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Cohens Erklärung: Trump ist Rassist, Hochstapler und Betrüger
International 5 Min. 27.02.2019 Aus unserem online-Archiv

Cohens Erklärung: Trump ist Rassist, Hochstapler und Betrüger

Trumps-Ex-Anwalt Michael Cohen (M.) vor seiner Anhörung vor dem Senate Intelligence Committee in Washington.

Cohens Erklärung: Trump ist Rassist, Hochstapler und Betrüger

Trumps-Ex-Anwalt Michael Cohen (M.) vor seiner Anhörung vor dem Senate Intelligence Committee in Washington.
AFP
International 5 Min. 27.02.2019 Aus unserem online-Archiv

Cohens Erklärung: Trump ist Rassist, Hochstapler und Betrüger

Der Ex-Anwalt von US-Präsident Trump hat mit seinem früheren Boss gebrochen. Nun rechnet Michael Cohen öffentlich mit Trump ab: Ein vorab bekannt gewordenes Statement für den US-Kongress enthält Bekanntes - und Brisantes.

(dpa/tom) - Der Ex-Anwalt von Donald Trump, Michael Cohen, will den US-Präsidenten bei seiner Aussage vor dem Kongress als Betrüger bezeichnen und Belege für seine Vorwürfe liefern. Das geht aus Cohens vorbereiteter Eingangserklärung hervor, die vom US-Portal Politico.com in der Nacht zu Mittwoch veröffentlicht wurde. Demnach will Cohen über Trump sagen: „Er ist ein Rassist. Er ist ein Hochstapler. Er ist ein Betrüger.“ In Cohens Statement heißt es zudem, und das ist bei näherer Betrachtung die wichtigste Information, Trump habe vorab von der Veröffentlichung gehackter E-Mails der Demokraten durch Wikileaks im Wahlkampf 2016 gewusst.

Keine Beweise für den Fersensporn

Trump hält sich derzeit für ein Gipfeltreffen mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un in Hanoi auf. Cohen nennt es in dem Statement „ironisch“, dass Trump während seiner Aussage vor dem Kongress ausgerechnet in Vietnam sei. Cohen vermittelt in seinem Statement den Eindruck, dass Trump sich während des Vietnam-Krieges vor dem Militärdienst gedrückt haben könnte.

Trump soll während des Vietnam-Kriegs wegen eines Fersensporns ausgemustert worden sein, also wegen eines schmerzhaften Auswuchses am Fußknochen. In Cohens Statement heißt es nun, Trump habe ihn im Wahlkampf 2016 damit beauftragt, sich um die schlechte Berichterstattung in den Medien wegen seiner Ausmusterung zu kümmern. Trump habe ihm auf seine Bitten hin aber keine Belege für einen Fersensporn vorgelegt. Er habe ihm stattdessen gesagt: „Denkst Du, ich bin blöd, ich wäre doch nicht nach Vietnam gegangen.“

Michael Cohens voraussichtliches Statement im Volltext:


In einer mit Spannung erwarteten öffentlichen Anhörung will sich der Ex-Anwalt von Trump am Mittwoch Fragen von Abgeordneten im Kongress stellen. Der 52-Jährige, der mehr als ein Jahrzehnt für Trump gearbeitet hat, ist eine zentrale Figur in mehreren Affären um den Präsidenten. Cohen sagt in dieser Woche mehrfach vor dem US-Kongress aus. Am Dienstag hatte er sich hinter verschlossenen Türen vor dem Geheimdienstausschuss des Senats geäußert.


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In Cohens vorbereiteter Aussage für Mittwoch heißt es, er habe keine direkten Beweise dafür, dass Trump oder sein Wahlkampfteam 2016 Geheimabsprachen mit Russland getroffen hätten. Er habe aber den Verdacht, dass Trump über seinen Sohn Don jr. von einem Treffen von Vertretern des Wahlkampfteams mit Russen im Juni 2016 gewusst habe. FBI-Sonderermittler Robert Mueller untersucht, ob es solche Geheimabsprachen gegeben hat. Cohen kooperiert mit Mueller.

Wusste Trump von Wikileaks?

Eine zentrale Aussage betrifft die Frage, ob Trump im Vorfeld wusste, dass Wikileaks mitten im Wahlkampf rund 20.000 gehackte Emails der Demokraten veröffentlichen würde, die vor allem seine Kontrahentin Hillary Clinton in ein zweifelhaftes Licht rückten. Cohens Antwort: Ja, Trump wusste das, weil Roger Stone, sein mittlerweile ebenfalls verhafteter Vertrauter, es ihm im Juli 2016 am Telefon gesagt hatte. 

