Erste fast allgemeine Erleichterung in Berlin
Erste fast allgemeine Erleichterung in Berlin
Von Cornelie Barthelme (Berlin)
Möchte Deutschland sich ausgerechnet Saskia Esken beim Abrocken vorstellen? Der SPD-Co-Chefin ist das egal. Als Sonntagabend feststeht, dass Emmanuel Macron Staatspräsident bleibt in Frankreich, twittert sie: „Ich tanze!“ Am Montagmorgen sagt sie dann im „Deutschlandfunk“, „gerade in diesen schwierigen Zeiten“ sei Macrons Wiederwahl „ein wichtiges Zeichen für die Stabilität, für die Handlungsfähigkeit Europas“.
Der Verweis auf die europäische Bedeutung der Niederlage der Rechtsextremistin Marine Le Pen ist die meist-intonierte Reaktion im politischen Berlin. „Deine Wählerinnen und Wähler haben heute auch ein starkes Bekenntnis zu Europa gesendet“, twittert Bundeskanzler Olaf Scholz SPD nach seinen „Félicitations“. Vize-Vizekanzler Christian Lindner schreibt, mit der Entscheidung für Macron „ist das vereinte Europa die größte Gewinnerin dieser Wahl“. Für die Grünen befindet Co-Vorsitzender Omid Nouripour, es gelte jetzt, „unsere europäischen Werte zu verteidigen“ - denn: In Frankreich zeige sich eine Normalisierung extremistischer Diskurse.
Wie zum Beweis - und für dessen Existenz auch in Deutschland“ - twittert der allein verbliebene Vorsitzende der rechtsextremen AfD, Tino Chrupalla, er „gratuliere unserer Partnerin Marine Le Pen zu ihrem starken Ergebnis“. Macrons Erfolg nennt Chrupalla einen „Scheinsieg“.
Ganz anders - und nahe an den Reaktionen aus der Koalition - klingt Friedrich Merz (CDU), Chef der Opposition im Bundestag. „Auch #Europa hat heute gewonnen“, twittert er. Und fügt eine Aufforderung an den Kanzler hinzu - die zugleich Kritik ist an Ex-Kanzlerin Angela Merkel, die ja einst Macrons großen Europa-Aufschlag ignorierte. „Jetzt“, fordert Merz, „ist ein neuer Anlauf für deutsch-französische Zusammenarbeit möglich und nötig!“
Die Version des Bundespräsidenten lautet: „Deutschland will und braucht ein starkes Frankreich.“ Denn, so Frank-Walter Steinmeier in seiner Gratulation an Macron: Eine „neue Friedensordnung in Europa“ werde „nur gelingen, wenn Deutschland und Frankreich in einem geeinten Europa daran weiter eng zusammenarbeiten.“
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