Anti-Missbrauchsgipfel: Ende der Vertuschung
Anti-Missbrauchsgipfel: Ende der Vertuschung
(KNA/dpa) - Mit einer Messe und der Abschlussrede von Papst Franziskus haben 190 Bischöfe und Ordensobere am Sonntagvormittag ihr viertägiges weltweites Treffen zu Missbrauch und Kinderschutz im Vatikan beendet. Papst Franziskus versprach in seiner Abschlussrede ernsthaftes Durchgreifen. "Sollte in der Kirche auch nur ein Missbrauchsfall ausfindig gemacht werden - was an sich schon eine Abscheulichkeit darstellt – so wird dieser Fall mit der größten Ernsthaftigkeit angegangen." Damit soll die Vertuschung von Missbrauch ein Ende haben: Kein Missbrauch dürfe jemals wie in der Vergangenheit vertuscht oder unterbewertet werden, sagte der Pontifex.
Er forderte die Bischöfe, Ordensoberen und vatikanischen Behördenchefs auf, neue Ansätze zur Vorbeugung gegen Missbrauch auf allen Ebenen der Kirche zu entwickeln. Die Kirche brauche einen "Mentalitätswechsel". An die Stelle einer Haltung, der es um die Verteidigung der Institution gehe, müsse den Opfern Vorrang gegeben werden. In der Priesterausbildung müsse darauf geachtet werden, dass Menschen mit ungeeigneter Persönlichkeitsstruktur vom Priesteramt ausgeschlossen werden.
Ausführlich ging der Papst auch auf Fälle sexuellen Missbrauchs in Familien, Sportvereinen sowie im Internet und im Sextourismus ein und erklärte: "Die weltweite Verbreitung dieses Übels bestätigt, wie schwerwiegend es für unsere Gesellschaften ist, sie schmälert aber nicht seine Abscheulichkeit innerhalb der Kirche." In der Kirche sei das Übel des Missbrauchs schwerwiegender und skandalöser, weil es im Gegensatz zu ihrer moralischen Autorität und ihrer ethischen Glaubwürdigkeit stehe.
"Kopernikanische Revolution" löst Missbrauchskrise
Vor der Rede von Papst Franziskus wurde gemeinsam eine Messe abgehalten. In der von Bildern mit Kampf- und Schlachtszenen geschmückten Sala Regia im Vatikan nannte der australische Erzbischof Mark Coleridge die notwendige Bekehrung der Kirche eine "kopernikanische Wende".
Für die Kirchenoberen bedeute dies "die Erkenntnis, dass jene, die missbraucht wurden, sich nicht um die Kirche drehen", sondern dass die Opfer im Mittelpunkt stehen und die Kirche sich um sie drehen müsse. Manchmal seien Missbrauchsopfer gar als "Feinde" angesehen worden, beklagte Coleridge.
In seiner Predigt sprach Coleridge auch über den Missbrauch von Macht in den Händen der Kirchenoberen. "Macht ist gefährlich, weil sie zerstören kann", so der Vorsitzende der Australischen Bischofskonferenz. Bischöfe und Ordensobere hätten Macht erhalten, um zu dienen und etwas zu schaffen. "Eine Macht mit und für andere, aber nicht über sie", so der Erzbischof.
Coleridge fordert konkretes Handeln
Nur wenn es den Kirchenleuten gelinge, sich in die Missbrauchsopfer hineinzuversetzen, könne für die Kirche eine "neue Jahreszeit ihrer Mission" beginnen. "Vor uns liegt eine Mission - eine Mission, die nicht nur Worte, sondern wirklich konkretes Handeln benötigt. Wir werden alles tun, damit Überlebende des Missbrauchs Gerechtigkeit und Heilung bekommen", sagte er.
Dies alles erlange eine echte Bekehrung und konsequente Erneuerung, damit die Kirche zu einem besseren und sicheren Ort für die Schwächsten werde.
