Wählen Sie Ihre Nachrichten​

Erster Rücktritt eines deutschen Bischofs im Missbrauchsskandal
International 3 Min. 26.03.2023
Missbrauch in der Kirche

Erster Rücktritt eines deutschen Bischofs im Missbrauchsskandal

Der wegen seines Umgangs mit Missbrauchsfällen kritisierte Bischof Franz-Josef Bode wird das Bistum Osnabrück verlassen.
Missbrauch in der Kirche

Erster Rücktritt eines deutschen Bischofs im Missbrauchsskandal

Der wegen seines Umgangs mit Missbrauchsfällen kritisierte Bischof Franz-Josef Bode wird das Bistum Osnabrück verlassen.
Foto: dpa
International 3 Min. 26.03.2023
Missbrauch in der Kirche

Erster Rücktritt eines deutschen Bischofs im Missbrauchsskandal

Der Osnabrücker Bischof Bode hat Konsequenzen aus Fehlverhalten gezogen. Sein Abgang dürfte den Druck auf einen umstrittenen Kardinal erhöhen.

(KNA/mer) - Jetzt doch. Wiederholt hatte der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode in den vergangenen Monaten einen Rücktritt abgelehnt. Und das, obwohl ihm eine Studie Fehler im Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs bescheinigt hatte. Die massive Kritik - auch von Betroffenen - hat den Bischof nun aber zu einem Umdenken und einem Verzicht auf sein Amt bewegt. Das Rücktrittsgesuch des dienstältesten deutschen Ortsbischofs hat Papst Franziskus am Samstag angenommen.

Damit ist der 72-Jährige der erste deutsche Bischof, der im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal wirklich sein Amt abgibt. Rücktrittsgesuche anderer Bischöfe, etwa des Münchner Kardinals Reinhard Marx, hatte der Papst bisher abgelehnt, im Fall des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki steht die Entscheidung weiter aus.


(FILES) In this file photo taken on March 23, 2006, Bordeaux Archbishop Jean-Pierre Ricard of France arrives at the Synod Hall at the Vatican. - Jean-Pierre Ricard, a long-standing bishop of Bordeaux who was made a cardinal by Pope Francis in 2016, has admitted to a "reprehensible" act on a 14-year-old, the president of the Bishops' Conference of France, Eric de Moulins-Beaufort, told reporters. Eleven former or serving French bishops have been accused of sexual violence, including the former bishop of Bordeaux who has confessed to assaulting a minor 35 years ago, a senior church body announced on November 7, 2022. (Photo by Patrick HERTZOG / AFP)
Der Kardinal und das Mädchen
Der frühere Vorsitzende der französischen Bischofskonferenz gesteht den Missbrauch einer 14-Jährigen ein. Kein Einzelfall.

Bode stand seit der Veröffentlichung erster Ergebnisse einer Missbrauchsstudie für das Bistum Osnabrück im September in der Kritik. Die Autoren von der Universität Osnabrück werfen ihm und anderen Verantwortlichen vor, nicht pflichtgemäß oder unangemessen auf Hinweise zu sexuellem Missbrauch reagiert zu haben. Der Bischof bat damals zwar um Entschuldigung für sein Verhalten, wollte aber im Amt bleiben. Gerade weil der Bericht der Bistumsleitung für die vergangenen zehn Jahre „einen echten Lernprozess“ bescheinige, wolle er „mit aller Kraft den Aufgaben und Pflichten nachgehen, die der Bericht aufzeigt“, erklärte er im Herbst.

Gewaltiger Vertrauensverlust

Inzwischen hat der Bischof aber gemerkt, dass ein Weiter-so nicht funktioniert. So zeigte der kürzlich gegründete Betroffenenrat der norddeutschen Bistümer Bode in Rom an: Er habe Schilderungen einer Betroffenen „gänzlich falsch eingeschätzt“ und die Anzeige ihres Falls bei den vatikanischen Behörden verzögert, hieß es unter anderem zur Begründung.

„Manche haben jegliches Vertrauen in mich verloren“, schreibt Bode nun in einer Erklärung zu seinem Rücktritt, auch wenn ihn einige ermutigt hätten, seine Aufgabe als Bischof fortzuführen. Bei einem Pressestatement sagte er: „Insbesondere im Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt durch Kleriker habe auch ich selbst lange Zeit eher die Täter und die Institution als die Betroffenen im Blick gehabt.“ Er habe Fälle falsch eingeschätzt, häufig zögerlich gehandelt und manchmal falsche Entscheidungen getroffen.

Insbesondere im Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt durch Kleriker habe auch ich selbst lange Zeit eher die Täter und die Institution als die Betroffenen im Blick gehabt.  

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode

Im Reformprojekt Synodaler Weg spielte Bode eine zentrale Rolle. Mitte vergangener Woche, kurz nach Abschluss der Beratungen und wenige Tage vor seinem Rücktritt, kündigte er umgehend die Umsetzung der Beschlüsse in seinem Bistum an. Unter anderem würden künftig offiziell Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare und wiederverheiratete Geschiedene angeboten. Auch setzte sich der gebürtige Paderborner beim Reformprojekt dafür ein, die Möglichkeiten einer Diakonenweihe für Frauen auszuloten und in bestimmten Fällen verheiratete Priester zuzulassen.

Druck auf Woelki dürfte steigen

Nach dem Abgang Bodes dürfte der Druck auf den Kölner Kardinal Woelki weiter steigen. Seit mehr als zwei Jahren herrscht in Deutschlands mitgliederstärkster Diözese eine Vertrauenskrise, in die sich Franziskus 2021 einschaltete. Er schickte Kardinal Woelki in eine mehrmonatige Auszeit, die Anfang März 2022 endete. Seitdem ist Woelki wieder als Erzbischof in Köln tätig; Franziskus verlangte allerdings ein Rücktrittsgesuch von ihm. Über dieses hat das Kirchenoberhaupt noch nicht entschieden.


(FILES) In this file photo taken on December 08, 2015 Pope Emeritus Benedict XVI is pictured at St Peter's basilica in The Vatican before the opening of the "Holy Door" by Pope Francis to mark the start of the Jubilee Year of Mercy. - Former pope Benedict XVI failed to stop four clergymen accused of child sex abuse in the Catholic Church in Munich, the law firm that carried out a key probe said on January 20, 2022. The ex-pontiff -- who was the archbishop of Munich and Freising from 1977 to 1982 -- has "strictly" denied any responsibility, said lawyer Martin Pusch of Westpfahl Spilker Wastl which was tasked by the church to carry out the probe. (Photo by Vincenzo PINTO / AFP)
Bis zuletzt belastet vom Missbrauchsskandal
Joseph Ratzinger, der als Benedikt XVI. knapp acht Jahre lang Papst war, ist tot. Auf seiner Amtszeit liegt ein langer Schatten.

Am Donnerstag hatte der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) bei einer Audienz mit Papst Franziskus über die Vertrauenskrise im Erzbistum Köln gesprochen. „Viele Menschen sehen die Situation im Erzbistum Köln mit Sorge, auch ich persönlich“, sagte Wüst.


Lesen Sie mehr zu diesem Thema