Beerdigung der Opfer von Beirut - Die Wut steigt
Beerdigung der Opfer von Beirut - Die Wut steigt
(dpa) - Vier Tage nach der verheerenden Explosion in Beirut sollen am Samstag viele Opfer der Katastrophe beerdigt werden. Aktivsten haben für den Nachmittag zudem zu Demonstrationen gegen die Regierung aufgerufen, die sie für die Detonation verantwortlich machen. Rettungshelfer suchen in den Trümmern weiter nach Opfern der gewaltigen Detonation. Die deutschen Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) zeigten sich schockiert vom Ausmaß der Zerstörung.
Vier Tage nach der Explosionskatastrophe werden noch immer rund 45 Menschen vermisst. Zudem seien 25 Leichen geborgen worden, deren Identität unklar sei, sagte am Samstag ein Sprecher des libanesischen Gesundheitsministeriums. Die Bergungsarbeiten gingen unterdessen weiter.
In Beirut wird am Samstag auch EU-Ratspräsident Charles Michel erwartet. Dort will er mit Präsident Michel Aoun, Regierungschef Hassan Diab und Parlamentspräsident Nabih Berri zusammentreffen.
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150 Tote
Bei der Explosion am Dienstag waren mehr als 150 Menschen getötet worden, rund 5.000 wurden verletzt. Große Teile des Beiruter Hafens wurden vollständig zerstört und auch die umliegenden Wohngebiete stark beschädigt. Bis zu 250.000 Menschen sind obdachlos. Die Explosion soll durch eine große Menge der hochexplosiven Chemikalie Ammoniumnitrat ausgelöst worden sein, die nach Regierungsangaben über Jahre ohne Sicherheitsvorkehrungen im Hafen gelagert worden war.
US-Außenminister Mike Pompeo bekräftigte die Zusage von 17 Millionen Dollar an Katastrophenhilfe für den Libanon. „Wir sind weiterhin bereit, die Menschen im Libanon zu unterstützen, während sie sich von der schrecklichen Explosion am 4. August erholen“, twitterte Pompeo. „Alle von dieser Tragödie Betroffenen bleiben in unseren Gedanken und Gebeten.“ Zugleich forderte er in einer vom State Department verbreiteten Erklärung eine „gründliche und transparente“ Untersuchung des Unglücks. „Die Menschen im Libanon verdienen Rechenschaft sowie eine Regierung, die der Sicherheit und dem Wohlbefinden ihrer Bürger Priorität einräumt.“
Suche nach den Verantwortlichen
Am Freitag wurden Verantwortliche des Hafens von Beirut festgenommen. Dazu zählten Zoll-Chef Badri Dahir, dessen Vorgänger Schafik Mirhi und Hafen-Direktor Hassan Kuraitim, meldete die staatliche libanesische Nachrichtenagentur NNA am Freitagabend.
Die Entscheidung sei im Zuge von Ermittlungen zu den Hintergründen der Explosion getroffen worden, hieß es weiter. Bereits am Vorabend waren 16 Hafen-Mitarbeiter festgenommen worden. Nach Justizangaben wurden bislang 18 Personen vernommen. Die Ermittlungen zur Ursache der Katastrophe laufen aber noch.
Der libanesische Präsident Michel Aoun erklärte am Freitag vor Journalisten, bei den Ermittlungen solle untersucht werden, ob die Explosion durch Fahrlässigkeit verursacht worden sei. Es solle aber auch geprüft werden, ob es möglicherweise eine „ausländische Einmischung“ durch eine Rakete oder Bombe gegeben habe. Dafür gibt es allerdings bislang keinerlei Anzeichen.
Unterstützung von Interpol
Die internationale Polizeiorganisation Interpol unterstützt die örtlichen Behörden mit Experten. Dabei gehe es unter anderem um die Identifizierung von Opfern, teilte Interpol am Freitagabend in Lyon mit. Interpol werde jegliche Hilfe leisten, die vom Libanon beantragt werde, erklärte Generalsekretär Jürgen Stock.
Die Explosion hat die Wut vieler Libanesen auf die Regierung weiter gesteigert. Sie werfen der politischen Elite schon seit langem Korruption und Ausbeutung des Landes vor. Bereits im vergangenen Herbst waren Massenproteste ausgebrochen, die grundlegende politische Reformen verlangten. Durch die Explosion wächst der Druck auf die Regierung. Auch viele Staaten und internationale Organisationen verlangen im Gegenzug für finanzielle Hilfe weitgehende Reformen.
Der Libanon leidet seit Monaten unter einer der schwersten Wirtschafts- und Finanzkrisen seiner Geschichte, die durch die Corona-Pandemie noch verschärft wurde. Viele Libanesen sind in die Armut abgerutscht. Ihnen fehlt das Geld für einen Wiederaufbau.
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