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Bidens Demokraten verlieren Mehrheit im Repräsentantenhaus
International 3 Min. 17.11.2022 Aus unserem online-Archiv
Knappe Entscheidung

Bidens Demokraten verlieren Mehrheit im Repräsentantenhaus

Gewählte Mitglieder des US-Repräsentantenhauses posieren für ein Foto auf den Stufen des Repräsentantenhauses im US-Kapitol.
Knappe Entscheidung

Bidens Demokraten verlieren Mehrheit im Repräsentantenhaus

Gewählte Mitglieder des US-Repräsentantenhauses posieren für ein Foto auf den Stufen des Repräsentantenhauses im US-Kapitol.
Foto: Mandel Ngan / AFP
International 3 Min. 17.11.2022 Aus unserem online-Archiv
Knappe Entscheidung

Bidens Demokraten verlieren Mehrheit im Repräsentantenhaus

Bei den US-Zwischenwahlen lief es für die Demokraten von Präsident Joe Biden deutlich besser als erwartet. Im Kongress gewinnen dennoch die Republikaner.

(dpa) – US-Präsident Joe Biden wird in der zweiten Hälfte seiner Amtszeit auf Gegenwind aus dem Kongress treffen. Die Republikaner errangen eine knappe Mehrheit im Repräsentantenhaus, wie US-Fernsehsender und die Nachrichtenagentur AP in der Nacht zum Donnerstag auf Basis ausgezählter Stimmen und Prognosen meldeten. Damit können sie Gesetzesinitiativen aus dem Weißen Haus blockieren und Untersuchungen Bidens und seiner Politik anstrengen.


PALM BEACH, FLORIDA - NOVEMBER 15: Former U.S. President Donald Trump speaks during an event at his Mar-a-Lago home on November 15, 2022 in Palm Beach, Florida. Trump announced that he was seeking another term in office and officially launched his 2024 presidential campaign.   Joe Raedle/Getty Images/AFP
Trumps holpriger Start ins Präsidentschaftsrennen
Donald Trump möchte noch einmal Präsident der Vereinigten Staaten werden. Doch nicht nur die verpatzte Ankündigung spricht gegen ihn.

Zugleich zogen die Amerikaner bei den Zwischenwahlen vergangene Woche in vielen Fällen Demokraten insbesondere den von Ex-Präsident Donald Trump unterstützten radikalen Republikanern vor. Entgegen den Erwartungen behielten die Demokraten die Kontrolle über den Senat und haben sogar die Chance, ihre Mehrheit dort auszubauen. Und im Abgeordnetenhaus werden die Republikaner statt des erhofften überwältigenden Sieges nur knapp über der nötigen Mehrheit von 218 Stimmen liegen.

Die Demokraten liegen inzwischen bei 210 Sitzen. Damit sind nur noch sieben Sitze offen. Der knappe Vorsprung macht es für den bisherigen republikanischen Minderheitsführer Kevin McCarthy schwieriger, Siege bei Abstimmungen zu erzielen. Er braucht für Initiativen die Stimmen sowohl gemäßigter Republikaner als auch rechter Trump-Getreuen. Noch unklar ist, wie die Ankündigung Trumps, ins Rennen um eine zweite Amtszeit zu gehen, die Dynamik bei den Republikanern beeinflusst.

Wer wird die Nummer drei?

Biden betonte in einem Glückwunsch-Schreiben an McCarthy, er sei bereit, mit den Republikanern im Abgeordnetenhaus zusammenzuarbeiten, „um Ergebnisse für arbeitende Familien zu erreichen“. Die Wahl habe demonstriert, dass die Menschen politische Gewalt und die von Trump vorangetriebenen Behauptungen über einen ihm gestohlenen Wahlsieg ablehnten.


