Engel der Armen oder Höllenengel?
Engel der Armen oder Höllenengel?
(dpa) - Am Petersplatz findet am kommenden Sonntag eines der wohl größten Ereignisse in der bisherigen Amtszeit von Papst Franziskus statt: Mutter Teresa wird heiliggesprochen. Hunderttausende Menschen werden erwartet, um der kleinen Nonne mit dem weiß-blauen Ordensgewand fast zwanzig Jahre nach ihrem Tod die Ehre zu geben.
Die Heiligsprechung liegt ganz auf einer Linie mit dem Heiligen Jahr, das Papst Franziskus für dieses Jahr ausgerufen hatte. Das Thema: Barmherzigkeit. Denn Mutter Teresa steht wie kaum jemand anderes für das Engagement für die Armen.
Die Tatsache, dass Mutter Teresa Zeit ihres Lebens an Gott gezweifelt hätte, mache sie umso aktueller. „In der Moderne kann man nicht mehr an den Gott des Mittelalters glauben, den mit dem Bart“, sagte Politi. Jemand, der an Gott zweifelt, kann also durchaus heilig sein. Auch für Franziskus seien Nichtgläubige nicht „minderwertiger.“
Seligsprechung schon nach sechs Jahren
So schnell wie Mutter Teresa wurden bisher wenige heilig gesprochen, in modernen Zeiten war es nur Papst Johannes Paul II. Sechs Jahre nach ihrem Tod im Jahr 1997 wurde sie von ihm selig gesprochen. Nachdem in der katholischen Kirche zwei „Wunder“ für eine Heiligsprechung nötig sind, fand sich 2015 dann die zweite wundersame Tat, für die Mutter Teresa verantwortlich sein soll: Ein Brasilianer wurde ohne wissenschaftliche Erklärung von mehreren Hirntumoren geheilt, nachdem er die Nonne um Hilfe gebeten haben mag.
Papst Franziskus erkannte dies 2015 als Wunder an, der Weg für die Heiligsprechung war frei. Dass ihr erstes „Wunder“, die Heilung einer Frau in Indien von Krebs, umstritten ist, hielt das Verfahren nicht auf.
Auch ihre Einstellung zur Abtreibung, die sie den „größten Friedenszerstörer der Welt“ nannte, und ihr Feldzug gegen Verhütung brachte Kritiker gegen sie auf.
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