Donald Trumps Amtseinführung: Markige Worte und geballte Fäuste
Donald Trumps Amtseinführung: Markige Worte und geballte Fäuste
Von Thomas Spang (Washington)
Kurz nach Mittag kündigen Posaunen und Trommeln den Ehrenmarsch für den neuen Präsidenten an. Dann schmettert die Band des "Marine-Corps" das “Hail to the Chief”. Gefolgt von 21 Salut-Schüssen. Donald Trump grinst triumphierend über das ganze Gesicht. Er hat geschafft, woran lange Zeit nur er selber glaubte: Führer der Supermacht USA zu werden.
"Von diesem Tag an, wird unser Land von einer neuen Vision geleitet", wandte sich der frisch vereidigte Präsident an seine Landsleute. "Von nun an gilt nur noch 'America first". In einer betont nationalistischen Rede schlägt Trump an diesem verhangenen Wintertag einen ungewöhnlich pessimistischen Ton an. Er macht ein "Gemetzel" in Amerika aus, das er stoppen will.
Die USA hätten "die Armeen anderer Länder subventioniert", während die eigenen Streitkräfte geschwächt worden seien. "Wir haben die Grenzen anderer Länder verteidigt, während wir unsere vernachlässigt haben" Die Amerikaner hätten andere Länder reich gemacht, "während unser Wohlstand am Horizont verschwunden ist."
In seiner Präsidentschaft würden die USA "alte Bündnisse wahren" und "neue zu formen", um "den radikalen Islam für immer vom Gesicht der Erde auszulöschen". Wenn Amerika geeint bleibe, sei es nicht zu stoppen. Sprach's und streckte am Ende seiner Ausführungen wie ein Volkstribun beide Fäuste in die Höhe.
Während Trump sprach, setzte ein leichter Nieselregen ein, der die Stimmung unter seinen rund 800.000 enthusiastischen Anhänger auf der Mall nicht trübte. Diese hatten kurz zuvor verfolgt, wie Trump auf den Stufen des Capitol seinen Amtseid mit der Hand gleich auf zwei Bibeln ablegte.
Im himmel-blauen Kostüm verfolgte Trumps aus Slowenien stammende dritte Ehefrau Melania mit unverkennbarer Bewunderung für ihren 70-jährigen Mann das denkwürdige Geschehen. Weniger freudig sind die Mienen der ehemaligen Präsidenten, die aus Respekt vor dem Amt gekommen sind. George W. Bush, Jimmy Carter, Bill Clinton und natürlich auch Barack Obama sind in Begleitung ihrer Ehefrauen gekommen. George Bush Senior und Ehefrau Barbara konnten wegen Krankheit nicht teilnehmen.
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Viele Besucher vom Lande
Angeführt von der schwarzen Bürgerrechts-Legende John Lewis boykottierten 66 Kongressmitglieder, allesamt Demokraten, die Amtseinführung Trumps, der mit seiner Hetze gegen Mexikaner, Muslime und andere Minderheiten im Wahlkampf viel Porzellan zerschlagen hatte.
Mit ihrer ungewöhnlichen Nichtteilnahme demonstrieren die Abgeordneten aber vor allem gegen die Einmischung Russland zugunsten Trumps, den sie deshalb nicht als legitimen Präsidenten anerkennen.
Viele Einwohner der amerikanischen Hauptstadt, in der Trump gerade einmal vier Prozent der Stimmen holte, suchten das Weite, während hunderttausende Trump-Fans aus dem ländlichen Amerika, den alten Industrie-Städten des Rostgürtels und des Südens nach Washington kamen, um der Inauguration beizuwohnen. Regionen, die dem Populisten zu dem überraschenden Wahlsieg verholfen hatten.
Die Stimmung im Zentrum Washingtons war den ganzen Tag über gespannt. Immer wieder kommt es Handgemengen zwischen Trump-Gegnern und dessen Anhängern. Demonstranten blockieren den Zugang zur Mall. Die Polizei setzte Tränengas ein, um Proteste aufzulösen.
Niedrige Zustimmung
Die mehr als 28.000 Sicherheitskräfte haben sich über Wochen auf massive Proteste vorbereitet und die Stadt zu einer Festung verwandelt. Über der Mall kreisten Helikopter, die von oben über das Geschehen wachen. Die Vogelperspektive zeigt ein rotes Meer aus Trump-Anhängern auf der Mall, die ihre ikonischen Basemützen mit der Aufschrift "Make America Great Again" aufgesetzt haben. Der imposante Blick kann nicht darüber hinwegtäuschen, wie bescheiden das Interesse insgesamt an den Feierlichkeiten eines Mannes sind, der mit einer historisch niedrigen Zustimmungsrate von 40 Prozent sein Amt antritt.
Die Veranstalter der Festbälle am Abend haben Mühe Karten zu verkaufen. Ein traditioneller Ball musste mangels Interesse abgesagt werden. Auch die Parade vom Kongress zum Weißen Haus fiel mit 90 Minuten deutlich kürzer aus als in der Vergangenheit.
Während Trump nach seiner Rede zur Amtseinführung im Kongress zu Tisch saß, entschwebte das scheidende Präsidentenpaar an Bord von "Marine One" zur "Andrews Air Force Base". Er verabschiedete sich mit den Worten "Yes we did it, Yes we can, God Bless America."
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