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Belgien verteilt Jod-Tabletten an alle Bürger
International 28.04.2016 Aus unserem online-Archiv
Präventive Maßnahme

Belgien verteilt Jod-Tabletten an alle Bürger

Auch in Luxemburg werden Jod-Tabletten ausgegeben, zuletzt bei einer präventiven Kampagne im Jahr 2014.
Präventive Maßnahme

Belgien verteilt Jod-Tabletten an alle Bürger

Auch in Luxemburg werden Jod-Tabletten ausgegeben, zuletzt bei einer präventiven Kampagne im Jahr 2014.
Foto: Shutterstock
International 28.04.2016 Aus unserem online-Archiv
Präventive Maßnahme

Belgien verteilt Jod-Tabletten an alle Bürger

Kerstin SMIRR
Kerstin SMIRR
Die belgischen Atommeiler Doel und Tihange stehen aufgrund ihrer Sicherheitsrisiken in der Kritik. Um die Bevölkerung im Fall eines nuklearen Unfalls zu schützen, werden nun Jod-Tabletten ausgegeben.

(dpa) - Belgien plant, im nächsten Jahr vorsorglich Jod-Tabletten zum Schutz vor radioaktiver Strahlung an die gesamte Bevölkerung auszuteilen. Nach dem Willen des Gesundheitsministeriums soll die Jodvorsorge damit ausgeweitet werden.

Betroffen seien dann alle Bürger in einem Umkreis von 100 Kilometern um ein Atomkraftwerk, sagte eine Sprecherin der Behörde am Donnerstag und bestätigte einen Bericht der Tageszeitung „La Libre Belgique.“ Bisher werden die Tabletten nur in einem Umkreis von 20 Kilometern ausgeteilt.

Die Folgen der Nuklearkatastrophe im japanischen Fukushima hätten gezeigt, dass ein größerer Bereich nötig sein, um die Bevölkerung besser zu schützen, sagte die Sprecherin. Der Vorschlag der belgischen Regierung zur Ausweitung der Jodvorsorge sei Teil eines neuen Plans zur Reaktion auf radioaktive Gefahren.

Luxemburg interveniert

Der Plan wird vor dem Hintergrund einer Pannenserie in belgischen Atommeilern debattiert. Kritik kommt vor allem aus dem Ausland: Die luxemburgische Regierung plädiert dafür, die Atommeiler Doel 3 und Tihange 2 herunterzufahren, bis umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen in den Anlagen getroffen werden. Zuvor hatte sich bereits die deutsche Umweltministerin Barbara Hendricks für diese Lösung ausgesprochen. Die belgische Atomaufsicht hatte die Vorwürfe zurückgewiesen und erklärt, die Meiler seien sicher.

Radioaktiv verseuchtes Jod kann durch Einatmen, Lebensmittel oder Wasser in den Körper gelangen. Setzen sich Kernspaltungsprodukte in der Schilddrüse fest, können sie schwere Krankheiten wie Krebs auslösen. Werden Jod-Tabletten frühzeitig eingenommen, können sie nach Angaben des Bundesamts für Strahlenschutz die Aufnahme von radioaktivem Jod blockieren.

In Luxemburg wurden zuletzt im Jahr 2014 im Rahmen des Cattenom-Notfallplans präventiv Jod-Tabletten an die Bevölkerung ausgegeben.

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