Das Morgenland macht dicht
Das Morgenland macht dicht
Von LW-Korrespondent Michael Wrase in Beirut
Das hatte es zuletzt während des Sechs-Tage-Krieges von 1967 gegeben: Im Kampf gegen die Ausbreitung des Corona-Virus wurden oder werden fast alle Flughäfen im Nahen – und Mittleren Osten geschlossen. Nachdem sich in der letzten Woche bereits Saudi-Arabien und Kuwait von der Außenwelt abgeschottet hatten, folgten am Dienstag und Mittwoch Beirut, Kairo, Damaskus und Bagdad. Erst Ende des Monats soll der Flugbetrieb wieder aufgenommen werden.
Überdies hatten die libanesische und irakische Regierung landesweite Ausgangssperren verhängt, die von der Bevölkerung allerding ignoriert wurden. Spaziergänger und Jogger waren bei Sonnenschein auf der Beiruter Corniche unterwegs. In die offiziell geschlossenen Schischa-Bars von Bagdad kamen die Besucher mit Mundschutz.
Schwere Wirtschaftskrise
Der Libanon und der Irak befinden sich in einer schweren Wirtschaftskrise, die sich nach der vom Staat verordneten Schließung von Geschäften, Restaurants und Cafés weiter verschärfen wird. In beiden Ländern wurden bisher rund 110 Infektionen mit Sars-CoV-2 registriert, jeweils drei Menschen starben.
Im iranischen Staatsfernsehen äu ß erste unterdessen ein Arzt die Befürchtung, dass bis zu 3.5 Millionen Menschen der Seuche zum Opfer fallen könnten, falls die Bevölkerung die mittlerweile strikten Regierungsmaßnahmen zur Eindämmung und Bekämpfung des Corona-Virus ignorieren sollte. Bei einer Befolgung der Vorschriften müsse mit 120 000 Infektionen und 20 000 Toten gerechnet werden, erklärte Afruz Eslami im Staatsfernsehen.
Das iranische Gesundheitsministerium hat gestern 1178 Neuinfektionen gemeldet. Die Gesamtzahl der Infizierten stieg damit auf 16 169, die der Toten um 135 auf 988.
Unvernünftig
Wie unvernünftig zumindest Teile der Bevölkerung im Iran weiterhin sind, zeigte sich gestern in Ghom und Mashhad. Radikale Schiiten versuchten die letzte Woche geschlossenen religiösen Schreine in den beiden heiligen Stätten zu stürmen.
Von den Heiligtümern aus, welche von den Gläubigen in der Regel innig abgeküsst werden, hatte sich das Corona-Virus nicht nur im Iran rasant verbreitet. Schiitische Pilger aus dem Libanon, Irak, Kuwait, Katar, Afghanistan und Saudi-Arabien schleppten Covid 19 auch in ihre Heimatländer ein.
