Eiszeit in Kattowitz
Eiszeit in Kattowitz
Heute beginnt im polnischen Kattowitz das Weltklimatreffen, die sogenannte COP-24 (Conference of the parties). Mehr als 20.000 Teilnehmer aus rund 200 Ländern werden bis zum 14. Dezember darüber beraten, wie sich der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur begrenzen lässt. Anbei die Antworten zu den vier wichtigsten Fragen.
Klimawandel - was ist das noch gleich?
Natürliche Änderungen im Klima hat es immer schon gegeben. Das gilt auch für die sogenannten Treibhausgase, darunter Kohlendioxid (CO2). Sie sind für den Treibhauseffekt verantwortlich, zunächst einmal auch ein natürlicher Vorgang. Die Gase greifen in die Strahlungsbilanz zwischen eingehender Sonnenstrahlung und der von der Erdoberfläche abgehenden Wärmestrahlung ein. Gäbe es dieses Phänomen nicht, betrüge die mittlere Temperatur an der Erdoberfläche minus 18 Grad; dank CO2 und Co. sind es tatsächlich aber plus 15 Grad. Erhöht sich die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre, wird es wärmer. Diese Erwärmung hat sich in den vergangenen 100 Jahren stark beschleunigt.
Hier kommt nun der von den Menschen verursachte Treibhauseffekt ins Spiel. Ein wesentlicher Faktor dabei ist der Rückgriff auf Kohle, Erdöl und Erdgas. Bei der Verbrennung dieser fossilen Brennstoffe gelangt zusätzliches CO2 in die Atmosphäre. Inzwischen sind 400 von einer Million Moleküle in der Atmosphäre Treibhausgasmoleküle. Vor der Industriellen Revolution lag dieser Wert bei 280 "parts per million" (ppm).
Bereits jetzt stellen Wissenschaftler einen Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur von 1,0 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Niveau fest. Der von Menschen verursachte Klimawandel ist in vollem Gang - und seine Folgen sind jetzt schon spürbar: vom Schmelzen der Gletscher in den Alpen bis zu Dürren in Ostafrika.
Was wird bei der Weltklimakonferenz in Kattowitz verhandelt?
In Kattowitz geht es um Paris. In der französischen Hauptstadt wurde 2015 ein Klima-Abkommen beschlossen. Der Vertrag sieht vor, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur im Vergleich zum vorindustriellen Niveau auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu begrenzen. Dazu sollen alle Staaten nationale klimapolitische Pläne vorlegen, die Nationally Determined Contributions (NDC). Bislang reichen diese Selbstverpflichtungen jedoch bei Weitem nicht aus.
In Kattowitz wird deswegen der Abschluss des "Talanoa-Dialogs" auf der Agenda stehen. Die Initiative, gestartet anlässlich der von Deutschland und den Fidschi-Inseln im vergangenen Jahr in Bonn abgehaltenen Klimakonferenz, will dazu beitragen, die Klimaziele ehrgeiziger zu formulieren. Der Druck ist nach dem jüngsten Report des Weltklimarates IPCC im Herbst noch einmal gewachsen. Darin zeigen die Experten auf, dass es noch möglich ist, den Anstieg der Durchschnittstemperatur auf höchstens 1,5 Grad zu begrenzen. Dafür bräuchte es in Kattowitz klare Ansagen der Vertragspartner, ihre klimapolitischen Hausaufgaben zu machen und ihre Pläne nachzubessern.
Außerdem sollen die Arbeiten zu einem "Regelbuch" abgeschlossen werden, das unter anderem die Vergleichbarkeit der Ziele gewährleistet und eine Überprüfung der Fortschritte beim Klimaschutz möglich macht.
Kattowitz ist die gefühlt tausendste Klimakonferenz - können Verhandlungen überhaupt irgendetwas bewirken?
Gegenfrage: Was wäre die Alternative? Beim Klimawandel und seinen Folgen handelt es sich um ein weltweites Phänomen - das nur auf internationaler Ebene angegangen werden kann. Klar ist aber auch: Wenn mehr als 190 Vertragspartner an einem Tisch sitzen, dauert es schon mal länger.
Schließlich geht es um Geld, viel Geld. Um Investitionen in den Klimaschutz, Hilfen der Industriestaaten - und größten CO2-Sünder - für die ärmeren Länder. Und um finanzielle Unterstützung im Kampf gegen die bereits eingetretenen Folgen des Klimawandels.
Dazu kommt eine Vielzahl unterschiedlicher Interessen: Angefangen von den USA, deren Präsident Donald Trump angekündigt hat, das Pariser Abkommen aufkündigen zu wollen, bis hin zu kleinen Inselstaaten wie Vanuatu, denen aufgrund steigender Meeresspiegel bereits jetzt schon das Wasser buchstäblich bis zum Hals steht. Immerhin: Bis jetzt sitzen noch alle Staaten am Verhandlungstisch, auch die USA, die frühestens am 4. November 2020 ihren Ausstieg vollziehen können.
Verhandlungen schön und gut - aber was kann ich selbst gegen den Klimawandel tun?
Eine ganze Menge. Braucht ein Stadtmensch unbedingt einen Van oder einen Jeep, um sich fortzubewegen? Aufgepasst bei Elektroautos: Die benötigen Strom - und der wird immer noch viel zu oft aus Kohle gewonnen. Sinnvoller und gesünder: Zu Fuß gehen, aufs Fahrrad steigen oder öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Bei der Arbeit im Garten: Laubbläser aus - und zum Besen oder Rechen greifen. Nicht nur die Umwelt, auch die lärmgeplagten Nachbarn werden es danken. Und: Öfter mal auf ein Steak verzichten. Rindviecher rülpsen und stoßen dabei Methan aus, auch das ein Treibhausgas.
Davon abgesehen werden gerade in Südamerika riesige Flächen Urwald für die Rinderzucht gerodet. Wälder sind CO2-Speicher, sogenannte Senken, und schon allein deswegen wertvolle Helfer im Kampf gegen den Klimawandel. Wer wissen will, was er sonst noch tun kann, informiere sich beispielsweise auf den Seiten von Umweltschutz- und Entwicklungsorganisationen: von Greenpeace bis WWF, von Brot für die Welt und Misereor bis zur Welthungerhilfe.
