Bistum Trier soll Vorwürfe gegen Dillinger verschwiegen haben
Bistum Trier soll Vorwürfe gegen Dillinger verschwiegen haben
(KNA/tom) – Im Missbrauchsfall um den 2022 verstorbenen Priester Edmund Dillinger soll das Bistum Trier in den 1970er-Jahren auf Anfrage Vorwürfe gegen den Mann verschwiegen haben.
Der Saarländische Rundfunk berichtete, das Bistum habe trotz Hinweisen auf mutmaßliche sexuelle Übergriffe 1976 einer Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz zugestimmt. Die saarländische Staatskanzlei unter dem damaligen Ministerpräsidenten Franz-Josef Röder (CDU) habe damals nachgefragt, ob Einwände gegen eine Ehrung beständen. Das Bistum habe das kurz und knapp verneint, obwohl Dillinger bereits Anfang der 1970er-Jahre wegen eines Vorfalls mit einem Jugendlichen im Rahmen einer Rom-Wallfahrt ins Nachbarbistum Köln strafversetzt worden war.
Der Sender bezieht sich auf einen Brief des damaligen Generalvikars Linus Hofmann, der seit 1967 Generalvikar war. Das Bistum wollte sich auf Anfrage nicht äußern.
Hunderte Diafilmstreifen
Der als sehr konservativ geltende Priester und Religionslehrer steht im Verdacht, über Jahrzehnte Jugendliche und junge Erwachsene missbraucht zu haben. In seinem Nachlass wurden Hunderte Fotos und Diafilmstreifen gefunden, die seine Taten dokumentieren. Die Bilder, über die zuerst die „Rhein-Zeitung“ berichtet hatte, zeigen unbekleidete Heranwachsende, von denen einige erkennbar minderjährig seien. Viele von ihnen seien dunkler Hautfarbe - ein Hinweis, dass viele der Bilder während Dillingers Arbeit für ein von ihm gegründetes Afrikahilfswerk entstanden, den „CV Afrika-Hilfe e. V.“.
Interessant in diesem Zusammenhang: Der Vorschlag, Dillinger das Bundesverdienstkreuz zu verleihen, kam aus den Reihen seines eigenen Vereins. Das „CV“ im Namen des Hilfswerks steht für „Cartellverband“, dem Zusammenschluss katholischer deutscher Studentenverbindungen. Auch hier war Dillinger Mitglied - ebenso wie der saarländische Ministerpräsident Röder, der die Anfrage ans Bistum stellte und Dillinger schlussendlich 1977 die höchste deutsche Auszeichnung umhängte.
Späte Strafmaßnahme
2012 wurde Dillinger vom Bistum sanktioniert, durfte keine Messen mehr feiern und keinen Umgang mit Jugendlichen haben. Das Bistum hatte eigenen Angaben zufolge 2012 nach weiteren Meldungen die Personalakte geprüft und Hinweise auf Vorwürfe sexuell übergriffigen Verhaltens aus den 1960er und 1970er-Jahren gefunden.
Edmund Dillinger war ab 1965 Kaplan in Bitburg, wurde aber bereits 1966 als Religionslehrer an eine Schule in Hermeskeil berufen. Er wurde 1970 beurlaubt und war mehrere Jahre im Erzbistum Köln tätig. Von 1979 bis 1999 war er Religionslehrer am Max-Planck-Gymnasium Saarlouis. Vonseiten der Kirche sollen zwei Sonderermittler, die ehemaligen Staatsanwälte Jürgen Brauer und Ingo Hromada, den Fall aufarbeiten. Sie arbeiten im Auftrag der Unabhängigen Aufarbeitungskommission im Bistum Trier.
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