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Deutsche Wikipedia schaltet sich einen Tag ab
International 2 Min. 20.03.2019 Aus unserem online-Archiv

Deutsche Wikipedia schaltet sich einen Tag ab

Am Samstag wird europaweit gegen die EU-Urheberrechtsreform demonstiert, auch in Luxemburg.

Deutsche Wikipedia schaltet sich einen Tag ab

Am Samstag wird europaweit gegen die EU-Urheberrechtsreform demonstiert, auch in Luxemburg.
Foto: Carmen Jaspersen/dpa
International 2 Min. 20.03.2019 Aus unserem online-Archiv

Deutsche Wikipedia schaltet sich einen Tag ab

Die deutschsprachige Wikipedia demonstriert am kommenden Donnerstag gegen die geplante EU-Reform des Urheberrechts. 24 Stunden lang soll statt den inzwischen 2,3 Millionen Artikeln ein Protesttext eingeblendet werden. Die Aktion warnt vor befürchteter Selbstzensur durch Uploadfilter im Internet, falls die Reform wie geplant umgesetzt wird.

(kna/sop) - Keine Artikel, keine Fotos, keine Videos: Auf der deutschen Ausgabe von Wikipedia soll es am kommenden Donnerstag nichts nachzuschlagen geben. Rund 2,3 Millionen deutschsprachige Einträge gehen dann für 24 Stunden offline. 


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Der Uploadfilter kommt doch
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Die beliebte Online-Enzyklopädie will statt ihren Einträgen eine schwarze Seite mit einem einzigen Text zeigen und sich für einen Tag abschalten. Ein Protest, der auffallen wird: Allein die Hauptseite verzeichnet nach Angaben von Wikipedia pro Tag durchschnittlich 1,1 Millionen Seitenabfrufe.  

Mit der Aktion protestiert Wikipedia gegen die geplante EU-Reform des Urheberrechts, insbesondere gegen die befürchtete Zensur durch so genannte Upload-Filter und das Leistungsschutzrecht für Presseverlage.   

Demo am Samstag in Kirchberg

Der Protesttext, den die deutsche Ausgabe des Internet-Lexikons anzeigen will, soll Kritikpunkte an der Reform auflisten und den Aufruf enthalten, Abgeordnete des EU-Parlaments anzuschreiben, am 29. Mai an den Europawahlen teilzunehmen und bei den europaweiten Demonstrationen am 23. März mitzumachen. 

In Luxemburg findet die Demo gegen die Reform unter dem Motto "#SaveYourInternet" am Samstag auf der Place d'Europe ab 14 Uhr statt.

Kritik an Artikel 13

Die EU-Reform soll das Urheberrecht ans Internet-Zeitalter anpassen, wird aber besonders für ihren Artikel 13 stark kritisiert. Er sieht vor, dass Plattformen wie YouTube künftig sicherstellen müssen, dass urheberrechtlich geschützte Inhalte wie Bilder, Videos oder Musik nicht mehr unerlaubt ins Netz gelangen. 


Der vom Ausschuss zugestimmte Entwurf sieht außerdem vor, dass Online-Plattformen künftig schon während des Hochladens die Inhalte prüfen müssen.
Ausschuss im EU-Parlament stimmt für Leistungsschutz und Uploadfilter
Prominente Kritiker sagen, das freie Internet sei bedroht. Am Mittwoch hat ein Ausschuss im EU-Parlament über das europäische Copyright abgestimmt. Das Ergebnis war denkbar knapp.

Bürger- und Menschenrechtsorganisationen, Digitalverbänden, Netzaktivisten und Verlage befürchten eine Beeinträchtigung der Meinungs-, Kunst- und Pressefreiheit.

Auch Wikipedia sagt durch Art. 13 deutliche Einschränkungen voraus: "Damit die Plattformen nicht in die Gefahr der Haftung kommen, werden sie diese Filter aller Wahrscheinlichkeit nach sehr streng einstellen. Laut Art. 13 sind davon Satire/Parodien, Kritik, Rezensionen, das Zitatrecht, etc. ausgenommen. Allerdings ist es technisch nicht möglich, dies von Upload-Filtern erkennen zu lassen."   

Minderheit stimmt für Protest

Hintergrund für den eintägigen Streik der deutschsprachigen Wikipedia war eine einwöchige Umfrage unter Wikipediaautoren vom 1. bis zum 8. März. Daran nahmen laut Wikipedia per Online-Abstimmung 215 Autoren teil, wobei sich gut zwei Drittel der Abstimmenden für einen Protest aussprachen. 

Zur Wahl standen besagte 24-stündige Komplettabschaltung und Protestbanner. Mit mehr als 80 Prozent wählten die 215 Teilnehmer deutlich die Komplettabschaltung. 


50 000 Artikel „op Lëtzebuergesch“
Auf der luxemburgischen Version von Wikipedia wurde vor kurzem der 50 000. Artikel veröffentlicht. Den Gründern von "Wikimedia Lëtzebuerg" geht es dabei um mehr, als nur Wissen für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Stimmberechtigt waren nach Auflistung der deutschsprachigen Online-Enzyklopädie im März insgesamt 4.931 Benutzer. Bedingung für die Stimmberechtigung sind demnach eine Anmeldung als Benutzer und eine mindestens zweimonatige aktive Mitarbeit. Zu guter Letzt muss der Benutzer mindestens 200 Bearbeitungen vorgenommen haben, davon mindestens 50 in den vergangenen zwölf Jahren. 

In der deutschsprachigen Wikipedia finden sich unter 3,1 Millionen angemeldeten Benutzern etwa 20.500 aktive Benutzer, rund 18.600 aktive Sichter und 188 Administratoren. An der Umfrage nahm also nur eine Minderheit teil, abgestimmt wurde nach einfacher Mehrheit.


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