Cohen wörtlich: "Ich war in Trumps Büro, als seine Sekretärin Roger Stone zu ihm durchstellte. Trump stellte den Lautsprecher an. Stone erzählte Trump, er habe gerade mit Julian Assange telefoniert und Assange habe gesagt, dass es in den nächsten Tagen eine massive Veröffentlichung von Mails geben würde, die Clintons Wahlkampf schaden würden. Trump sagte daraufhin so etwas wie "Na, das wäre doch klasse."

Rassistische Äußerungen und Drohbriefe an Schulen

Zum Rassismus-Vorwurf heißt es in Cohens Aussage, Trump habe ihm gesagt, dass Schwarze ihn nie wählen würden, weil sie „zu dumm“ seien. Trump habe ihn außerdem gefragt, ob er ein Land kenne, das von einem Schwarzen regiert werde und das kein „Drecksloch“ sei. Zu dem Zeitpunkt sei Barack Obama US-Präsident gewesen.

Cohen sagt dem Statement zufolge, dass Trump übertriebene Angaben zu seinem Vermögen gemacht habe, wenn es seinen Zielen zugute gekommen sei - zum Beispiel bei der Platzierung auf der „Forbes“-Reichenliste. Dann habe Trump sein Vermögen wieder kleingerechnet, um Steuern zu sparen. Zu den Belegen, die Cohen dem Kongress vorlegen will, gehören nach seiner Aussage Kopien von Vermögensbilanzen aus den Jahren 2011 bis 2013, die Trump der Deutschen Bank vorgelegt haben soll.

Cohen sagt in der Erklärung, zu seinen Aufgaben habe früher gehört, auf Anweisung Trumps Geschäftsleute anzurufen, um ihnen zu sagen, dass Trump sie für ihre Leistungen nicht oder nicht wie vereinbart bezahlen werde. Immer wenn ihm das gelungen sei, sei Trump "sehr erfreut" gewesen. Cohen will dem Kongress zudem Kopien von Briefen übergeben, in denen er auf Anweisung Trumps Schulen und Universitäten mit Klagen gedroht habe, wenn sie dessen Noten veröffentlichten.

Schweigegeld für Stephanie Clifford

Zu den Schweigegeldzahlungen an den Pornostar Stormy Daniels heißt es in Cohens Statement über Trump: „Er bat mich, einen Pornostar zu bezahlen, mit der er eine Affäre hatte, und seine Frau darüber zu belügen, was ich getan habe.“


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Cohen hat bereits in der Vergangenheit angegeben, im Auftrag Trumps Schweigegeldzahlungen an Daniels (bürgerlicher Name: Stephanie Gregory Clifford) und an das frühere Playmate Karen McDougal veranlasst zu haben. Beide Frauen geben an, Affären mit Trump gehabt zu haben. Trump bestreitet das.

In Cohens Aussage heißt es, er wolle dem Kongress eine Kopie eines Schecks von Trumps persönlichem Konto vorlegen, den Trump selber unterzeichnet habe. Dieser Scheck vom 1. August 2017 sei eine der Raten gewesen, mit der Trump ihm die Schweigegeldzahlung an Daniels zurückerstattet habe.

"Ich habe gelogen, aber bin kein Lügner"

Cohen hatte 2006 bei der Trump-Organisation angefangen, zuletzt war er dort Vizepräsident. Der 52-Jährige wurde oft als Trumps „Ausputzer“ beschrieben. Aber er hat sich von seinem früheren Boss abgewendet und ihn mehr als einmal in Bedrängnis gebracht.

Im August bekannte er sich vor Gericht wegen Verstößen gegen Gesetze zur Wahlkampffinanzierung und anderer Anklagepunkte schuldig. Im November bekannte sich Cohen zudem schuldig, den Kongress belogen zu haben. Dabei ging es um den geplanten Bau eines Trump-Towers in Moskau, der letztlich nicht zustande kam. Zu dem Trump-Tower-Projekt hatte Cohen zunächst erklärt, die Pläne seien im Januar 2016 aufgegeben worden - also noch vor der ersten Abstimmung im Vorwahlkampf der Republikaner.

Später räumte er unter anderem ein, noch bis ungefähr Juni 2016 versucht zu haben, eine Genehmigung der russischen Behörden für das Projekt zu erhalten. Seine Bemühungen liefen also in der kritischen Phase von Trumps Wahlkampf weiter. In dem Statement von Mittwoch erklärt Cohen, Trumps Anwälte hätten seine Falschaussage vor dem Kongress vorab gesehen und redigiert.

Cohen war im Dezember zu drei Jahren Haft verurteilt worden und soll seine Strafe im Mai antreten. Trump und das Weiße Haus sind seit Monaten bemüht, Cohen als Lügner zu diskreditieren. Er steht bei der Anhörung vor dem Kongress unter Eid. 


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