WASHINGTON, DC - NOVEMBER 14: House Minority Leader Kevin McCarthy (R-CA) walks to a House Republican Caucus meeting at the U.S. Capitol on November 14, 2022 in Washington, DC. On Tuesday House Republicans will hold elections for leadership positions for the 118th Congress.   Drew Angerer/Getty Images/AFP
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McCarthy wurde diese Woche zwar als Anführer der Republikaner in der Kammer bestätigt. Er bekam dabei aber nur 188 Stimmen, während 31 republikanische Abgeordnete für den rechten Herausforderer Andy Biggs stimmten. Um die Demokratin Nancy Pelosi im Januar auf dem Chefposten der Kammer abzulösen, braucht McCarthy die Mehrheit des gesamten Repräsentantenhauses.

Eine Patt-Situation bei den Republikanern könnte ungewöhnliche Folgen haben. So sagte der republikanische Abgeordnete Don Bacon, er wäre dann bereit, mit Demokraten zusammenzuarbeiten, um einen moderaten Republikaner zum Vorsitzenden der Kammer zu wählen. Der Posten ist die Nummer drei in der politischen Rangfolge in den USA nach dem Präsidenten- und dem Vizepräsidenten-Amt.

„Wir haben Nancy Pelosi gefeuert.“  

McCarthy betonte, mit dem Sieg im Kongress sei die Zeit vorbei, in der nur eine Partei in Washington regiere. „Wir haben Nancy Pelosi gefeuert.“ Pelosi betonte, dass die Demokraten weiterhin viel Einfluss neben einer „mageren Mehrheit“ der Republikaner haben würden. Ob die 82-Jährige die Demokraten auch in der Minderheit weiter führen will, ist offen. Ihr Ehemann Paul Pelosi war vor wenigen Wochen bei einem Angriff auf das Haus des Paars in San Francisco schwer verletzt worden und sie sagte, dass dies die Entscheidung über ihre politische Zukunft beeinflussen werde.


Republican gubernatorial candidate for Florida Ron DeSantis speaks during an election night watch party at the Convention Center in Tampa, Florida, on November 8, 2022. - Florida Governor Ron DeSantis, who has been tipped as a possible 2024 presidential candidate, was projected as one of the early winners of the night in Tuesday's midterm election. (Photo by Giorgio VIERA / AFP)
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Mit der Mehrheit im US-Senat können Demokraten dort Initiativen von Republikanern aus dem Repräsentantenhaus stoppen. Die Republikaner haben aber auch damit gedroht, diverse parlamentarische Untersuchungen gegen Demokraten anzustoßen: etwa zur Lage an der Grenze zu Mexiko, zur FBI-Durchsuchung beim früheren republikanischen Präsidenten Donald Trump oder zu Geschäften von Bidens Sohn Hunter. Sie könnten womöglich auch Amtsenthebungsverfahren gegen Mitglieder des Kabinetts anstrengen. Damit können sie Biden und seiner Regierung in den kommenden zwei Jahren das Leben schwer machen.

Und dem Repräsentantenhaus kommt in Haushaltsfragen besonderes Gewicht zu. Die Republikaner drohten damit, eine Anhebung der Schuldenobergrenze oder Finanzhilfen für die Ukraine zu blockieren. Beobachter sehen das lediglich als Mittel, um den Demokraten an anderer Stelle ein Entgegenkommen abzutrotzen. Es dürfte für Biden aber schwieriger werden, selbst solche Vorhaben durchzusetzen, die üblicherweise parteiübergreifend beschlossen werden.

Rote Welle blieb aus

Bei den Zwischenwahlen in der Mitte der Amtszeit eines US-Präsidenten bekommt dessen Partei üblicherweise einen Denkzettel verpasst. Der Präsident steht selbst nicht zur Wahl, die Abstimmung gilt aber als eine Art Referendum über dessen Politik. Biden hatte innenpolitisch zuletzt unter anderem die Inflation im Land zugesetzt – insbesondere steigende Spritpreise sorgten für Unzufriedenheit. Und schon zuvor hatte Biden mit dramatisch schlechten Umfragewerten zu kämpfen.

Vor der Wahl war eine Erfolgswelle für die Republikaner vorausgesagt worden, und ein Debakel für die Demokraten. Doch beides blieb aus. Die Kontrolle über den Senat ist wichtig für die Demokraten, weil Personalien auf Bundesebene - etwa Botschafter, Kabinettsmitglieder oder Bundesrichter - dort bestätigt werden.

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