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EU-Kommission und Deutschland einigen sich im Verbrenner-Streit
International 2 Min. 25.03.2023
Brüssel

EU-Kommission und Deutschland einigen sich im Verbrenner-Streit

Deutschland hatte seit der Einigung im Oktober einen Rückzieher gemacht und Ausnahmen gefordert.
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EU-Kommission und Deutschland einigen sich im Verbrenner-Streit

Deutschland hatte seit der Einigung im Oktober einen Rückzieher gemacht und Ausnahmen gefordert.
Christoph Schmidt/dpa
International 2 Min. 25.03.2023
Brüssel

EU-Kommission und Deutschland einigen sich im Verbrenner-Streit

Auch nach 2035 können Neuwagen mit Verbrennungsmotor zugelassen werden. Die Bedingung: Sie können nur mit klimaneutralem Kraftstoff betankt werden.

(dpa) - Die deutsche Bundesregierung hat sich im Streit um die Zukunft von Autos mit Verbrennungsmotor mit der EU-Kommission geeinigt. Das teilten Verkehrsminister Volker Wissing und EU-Kommissionsvize Frans Timmermans am Samstag mit. Die Einigung sei gestern am späten Abend erfolgt, teilte Wissing mit. Man habe den Weg dafür freigemacht, dass Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, die ausschließlich klimaneutralen Kraftstoffe tanken, auch nach 2035 neu zugelassen werden können. 


15.05.2019, Baden-Württemberg, Sindelfingen: Ulrich Müller zeigt neben seinem Erdgasauto Audi g-tron den Zapfhahn einer Erdgas-Tanksäule. (zu dpa-Story: «Zauberformel E-Fuels: Wie alle Autos klimaneutral werden könnten» vom 04.07.2019) Foto: Marijan Murat/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Laut Wissing wurden konkrete Verfahrensschritte und ein konkreter Zeitplan verbindlich fixiert. „Wir wollen, dass der Prozess bis Herbst 2024 abgeschlossen ist.“

Timmermans schrieb auf Twitter: „Wir haben mit Deutschland eine Einigung über die künftige Verwendung von E-Fuels in Autos erzielt.“ Man werde jetzt daran arbeiten, dass die Verordnung über CO2-Standards für Autos so schnell wie möglich verabschiedet werde.

Laut Wissing wurden konkrete Verfahrensschritte und ein konkreter Zeitplan verbindlich fixiert. „Wir wollen, dass der Prozess bis Herbst 2024 abgeschlossen ist.“ Mit der Einigung sei auch ein wichtiger Punkt aus dem Koalitionsvertrag umgesetzt worden.  

Unterschiedliche Lesart

Europaparlament und EU-Staaten hatten sich bereits im Oktober darauf geeinigt, dass in der EU ab 2035 nur noch emissionsfreie Neuwagen zugelassen werden dürfen. 

Bei der Grundsatzeinigung im Herbst hatte Deutschland einen Zusatz in das Abkommen verhandelt, wonach die EU-Kommission einen Vorschlag vorlegen soll, wie nach 2035 Fahrzeuge zugelassen werden können, die ausschließlich mit E-Fuels betrieben werden. In der EU-Kommission las man den entsprechenden Absatz stets so, dass davon Sonderfahrzeuge wie Kranken- oder Feuerwehrwagen betroffen sein sollen. Nach Berliner Lesart soll die E-Fuel-Ausnahme dagegen für alle Fahrzeuge gelten.   


Luxembourg's Prime Minister Xavier Bettel arrives for a EU Summit, at the EU headquarters in Brussels, on March 23, 2023. - The two-day summit of the 27 European Union leaders in Brussels aims to build on previous European Council meetings where EU leaders will discuss the latest developments including continued EU support for Ukraine, the economy, energy, and migration. (Photo by Kenzo TRIBOUILLARD / AFP)
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Für Deutschland ist es demnach wichtig, dass auch danach noch Neuwagen mit Verbrennungsmotoren zugelassen werden können, die E-Fuels tanken - also klimaneutrale künstliche Kraftstoffe, die mit Ökostrom erzeugt werden. Eine für Anfang März vorgesehene Bestätigung der Einigung durch die EU-Staaten wurde daher von Deutschland zunächst verhindert. Seitdem verhandelten Bundesverkehrsministerium und EU-Kommission über einen Kompromiss.


ARCHIV - 26.03.2020, Bayern, Forstinning: Ein Elektroauto (BMW i3) wird an einer Ladesäule geladen. Unter den großen deutschen Städten fahren die Einwohner von Stuttgart, Münster, Bielefeld und München besonders häufig mit Elektroautos. (zu dpa: «Private Elektroautos: Stuttgart, Münster und Bielefeld vorne») Foto: Sven Hoppe/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Viele EU-Partner hatten irritiert auf das deutsche Verhalten in dem Streit reagiert. Am Donnerstag sprach etwa der lettische Ministerpräsident Krisjanis Karins am Rande des EU-Gipfels vor laufenden Kameras von einem „sehr, sehr schwierigen Zeichen für die Zukunft“. Es sei verwunderlich, dass eine Regierung sich plötzlich anders entscheide, nachdem eine Vereinbarung bereits getroffen worden sei. Kritiker monieren, dass zur Herstellung von E-Fuels verhältnismäßig viel Energie gebraucht werde und die Kraftstoffe knapp seien. Sie würden in der Luft- und Schifffahrt dringender gebraucht.

Karins warnte: „Die gesamte Architektur der Entscheidungsfindung würde auseinanderfallen, wenn wir das alle tun würden.“ Hinter vorgehaltener Hand äußerten sich Diplomaten in Brüssel deutlicher. Sie werfen Deutschland einen Vertrauensbruch vor.    

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