Wählen Sie Ihre Nachrichten​

EU-Kommission geht gegen Ungarn vor
International 2 Min. 05.04.2022 Aus unserem online-Archiv
Korruptionsvorwürfe

EU-Kommission geht gegen Ungarn vor

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (l.) findet deutliche Worte zu Ungarn und Viktor Orban.
Korruptionsvorwürfe

EU-Kommission geht gegen Ungarn vor

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (l.) findet deutliche Worte zu Ungarn und Viktor Orban.
Fotos: AFP
International 2 Min. 05.04.2022 Aus unserem online-Archiv
Korruptionsvorwürfe

EU-Kommission geht gegen Ungarn vor

Ungarn kassiert jährlich Milliarden aus dem EU-Haushalt. Aber geht das Land auch anständig mit dem Geld um? Die EU-Kommission meint Nein – und macht einen historischen Schritt.

(dpa) – Ungarn muss sich wegen möglicher Verstöße gegen die Rechtsstaatlichkeit als erstes Land einem Verfahren zur Kürzung von EU-Mitteln stellen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigte am Dienstag im Straßburger Europaparlament an, dass ihre Behörde den ersten Schritt des sogenannten Rechtsstaatsmechanismus unternehmen werde. Darüber habe die EU-Kommission die ungarischen Behörden am Dienstag informiert.


Hungarian Prime Minister Viktor Orban celebrates on stage with members of the Fidesz party at their election base, 'Balna' building on the bank of the Danube River of Budapest, on April 3, 2022. - Nationalist Hungarian Prime Minister Viktor Orban claimed a "great victory" in general election, as partial results gave his Fidesz party the lead. (Photo by Attila KISBENEDEK / AFP)
Die EU muss Viktor Orbán in die Schranken weisen
Viktor Orbán geht gestärkt aus den Ungarn-Wahlen hervor. Er wird auf Konfrontation mit Brüssel setzen. Doch die EU darf nicht klein beigeben.

„Bei Ungarn, wir haben uns sehr klar ausgedrückt, ist das Problem Korruption“, sagte von der Leyen. Man sei derzeit nicht in der Lage, einen gemeinsamen Nenner zu finden. Im Parlament erntete von der Leyen für ihre Ankündigung Applaus. Damit Ungarn tatsächlich EU-Mittel gekürzt werden, bedarf es im letzten Schritt noch der Zustimmung von mindestens 15 der EU-Staaten mit 65 Prozent der EU-Bevölkerung. Vorher hat Budapest mehrfach die Möglichkeit, sich zu den Vorwürfen zu äußern.

Der sogenannte EU-Rechtsstaatsmechanismus ist seit Anfang 2021 in Kraft. Er soll dafür sorgen, dass Verstöße gegen rechtsstaatliche Prinzipien wie die Gewaltenteilung nicht mehr ungestraft bleiben, wenn dadurch ein Missbrauch von EU-Geldern droht.

Polen und Ungarn sahen sich besonders im Fokus des Instruments und klagten deshalb dagegen vor dem Europäischen Gerichtshof. Dieser wies die Klagen im Februar jedoch ab. Beide Staaten bekommen jährlich Milliarden aus dem Gemeinschaftsbudget.

Orban mit Oberwasser

Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban dürfte sich in seinem Kurs allerdings bestärkt fühlen. Seine rechtsnationale Fidesz-Partei gewann am Sonntag deutlich die Parlamentswahl. Sie kam auf 53 Prozent der Stimmen und sicherte sich damit das vierte Mal in Folge eine verfassungsändernde Zweidrittelmehrheit im Parlament.


A photograph shows a flag of the opposition coalition parties which reads as �Only up!� on the iceskating pitch during the results evening in Budapest on April 03, 2022. - With 57 percent of the votes counted, Nationalist Hungarian Prime Minister Orban's Fidesz party had gained 55.75 percent of the vote versus 32.55 percent for the six-party opposition coalition. (Photo by FERENC ISZA / AFP)
Katerstimmung in Ungarns liberalen Kreisen
Das mit großen Hoffnungen gestartete Oppositionsbündnis in Ungarn ist krachend gescheitert. Das lag nicht nur an den Machenschaften Orbáns.

Das Europaparlament macht schon seit langem Druck auf die EU-Kommission, den Rechtsstaatsmechanismus auszulösen. Die Behörde betonte jedoch stets, auf das EuGH-Urteil warten zu wollen. Dadurch sei kein Fall verloren gegangen, sagte von der Leyen auch am Dienstag. Das Parlament verklagte die EU-Kommission wegen ihrer Zögerlichkeit sogar vor dem EuGH - das Verfahren läuft noch.

Entsprechend begrüßten Europaabgeordnete von der Leyens Ankündigung am Dienstag.

„Dies wird ohne Zweifel der Anfang einer langen Staffel von Anhörungen und Stellungnahmen der ungarischen Regierung werden, aber letztendlich liegt es an den Mitgliedstaaten endlich Farbe zu bekennen“, kommentiert indes Christophe Hansen, EU-Parlamentarier für die CSV.  „Wir im Europaparlament werden den Druck hochhalten. Orban hat zu keinem Zeitpunkt einen Hehl aus seiner Putin Nähe gemacht und seine rezenten Aussagen geben den Anschein, dass er sich bestätigt und gestärkt sieht“, warnt er weiter. 

„Wir müssen dem ukrainischen Volk und unseren Verbündeten ganz klar zeigen auf welcher Seite wir stehen. Wir können die Gewalt ausserhalb der EU nur nachhaltig bekämpfen, wenn wir diese schleppende Krankheit innerhalb der EU ausrotten. Unsere stärkste Waffe ist und bleibt die Solidarität“, so Hansen. 


Lesen Sie mehr zu diesem Thema