Bewegender Abschied von George Floyd
Bewegender Abschied von George Floyd
(dpa) - Gut zwei Wochen nach seinem Tod bei einem brutalen Polizeieinsatz wird der Afroamerikaner George Floyd am Dienstag im US-Bundesstaat Texas beigesetzt. Schon der Vortag stand im Zeichen der Trauer: Hunderte Menschen nahmen in der Metropole Houston in einer Kirche am aufgebahrten Sarg Abschied.
Der designierte Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten, Joe Biden, kam mit Floyds Familie zusammen. „Es ist schwierig genug zu trauern, aber es ist viel schwieriger, es in der Öffentlichkeit zu tun“, sagte Biden im Anschluss dem Sender CBS. „Es ist viel schwieriger, wenn die ganze Welt einem zusieht.“
An der Beisetzung in Pearland nahe Houston nimmt der Ex-Vizepräsident nicht teil. Er wolle aber eine Videobotschaft aufnehmen, berichten US-Medien. „Sich gegenseitig zuzuhören ist das, was Amerika heilen wird. Genau das hat Vizepräsident Joe Biden mit der Familie von George Floyd gemacht - für mehr als eine Stunde“, schrieb der Anwalt von Floyds Familie, Benjamin Crump, auf Twitter.
Auslöser für Protestwelle
Der brutale Polizeieinsatz, bei dem Floyd am 25. Mai in Minneapolis ums Leben kam, hat die USA mitten in der Corona-Pandemie aufgewühlt. Ein weißer Beamter hatte dem 46-Jährigen sein Knie fast neun Minuten in den Nacken gedrückt - trotz aller Bitten Floyds, ihn atmen zu lassen. Die Ermittler klagten den Polizisten daraufhin unter anderem wegen Mordes zweiten Grades an. Darauf steht in den USA eine Haftstrafe bis zu 40 Jahren.
Für eine vorläufige Freilassung vor einem möglichen Urteil müssten mindestens eine Million Dollar als Sicherheit hinterlegt werden, wie ein Gericht in Minnesota zu Beginn einer ersten Anhörung des Polizisten am Montag mitteilte. Auch drei weitere beteiligte Polizisten wurden angeklagt.
Der Mord und die darauf folgenden landesweiten Proteste gegen Polizeigewalt, Rassismus und Ungleichheit heizen den Präsidentschaftswahlkampf wieder an, der angesichts der Krise in den Hintergrund gerückt war. Biden hat Trump mehrfach vorgeworfen, das Land auch in der derzeitigen Situation zu spalten, statt es zu einen. Nach seinem Treffen mit Floyds Angehörigen sagte Biden dem Sender CBS in Anspielung auf eine Aussage von Gianna Floyd: „Ich denke, ihr Vater wird die Welt verändern.“
Ich denke, was hier passiert ist, ist einer dieser großen Wendepunkte in der amerikanischen Geschichte.
Gianna Floyd
Das Mädchen hatte gesagt, ihr Vater habe die Welt verändert. „Ich denke, was hier passiert ist, ist einer dieser großen Wendepunkte in der amerikanischen Geschichte, was bürgerliche Freiheiten, Bürgerrechte und die gerechte Behandlung von Menschen mit Würde betrifft“, sagte Biden.
Debatte über Polizeireformen
Parallel zu den Demonstrationen läuft nach Floyds Tod eine Debatte über Reformen der Polizei. Die US-Demokraten im Kongress stellten am Montag einen Gesetzentwurf gegen Polizeigewalt vor.
Unter anderem wollen die Demokraten erreichen, dass polizeiliches Fehlverhalten einfacher strafrechtlich verfolgt werden kann und umstrittene Methoden wie Würgegriffe bei Festnahmen verboten werden.
Die Erfolgsaussichten des Gesetzentwurfs sind unklar: Die Demokraten kontrollieren das Repräsentantenhaus, der Senat wird jedoch von Trumps Republikanern dominiert.
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