundgeschichten.
Als Abonnent haben Sie vollen Zugriff auf alle unsere Artikel, Analysen und Videos. Wählen Sie jetzt das Angebot, das zu Ihnen passt.
