Der Täter gesteht, Parkland trauert
Der Täter gesteht, Parkland trauert
(dpa/tom) - Der 19 Jahre alte Nikolas Cruz hat den Mord an 17 Menschen in der Marjory Stoneman Douglas High School in Florida gestanden. Das geht aus Gerichtsunterlagen hervor, die am Donnerstag (Ortszeit) bekannt wurden. Der Mann war zuvor erstmals vor Gericht erschienen, vorgeführt in organgefarbener Häftlingskleidung sowie an Händen und Füßen gefesselt. Er hatte sich dort nicht zu den Vorwürfen geäußert. Vor dem Gerichtsgebäude kam es zu Protesten gegen die Lobbypolitik der National Rifle Association.
Der 19-Jährige hatte am Valentinstag kurz vor Schulschluss das Gebäude der Marjory Stoneman Douglas High School betreten und einen Feueralarm ausgelöst. Mit einer halbautomatischen Waffe im Stil einer AR-15 erschoss er 17 Menschen, die wegen des Alarms aus den Klassenzimmern geflohen waren. Der Mann wurde wenig später widerstandslos in Coral Springs, unweit der Schule, festgenommen, als er eine Straße entlang ging.
Das Unfassbare ist passiert
Am Donnerstagabend versammelten sich tausende Menschen in Parkland - Schüler der High School, Angehörige und Bürger - um der Opfer zu gedenken.
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Fred Guttenberg, der Vater eines der Opfer, hielt eine ergreifende Rede. Seine 14-jährige Tochter Jamie hatte die Schule nicht mehr lebend verlassen können, ihr Bruder hatte überlebt. "Sagt mir nicht, es gäbe kein Problem mit Waffen", sagte Guttenberg. "Es ist hier in Parkland passiert. Das Unvorstellbare ist passiert - Jamie wurde von einer Kugel getroffen und ist tot."
Die Bühne, auf der Guttenberg diese Worte sprach, war dekoriert mit 17 Engelsfiguren, jede ungefähr anderthalb Meter hoch, eine für jedes Opfer. Die Stadtverwaltung hatte sie aus dem benachbarten Ort Sunrise ausgeliehen - dort waren sie angeschafft worden, um der Opfer des Attentats auf die Grundschule Sandy Hook in Connecticut vor etwas über fünf Jahren zu gedenken.
"Leider müssen wir sie jetzt nochmal benutzen", sagte Kevin Pickard, ein Angestellter der Stadtverwaltung von Sunrise gegenüber dem Fernsehsender NBC. "Wir hatten nicht gedacht, dass sie so nah an unserer Stadt nochmals zum Einsatz kommen."
Parkland und die Folgen
Das Massaker von Parkland, etwa eine Autostunde nördlich von Miami, ist eines der folgenschwersten an einer Schule in den USA. Auch nach dieser Tat setzte in den USA eine Diskussion über das Waffenrecht ein - dass daraus direkte Folgen abgeleitet werden, gilt als unwahrscheinlich. Befürworter schärferer Regeln stehen Gegnern aller Änderungen gegenüber, die politisch die Oberhand haben.
Medien berichteten unter Berufung auf das FBI, Cruz habe seine Waffe legal erworben und besessen. Nach Darstellung von Mitschülern sowie Verwandten und Nachbarn, die sich in US-Medien äußerten, hatte er seit längerer Zeit psychische Probleme und galt als auffällig. Nach dem Tod der Eltern lebte er seit einigen Monaten bei der Familie eines Mitschülers.
US-Präsident Donald Trump legte auf Twitter eine psychische Störung Cruz' als Grund für die Tat nahe. Er rief dazu auf, solche „Fälle“ stets den Behörden zu melden. Er plane, den Tatort zu besuchen. Trump sagte, man wolle sich des Themas psychischer Erkrankungen annehmen.
Trump und die Einschränkungen
Cruz war nach Medienberichten in psychischer Behandlung gewesen, hatte diese aber zuletzt angeblich nicht fortgesetzt. Trump hatte vor einem Jahr eigenhändig ein Gesetz unterzeichnet, das psychisch Kranken den Erwerb von Waffen wieder erlaubte. Er nahm damit im Rahmen seiner Deregulierungs-Welle eine Verordnung seines Vorgängers Barack Obama zurück.
Cruz soll sich an der Rassistenvereinigung und Miliz „Republic of Florida“ (ROF) beteiligt haben. Das sagte ein Sprecher der Gruppierung zur Bürgerrechtsorganisation ADL (Anti-Defamation League). Cruz habe an Trainings teilgenommen. Die ROF-Milizen bezeichnen sich als gewalttätige, weiße Bürgerrechtsbewegung. Sie kämpfen für einen rein weißen Staat ohne andere Ethnien, der kein Teil der USA ist. Ob es einen Zusammenhang mit Cruz' Tat gibt, war zunächst unklar.
