Brexit: Trump kritisiert Johnson
Brexit: Trump kritisiert Johnson
Im Sommer streute er Boris Johnson bei dessen Amtseinführung noch Rosen. Nun scheint US-Präsident Donald Trump etwas auf Distanz zu seinem "Buddy" in Übersee zu gehen.
Der von Johnson nachverhandelte Brexit-Deal mit der EU behindere ein neues Handelsabkommen zwischen Großbritannien und den USA, sagte Trump am Donnerstag in einem Telefon-Interview mit dem EU-Phobiker und Chef der Brexit-Partei, Nigel Farage. "Wir wollen mit dem Vereinigten Königreich Handel treiben und sie wollen mit uns Handel treiben. Unter bestimmten Aspekten des (Brexit-)Deals ist es nicht möglich, Handel zu treiben", meinte der US-Präsident in Farages Radio-Talkshow bei LBC. "Ich weiß, dass Boris sehr auf dies achten will. Weil auf gewisse Weise werden wir ausgeschlossen, das wäre lächerlich."
Ein Sprecher der britischen Regierung entgegnete via BBC, dass Großbritannien die europäische Zollunion gemäß Brexit-Deal verlassen werde und dadurch Handelsverträge "rund um die Welt" abschließen könne.
Mit einem Deal könnten beide Länder das Handelsvolumen um ein Vielfaches erhöhen, so Trump. Der Chef im Weißen Haus hatte dem britischen Premierminister noch im August einen "wundervollen Deal" mit dem Vereinigten Königreich in Aussicht gestellt, sollte der EU-Austritt einmal vollzogen sein. Aus der EU austreten sei wie "einen Anker am Knöchel" loszuwerden, meinte der Republikaner damals.
Eine "unschlagbare Kraft"
Trump hält Johnson zwar immer noch für den "genau richtigen Mann für diese Zeit". Im Interview auf LBC rief er den britischen Regierungschef allerdings auf, gemeinsame Sache mit seinem "Freund" Nigel Farage zu machen. Als Duo wären Johnson und Farage eine "unschlagbare Kraft" in der britischen Politik, meinte Trump.
"Sie würden ein gutes Resultat mit Boris erreichen, weil sie bei den letzten Wahlen sehr gut abgeschnitten haben und er Sie sehr respektiert", schmeichelte der US-Präsident dem Hardcore-Brexiteer. Farages Brexit-Partei hatte bei den Europawahlen Ende Mai in Großbritannien 31,6 Prozent der Stimmen erreicht. "Ich sage es Ihnen, er respektiert Sie sehr. Ich weiß nicht, ob Sie das bereits wussten." Trump hält beide Politiker für "brillante Personen. Ich würde Sie beide gern gemeinsam sehen, das wäre wunderbar."
Weniger feine Worte findet Trump für Jeremy Corbyn, den Chef der Labour-Partei. Corbyn wäre "sehr schlecht" als Premierminister, glaubt der US-Präsident. Corbyn warf dem Amerikaner im Gegenzug vor, sich in den britischen Wahlkampf einzumischen, um "seinen Freund Boris Johnson" zum Erfolg zu verhelfen.
Großbritannien hält am 12. Dezember vorgezogene Neuwahlen ab – und, wie es der Zufall so will, ist Donald Trump eine Woche davor für ein Nato-Treffen in London.
Ziel von Boris Johnson ist es, eine absolute Mehrheit für die konservative Partei zu erreichen und seinen Brexit-Deal bis 31. Januar 2020 durch das Parlament zu bringen. Ursprünglich hätten die Briten die EU bereits am 31. Oktober verlassen sollen, doch das Parlament machte der konservativen Regierung zum wiederholten Mal einen Strich durch die Rechnung.
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