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Curevac enttäuscht mit geringer Impfstoff-Wirksamkeit
International 2 Min. 17.06.2021 Aus unserem online-Archiv
47 Prozent effektiv

Curevac enttäuscht mit geringer Impfstoff-Wirksamkeit

Das Logo des Biotech-Unternehmen Curevac mit dem Slogan «the RNA people» steht an der Unternehmenszentrale in Tübingen.
47 Prozent effektiv

Curevac enttäuscht mit geringer Impfstoff-Wirksamkeit

Das Logo des Biotech-Unternehmen Curevac mit dem Slogan «the RNA people» steht an der Unternehmenszentrale in Tübingen.
Foto: Sebastian Gollnow/dpa
International 2 Min. 17.06.2021 Aus unserem online-Archiv
47 Prozent effektiv

Curevac enttäuscht mit geringer Impfstoff-Wirksamkeit

In dem Corona-Impfstoffkandidaten der deutschen Pharmafirma Curevac lag viel Hoffnung. Aber neueste Daten zur Wirksamkeit sind enttäuschend.

(dpa) - Das deutsche Biotech-Unternehmen Curevac hat bei der Entwicklung seines Corona-Impfstoffs einen empfindlichen Rückschlag erlitten. Die Wirksamkeit des Impfstoffkandidaten CVnCoV fällt einer Zwischenanalyse zufolge deutlich geringer aus als bei anderen bereits zugelassenen Corona-Impfstoffen.

Wie das Unternehmen am Mittwochabend in einer Pflichtbörsenmitteilung bekannt gab, zeigt der Impfstoff eine vorläufige Wirksamkeit von 47 Prozent gegen eine Covid-19-Erkrankung „jeglichen Schweregrades“. Damit habe er die vorgegebenen statistischen Erfolgskriterien nicht erfüllt.

Für die anderen in der EU verwendeten Impfstoffe sieht der Wert weitaus besser aus. Beim Präparat von Biontech/Pfizer zum Beispiel zeigten Daten aus Israel, dass Menschen mit vollem Impfschutz verglichen mit Ungeimpften eine um mehr als 90 Prozent verringerte Wahrscheinlichkeit für symptomatische Verläufe, also eine Covid-19-Erkrankung, haben.

Ein Mann hält im Institut für Tropenmedizin an der Uniklinik Tübingen eine Curevac-Spritze in der Hand, mit der einer jungen Frau der Wirkstoff gegen das Corona-Virus gespritzt wurde.
Ein Mann hält im Institut für Tropenmedizin an der Uniklinik Tübingen eine Curevac-Spritze in der Hand, mit der einer jungen Frau der Wirkstoff gegen das Corona-Virus gespritzt wurde.
Foto: Christoph Schmidt/dpa

Der Curevac-Impfstoffkandidat ist schon seit Dezember in der finalen und zulassungsrelevanten 2b/3-Studienphase. Während mehrere Konkurrenten ihre Vakzine auf den Markt gebracht haben, sammelt Curevac nach wie vor Daten. Wann und ob mit der nun bekanntgegebenen Wirksamkeit eine Zulassung des Impfstoffs möglich sein wird, ist unklar.

Die Bundesregierung hatte den Curevac-Impfstoff ursprünglich in der Impfkampagne eingeplant, auf der jüngst vom deutschen Gesundheitsministerium veröffentlichten Liste der Lieferplanungen war das Präparat aber nicht aufgeführt. Ein Sprecher des Ministeriums teilte am Donnerstag mit, die Curevac-Mitteilung habe keine Auswirkung auf das Tempo der deutschen Impfkampagne. Zuletzt hatte die Plattform „Business Insider“ berichtet, in internen Lieferprognosen der deutschen Regierung habe es noch Ende Mai geheißen, dass von Curevac bis Jahresende eine zweistellige Millionenmenge an Impfstoffdosen erwartet werde.


(FILES) This picture taken on November 23, 2020 shows a bottle reading "Vaccine Covid-19" next to French biopharmaceutical company Sanofi logo. - Sanofi will help Pfizer and BioNTech to produce their Covid-19 vaccine and should package more than 100 million doses for the European Union by the end of 2021, the general manager of the French laboratory announced on January 26, 2021 in an interview with Le Figaro. (Photo by JOEL SAGET / AFP)
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Das Präparat des Tübinger Unternehmens Curevac, das mit dem Pharmakonzern Bayer kooperiert, ist ein sogenannter mRNA-Impfstoff - wie die von Biontech/Pfizer (Deutschland/USA) und Moderna (USA).

Curevac arbeitet bereits in Zusammenarbeit mit dem britischen Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline an einer zweiten Generation seines Impfstoffs. Diese soll besser vor Virusvarianten schützen und ab dem dritten Quartal 2021 in ersten klinischen Studien getestet werden.

Sinkflug an der Börse

Der Börsenwert von Curevac hat sich am Donnerstag mehr als halbiert. Vorbörslich brachen die Titel beim Broker Lang & Schwarz um 56 Prozent ein auf 34,75 Euro. Zuletzt hatte die Firma ihre Aktionäre angesichts der massiven Zeitverzögerung immer wieder vertröstet. Bis Anfang Juni hatte es geheißen, das Unternehmen erwarte - abhängig von den klinischen Studiendaten - die Zulassung seines Impfstoffs in der EU bis Ende Juni. Doch kurz darauf wurde bekannt, dass sich das Verfahren weiter verzögern werde. Im Frühjahr 2020 war ein Chefentwickler für den Corona-Impfstoff für längere Zeit ausgefallen.

An Curevac ist über die Förderbank KfW seit Sommer 2020 zu knapp einem Drittel indirekt auch der deutsche Staat beteiligt. Auf diese Weise wollte Berlin das Unternehmen gegen eine mögliche Übernahme aus dem Ausland absichern. Den größten Anteil am Unternehmen hält der SAP-Mitbegründer und Investor Dietmar Hopp.


HANDOUT - 02.09.2020, Rheinland-Pfalz, Mainz: Ein Mitarbeiter des Biotechnologie-Unternehmens Biontech arbeitet in einem Labor.   (zu dpa «Kurz vor Antrag für Corona-Impfstoff: Biontech legt Zahlen vor») Foto: Biontech/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++
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Zur Frage, wie es mit dem bisherigen Impfstoffkandidaten nun weitergehen soll, äußerte sich Curevac in der Mitteilung nicht im Detail. Allerdings lud das Unternehmen „interessierte Parteien“ für Donnerstag (14.00 Uhr) zu einer Telefonkonferenz ein.

Curevac-Vorstandschef Franz-Werner Haas teilte mit, man habe auf stärkere Ergebnisse in der Zwischenanalyse gehofft. Man wolle die laufende Studie aber dennoch bis zur finalen Analyse fortsetzen. „Die endgültige Wirksamkeit könnte sich noch verändern.“


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