Erschütternde Doku liefert neue Einblicke in US-Kapitolsturm
Erschütternde Doku liefert neue Einblicke in US-Kapitolsturm
Am 6. Januar blickte die Welt erschrocken, abgestoßen und doch auch irgendwie gebannt auf Washington DC: Ein aufgeheizter Mob aus Rechtsextremen, Trump-Anhängern und Leuten, die beides sind, stürmte an diesem Tag das US-Parlament.
Manche bewaffnet, manche in Kampfmontur, einige mit den Abzeichen rechtsextremer Organisationen wie den Oath Keepers, andere in Fantasieuniformen, wie der „Schamane mit den Büffelhörnern“. Aufgeheizt von Tweets und Reden des Präsidenten Donald Trump, der die Wahl gegen Joe Biden verloren hatte - was genau an diesem Nachmittag durch eine Auszählung im Senat bestätigt werden sollte.
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Doch Trump behauptet bis heute, die Wahl sei „gestohlen“, und seine Anhänger glauben das auch, an jenem 6. Januar. Mit dem bekannten, schrecklichen Ergebnis: Fünf Tote, zahlreiche Verletzte und eine bis ins Mark erschütterte Demokratie, beinahe zerschlagen von angeblichen Patrioten.
Ein Rechercheteam der „New York Times“ hat den Tag des Kapitolsturms in sechsmonatiger Kleinarbeit rekonstruiert - aus Handyvideos, Mitschnitten des Polizeifunks und dem Filmmaterial aus Überwachungskameras und den Bodycams der eingesetzten Sicherheitskräfte. „Day of Rage“, Tag der Wut, heißt der vierzig Minuten lange Film, der frei auf dem Server der „Times“ oder auch auf YouTube zu sehen ist. Er ist ein erschreckendes Zeitdokument.
Weil das verwendete Material aus der Mitte des Geschehens stammt, die Filmemacher aber gleichzeitig großen Wert auf eine akribische Einordnung des Gezeigten legen, entsteht eine extrem dichte Dokumentation.
Wer die Ereignisse zeitnah verfolgt hat, hat die schockierenden Bilder auf die ein oder andere Art bereits größtenteils gesehen. Was fehlte, waren die Zusammenhänge: „Day of Rage“ bietet einen guten Überblick über die Abläufe, die handelnden Personen, die gleichzeitig ablaufenden Ereignisse an verschiedenen Punkten am Kapitol.
Der Film wirft ein Schlaglicht auf die erkennbar geplanten und koordinierten Bewegungen, die es erst möglich machten, dass der Mob ins Parlament eindringen konnte - wo er sein erklärtes Ziel, Gewalt gegen demokratisch gewählte Entscheidungsträger, nur knapp verfehlte. Und er zeigt durch die streng chronologische Erzählweise auch, was die Tweets von Präsident Trump am 6. Januar mit der Eskalation zu tun haben.
Damit leistet „Day of Rage“ mehr, als nur ein bekanntes Ereignis zusammenzufassen. Vielmehr übt der Film massiven Druck auf die Politik aus: Bis heute versuchen die Republikaner die Ereignisse an jenem 6. Januar zu verharmlosen. Sie spielen den gewalttätigen Mob als friedliche Demonstration, als „tourist trip“ verärgerter Patrioten herunter, lehnen jede Verantwortung des ehemaligen Präsidenten ab und verhindern eine parlamentarische Untersuchung mit allen Mitteln.
Viele ihrer Behauptungen lassen sich nach dem Gesamtbild, das „Day of Rage“ zeigt, nicht mehr aufrechterhalten.
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