Entdecker des Corona-Virus gestorben
Entdecker des Corona-Virus gestorben
(dpa/SC) - Die Zahl der Toten durch das neue Corona-Virus in China ist so stark gestiegen wie noch nie. Innerhalb eines Tages waren bis Donnerstag 73 neue Todesfälle zu beklagen, wie die chinesische Gesundheitskommission in Peking berichtete. Damit legte die Zahl der Toten in China auf insgesamt 563 zu. Die bestätigten Infektionen mit der Lungenkrankheit kletterten auch wieder stark um 3694 auf 28.018 Fälle. Die Kommission sprach von mehr als 24.000 Verdachtsfällen.
Inzwischen ist auch der chinesische Augenarzt Li Wenliang, der als einer der Ersten auf das Corona-Virus hingewiesen hatte und über das Internet andere Ärzte alarmierte, selbst an den Folgen des Virus gestorben. Das berichtete die chinesische staatliche Zeitung "Global Times" am Donnerstag. Nachdem Li Wenliang die Alarmglocken geschlagen hatte, wurde er, zusammen mit sieben anderen Teilnehmern einer Medizinergruppe, noch in derselben Nacht von den Behörden in Wuhan einbestellt und verhört.
Li Wenliang wurde ein Schweigediktat vorgelegt - an das er sich allerdings nicht hielt. Er ging mit den Einschüchterungsversuchen gegen sich an die Öffentlichkeit und bestätigte damit auch, dass die Behörden in Wuhan gezielt versuchten, das Ausmaß der Epidemie herunterzuspielen. Sein Zivilcourage machte ihn in der chinesischen Bevölkerung zu einer Art Heldenfigur.
Kreuzfahrtschiffe unter Quarantäne
In Japan und Hongkong wurden nach der Entdeckung von Virusinfektionen an Bord von zwei Kreuzfahrtschiffen insgesamt rund 7000 Passagiere und Besatzungsmitglieder festgesetzt. Nachdem am Vortag bereits zehn Fälle auf dem Schiff "Diamond Princess" vor Yokohama bestätigt worden waren, kamen am Donnerstag zehn weitere Nachweise hinzu, wie das japanische Gesundheitsministerium mitteilte. Die Betroffenen würden in örtliche Krankenhäuser gebracht.
An Bord des Schiffes sind auch acht deutsche Staatsangehörige. Nach bisherigen Erkenntnissen sind sie nicht unter den Infizierten. Die übrigen der insgesamt 2666 Passagiere, etwa die Hälfte davon Japaner, sowie 1045 Crew-Mitglieder sollen zunächst für weitere 14 Tage an Bord bleiben, da die Untersuchungen auf den Erreger weitergehen. Mit den neuen Fällen stieg die Zahl der Ansteckungen in Japan auf 45.
In Hongkong wird nach Infektions-Nachweisen ein zweites Schiff mit mehr als 1800 - meist aus der chinesischen Sonderverwaltungsregion stammenden - Passagieren und 1800 Crewmitgliedern festgehalten. Bei drei Menschen, die zwischenzeitlich mit dem Schiff der asiatischen Gesellschaft Dream Cruises gereist waren, war das Virus festgestellt worden. Drei Besatzungsmitglieder sind mit Fieber in Krankenhäuser gebracht und als Vorsichtsmaßnahme unter Isolation gestellt worden. Außerhalb von Festland-China sind in mehr als zwei Dutzend Ländern rund 240 Infektionen bestätigt. In Hongkong und auf den Philippinen waren zwei Tote zu beklagen.
In Deutschland gibt es inzwischen 13 Patienten, denen es den Umständen entsprechend gut geht. Zwei waren unter den von der Bundeswehr zurückgeholten Deutschen aus der schwer betroffenen Metropole Wuhan in Zentralchina. Außerdem gibt es elf Patienten in Bayern, die sich beim Autozulieferer Webasto bei einer Mitarbeiterin aus China angesteckt hatte. Die Infektion der Chinesin wurde erst nach dem Abflug aus Deutschland nachgewiesen.
Wuhan richtet Bettenlager ein
Um die steigende Zahl der Kranken zu bewältigen, wandelt die chinesische Metropole Wuhan in der Provinz Hubei weitere Hallen und Gebäude in vorübergehende Bettenlager um. Ein Ausstellungsgelände, in dem 1600 Betten aufgestellt wurden, nahm erstmals Patienten auf. Zwei weitere Einrichtungen werden umgewandelt und sollen 2800 zusätzliche Betten zur Verfügung stellen. Besonders Patienten mit milden Symptomen sollen dort untergebracht werden.
In Wuhan alleine stieg die Zahl der bestätigten Infektionen bis Donnerstag innerhalb eines Tages um 1700 auf mehr als 10.100. Die 28 ausgesuchten Krankenhäuser, die für Corona-Fälle bestimmt sind, bieten aber nur 8250 Betten. Die Stadt will jetzt auch noch Hotels, Schulen, Turnhallen, Sportzentren und andere Stätten in Aufnahmelager für Quarantäne, Beobachtung oder Behandlung von Patienten umwandeln, wie die Nachrichtenagentur Xinhua berichtete.
"Wenn eine große Zahl von Patienten mit milden Symptomen daheim lebt oder Patienten unter Virusverdacht in der Gesellschaft herumlaufen, werde sie die Hauptquelle, die das Virus verbreitet", warnte der Präsident der chinesischen Akademie für medizinische Wissenschaften, Wang Cheng, laut Xinhua. Derzeit seien mehr als 5000 Personen zur Beobachtung in Quarantäne zentral untergebracht, weitere 20.000 seien daheim isoliert, berichtete die Staatsagentur.
Zur Behandlung von Erkrankten haben chinesische Behörden das amerikanische Anti-Virus-Medikament Remdesivir für klinische Versuche mit dem neuen Corona-Virus zugelassen, wie Xinhua berichtete. Die erste Gruppe von Patienten solle das Medikament am Donnerstag nehmen. Es habe gute Ergebnisse bei anderen Corona-Viren wie Sars oder Mers und zumindest auf Zellebene auch bei dem 2019-nCov genannten neuen Virus gezeigt. 761 Patienten nähmen an den Tests teil.
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