Briten an den Urnen: Knappes Rennen
Briten an den Urnen: Knappes Rennen
(dpa) - Die Briten haben bei der Parlamentswahl zwischen der Fortsetzung der konservativen Regierung unter Premierminister David Cameron und einem Linksbündnis unter Labour-Chef Ed Miliband entschieden. Die Umfragen sahen einen extrem knappen Ausgang der Wahl vom Donnerstag voraus. Wahlforscher befürchten, dass sich die großen Parteien ein totes Rennen liefern und die Entscheidung über die Bildung einer neuen Regierung erst in Tagen oder Wochen fallen könnte. Der Ausgang der Wahl könnte entscheidend sein für die künftige Grundausrichtung Großbritanniens, etwa in der Europapolitik und beim Verhältnis der Landeseile untereinander.
In der von Meinungsforschern als knappste Wahl seit Jahrzehnten betitelten Abstimmung bestimmten die Bürger die Abgeordneten der insgesamt 650 Wahlkreise.
Seit dem Morgen hatten rund 50 000 Wahllokale zwischen den Shetland-Inseln im Norden Schottlands und Cornwall im Südwesten Englands geöffnet. Cameron, Miliband, Vizepremier Nick Clegg von den Liberaldemokraten und der Rechtspopulist Nigel Farage von der eurokritischen United Kingdom Independence Party (UKIP) gaben ihre Stimme bereits am Donnerstagvormittag ab.
Labour setzt auf Sozialthemen
Ob es für Cameron und seine Regierungskoalition mit den Liberaldemokraten nach fünf Jahren im Amt noch einmal reichen würde, war fraglich. Der Amtsinhaber hatte im Wahlkampf stark auf die Wirtschaft gesetzt und den unter seiner Amtsführung erreichten Aufschwung in den Mittelpunkt seines Wahlkampfes gestellt. Sein Herausforderer Miliband hatte vor allem soziale Themen angesprochen, etwa die Zukunft des finanziell angeschlagenen staatlichen Gesundheitssystems NHS.
Rein rechnerisch stehen Cameron mit den Liberaldemokraten und möglicherweise der nordirischen Regionalpartei DUP deutlich weniger Bündnisoptionen zur Verfügung als seinem Herausforderer. Allerdings sehen viele der jüngsten Umfragen die Tories knapp als stärkste Kraft, sowohl nach Stimmanteilen als auch nach Sitzen im Parlament.
Die britische Wahl wurde in ganz Europa mit großem Interesse verfolgt. Cameron hat im Fall einer Wiederwahl ein Referendum über den Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union angekündigt. Miliband gilt als deutlich europafreundlicher.
Erfolg für schottische Nationalisten zeichnet sich ab
Als sicher gilt ein großer Erfolg der schottischen Nationalisten von der SNP. Ihnen wird im Norden Großbritanniens ein überwältigender Sieg mit über 50 der 59 dort zu vergebenden Sitze vorausgesagt. Bisher konnte die SNP nur sechs Parlamentarier nach Westminster schicken. Eine Abspaltung Schottlands ist ungeachtet des Ausgangs des Referendums zur Unabhängigkeit im vergangenen September noch immer nicht vom Tisch.
Mit Spannung wurde das Abschneiden von Farages UKIP erwartet. Ihr wurden zwar kaum Chancen eingeräumt, nach der Wahl politisch groß mitzumischen. Jedoch konnte die Partei, die Großbritannien aus der Europäischen Union herauslösen will, auf bis zu 15 Prozent der Stimmen hoffen.
Nach einem sechs Wochen langen und zum Teil erbittert geführten Wahlkampf wurde die Wahlberichterstattung im Fernsehen am Donnerstag zurückgefahren. Die BBC und andere Sender beschäftigten sich unter anderem mit der Frage, wie das Wetter sich über den Wahltag hin entwickeln werde.
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