Ermittler suchen Motiv des Angreifers
Ermittler suchen Motiv des Angreifers
(dpa) - Nach der Messerattacke in der Pariser Polizeipräfektur mit zusammen fünf Toten suchen Ermittler das Motiv des Angreifers. Der 45 Jahre alte Mitarbeiter des Polizeihauptquartiers im Herzen der Hauptstadt hatte am Donnerstag vier Menschen mit einem Messer getötet und war dann erschossen worden.
Der mutmaßliche Täter arbeitete seit 2003 als Angestellter im Polizeihauptquartier, sagte der französische Innenminister Christophe Castaner am Donnerstag in der Nähe des Tatorts im Herzen von Paris. Der Tatverdächtige sei vorher nie negativ aufgefallen.
"Das ist das schlimmste Szenario, das passieren konnte."
Gewerkschafter Philippe Capon
Laut Medien war der 45-Jährige in der als sensibel geltenden Abteilung „Direction de renseignement“ der Polizeibehörde eingesetzt - in dieser Abteilung geht es unter anderem um den Kampf gegen Terrorbedrohungen.
Der in dieser Form beispiellose Fall löste in Frankreich Entsetzen und Trauer aus. Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo sprach von einer „fürchterlichen Attacke“.
Die Pariser Staatsanwaltschaft habe eine Untersuchung wegen vorsätzlicher Tötung eingeleitet, sagte Chefermittler Rémy Heitz. Er stehe im ständigen Kontakt mit der Anti-Terror-Staatsanwaltschaft.
Laut Medien ist der wahrscheinliche Hintergrund der Tat ein interner Konflikt innerhalb der Polizeibehörde. Ein terroristischer Hintergrund könne aber nicht ausgeschlossen werden. Frankreich wird seit Jahren von islamistischen Anschlägen erschüttert, die Angst vor Attentaten ist deshalb hoch.
Der Wohnsitz des mutmaßlichen Täters wurde durchsucht, sagte Chefermittler Rémy Heitz. Wie Justizkreise ergänzten, wurde die Frau des Täters in Polizeigewahrsam genommen.
Frankreich wird seit Jahren von islamistischen Anschlägen erschüttert, die Angst vor Attentaten ist hoch. Staatschef Emmanuel Macron besuchte den Tatort. Er habe den Mitarbeitern der Polizei seine Unterstützung und Solidarität bekundet, hieß es aus Élyséekreisen. Der 41-Jährige wurde von Castaner und dem französischen Innenstaatssekretär Laurent Nuñez begleitet.
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Die Tat ereignete sich laut Castaner zwischen 12.30 und 13.00 Uhr in der Polizeipräfektur. Er sprach von einem „mörderischen Lauf“. Der mutmaßliche Täter habe ein Keramikmesser benutzt, berichtete BFMTV. Er sei nach dem Angriff im Hof des riesigen Gebäudes erschossen worden.
Der Augenzeuge Émery Siamandi erzählte BFMTV, er habe Schüsse gehört. „Ich habe gedacht, dass sich ein Polizist umgebracht hat.“ Dann habe er bemerkt, dass auf den Angreifer geschossen wurde - der Polizist, der sich mit der Dienstwaffe gewehrt habe, habe geweint.
Der Bereich um die Präfektur in der Nähe der Kathedrale Notre-Dame wurde weiträumig abgesperrt. Autos und Fußgänger durften einige große Seine-Brücken in die Richtung der Seine-Insel Île de la Cité nicht mehr passieren.
Die Absperrungen wurden dann am späten Nachmittag wieder aufgehoben, viele Menschen liefen dann über die Brücken, wie eine dpa-Reporterin berichtete. Touristen wunderten sich über die Absperrungen in der Innenstadt.
Die Bluttat löste bei den Sicherheitskräften Trauer und Bestürzung aus: „Das ist das schlimmste Szenario, das passieren konnte“, sagte der Generalsekretär der Gewerkschaft UNSA, Philippe Capon. „Das ist ein Schock, ein Drama“, resümierte der Generalsekretär der Gewerkschaft VIGI Police, Alexandre Langlois, laut BFMTV. Erst am Mittwoch hatten Tausende Polizisten in Paris für bessere Arbeitsbedingungen protestiert.
Mehrere Gewerkschaften hatten zu dem „Marsch der Wut“ im Osten der Hauptstadt aufgerufen. Nach Angaben der Organisatoren, der Polizeigewerkschaft Unité SGP Police, waren in Paris rund 27.000 Polizisten auf die Straßen gegangen. Wie der Radionachrichtensender Franceinfo berichtete, gab es in der Polizei seit Jahresbeginn rund 50 Suizide.
