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Erschütternde Doku liefert neue Einblicke in US-Kapitolsturm
International 4 1 2 Min. 07.07.2021 Aus unserem online-Archiv
"Day of Rage"

Erschütternde Doku liefert neue Einblicke in US-Kapitolsturm

Der Tiefpunkt der amerikanischen Demokratie: Das US-Parlament in Tränengaswolken
"Day of Rage"

Erschütternde Doku liefert neue Einblicke in US-Kapitolsturm

Der Tiefpunkt der amerikanischen Demokratie: Das US-Parlament in Tränengaswolken
Foto: Probal Rashid/ZUMA Wire/dpa
International 4 1 2 Min. 07.07.2021 Aus unserem online-Archiv
"Day of Rage"

Erschütternde Doku liefert neue Einblicke in US-Kapitolsturm

Tom RÜDELL
Tom RÜDELL
Die "New York Times" rekonstruiert die Ereignisse des 6. Januar mit Handyvideos und Bodycam-Bildern. Der vierzigminütige Film schockiert.

Am 6. Januar blickte die Welt erschrocken, abgestoßen und doch auch irgendwie gebannt auf Washington DC: Ein aufgeheizter Mob aus Rechtsextremen,  Trump-Anhängern und Leuten, die beides sind, stürmte an diesem Tag das US-Parlament. 

Manche bewaffnet, manche in Kampfmontur, einige mit den Abzeichen rechtsextremer Organisationen wie den Oath Keepers, andere in Fantasieuniformen, wie der „Schamane mit den Büffelhörnern“. Aufgeheizt von Tweets und Reden des Präsidenten Donald Trump, der die Wahl gegen Joe Biden verloren hatte - was genau an diesem Nachmittag durch eine Auszählung im Senat bestätigt werden sollte. 

Doch Trump behauptet bis heute, die Wahl sei „gestohlen“, und seine Anhänger glauben das auch, an jenem 6. Januar. Mit dem bekannten, schrecklichen Ergebnis: Fünf Tote, zahlreiche Verletzte und eine bis ins Mark erschütterte Demokratie, beinahe zerschlagen von angeblichen Patrioten. 


Trump supporters clash with police and security forces as they storm the US Capitol in Washington, DC on January 6, 2021. - Donald Trump's supporters stormed a session of Congress held today, January 6, to certify Joe Biden's election win, triggering unprecedented chaos and violence at the heart of American democracy and accusations the president was attempting a coup. (Photo by Olivier DOULIERY / AFP)
US-Kongress erstürmt - fünf Tote
Proteste von Anhängern des abgewählten Präsidenten Trump arten in Gewalt aus. Erst nach Stunden voller Chaos kommt der Kongress wieder zusammen.

Ein Rechercheteam der „New York Times“ hat den Tag des Kapitolsturms in sechsmonatiger Kleinarbeit rekonstruiert - aus Handyvideos, Mitschnitten des Polizeifunks und dem Filmmaterial aus Überwachungskameras und den Bodycams der eingesetzten Sicherheitskräfte. „Day of Rage“, Tag der Wut, heißt der vierzig Minuten lange Film, der frei auf dem Server der „Times“ oder auch auf YouTube zu sehen ist. Er ist ein erschreckendes Zeitdokument. 

Weil das verwendete Material aus der Mitte des Geschehens stammt, die Filmemacher aber gleichzeitig großen Wert auf eine akribische Einordnung des Gezeigten legen, entsteht eine extrem dichte Dokumentation. 

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Wer die Ereignisse zeitnah verfolgt hat, hat die schockierenden Bilder auf die ein oder andere Art bereits größtenteils gesehen. Was fehlte, waren die Zusammenhänge: „Day of Rage“ bietet einen guten Überblick über die Abläufe, die handelnden Personen, die gleichzeitig ablaufenden Ereignisse an verschiedenen Punkten am Kapitol. 

Der Film wirft ein Schlaglicht auf die erkennbar geplanten und koordinierten Bewegungen, die es erst möglich machten, dass der Mob ins Parlament eindringen konnte - wo er sein erklärtes Ziel, Gewalt gegen demokratisch gewählte Entscheidungsträger, nur knapp verfehlte. Und er zeigt durch die streng chronologische Erzählweise auch, was die Tweets von Präsident Trump am 6. Januar mit der Eskalation zu tun haben. 


Der Gitarrist der Power-Metal-Band Iced Earth, Jon Schaffer (in blau), bei der Stürmung des Kapitols am Mittwoch.
Jon Schaffer, der rechtsextreme Anarchist
Der 52-jährige Iced Earth-Gitarrist ist in der Metalszene kein Unbekannter. Weil er beim Kapitolsturm dabei war, sucht ihn das FBI.

Damit leistet „Day of Rage“ mehr, als nur ein bekanntes Ereignis zusammenzufassen. Vielmehr übt der Film massiven Druck auf die Politik aus: Bis heute versuchen die Republikaner die Ereignisse an jenem 6. Januar zu verharmlosen. Sie spielen den gewalttätigen Mob als friedliche Demonstration, als „tourist trip“ verärgerter Patrioten herunter, lehnen jede Verantwortung des ehemaligen Präsidenten ab und verhindern eine parlamentarische Untersuchung mit allen Mitteln.

Viele ihrer Behauptungen lassen sich nach dem Gesamtbild, das „Day of Rage“ zeigt, nicht mehr aufrechterhalten. 

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