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Annäherung bei EU-Sondergipfel: Treffen wird verlängert
International 3 Min. 20.07.2020 Aus unserem online-Archiv

Annäherung bei EU-Sondergipfel: Treffen wird verlängert

Brüssel: Charles Michel, Präsident des Europäischen Rates, trifft am Sonntag  beim EU-Gipfel im Gebäude des Europäischen Rates ein.

Annäherung bei EU-Sondergipfel: Treffen wird verlängert

Brüssel: Charles Michel, Präsident des Europäischen Rates, trifft am Sonntag beim EU-Gipfel im Gebäude des Europäischen Rates ein.
Foto: John Thys/AFP Pool/AP/dpa
International 3 Min. 20.07.2020 Aus unserem online-Archiv

Annäherung bei EU-Sondergipfel: Treffen wird verlängert

Die Stimmung ist zeitweise vergiftet, die Staats- und Regierungschefs reagieren gereizt: Doch am Morgen des vierten Tages scheinen die EU-Staaten einem Kompromiss zum Corona-Krisenprogramm näher gekommen.

(dpa/SC) - Nach deutlichen Fortschritten auf dem Weg zu einem Corona-Krisen-Paket wird der EU-Sondergipfel in Brüssel nochmals verlängert. EU-Ratspräsident Charles Michel kündigte nach Angaben von Diplomaten am Montagmorgen einen neuen Verhandlungsvorschlag an. Dieser werde darauf basieren, den Anteil der Zuschüsse im Corona-Rettungsprogramm auf 390 Milliarden Euro zu senken. Ursprünglich sollten es einmal 500 Milliarden sein. Der Kompromiss sei aber noch nicht völlig unter Dach und Fach, hieß es.

Die Gespräche wurden am frühen Montagmorgen unterbrochen und sollen am Nachmittag um 16.00 Uhr wieder aufgenommen werden, wie der Sprecher von EU-Ratspräsident Charles Michel auf Twitter mit. Damit läuft das am Freitag gestartete Treffen der 27 Staats- und Regierungschefs bereits zwei Tage länger als geplant.

Die EU-Staats- und Regierungschefs hatten die ganze Nacht zum Montag einen Kompromiss im Streit über das milliardenschwere Krisenpaket gesucht. Hauptstreitpunkt war dabei genau die Frage, wie viele Zuschüsse aus dem geplanten Corona-Krisenplan an EU-Staaten vergeben werden könnten.  Premierminister Xavier Bettel musste den Gipfel in Brüssel zwischenzeitlich kurz verlassen, um am Sonntagabend an einer außergewöhnlichen Sitzung des Regierungsrates zu neuen Corona-Maßnahmen in Luxemburg teilzunehmen. 


(de g. à dr.) Romain Schneider, ministre de l'Agriculture, de la Viticulture et du Développement rural, ministre de la Sécurité sociale ; Pierre Gramegna, ministre des Finances ; n.c. ; n.c. ; Xavier Bettel, Premier ministre, ministre d'État ; Paulette Lenert, ministre de la Protection des consommateurs, ministre de la Protection des consommateurs, ministre de la Santé ;
Paul Konsbruck, chef de cabinet du Premier ministre ; Dan Kersch, Vice-Premier ministre, ministre des Sports, ministre du Travail, de l'Emploi et de l'Économie sociale et solidaire ; François Bausch, ministre de la Défense, ministre de la Mobilité et des Travaux publics, ministre de la Sécurité intérieure ; Sam Tanson, ministre de la Culture, ministre du Logement ; Claude Meisch, ministre de l'Éducation nationale, de l'Enfance et de la Jeunesse, ministre de l'Enseignement supérieur et de la Recherche ; Lex Delles, ministre des Classes moyennes, ministre du Tourisme
Regierungsrat: Sanktionen für Quarantänebrecher
Am Sonntagabend traf sich die Regierung zu einer außergewöhnlichen Sitzung, um neue Restriktionen und Sanktionen zu beschließen. Premier Xavier Bettel unterbrach dafür seine Präsenz beim EU-Gipfel.

Ursprünglich lautete der Vorschlag für das Konjunktur- und Investitionsprogramm: ein Gesamtumfang von 750 Milliarden Euro, davon 500 Milliarden an Zuschüssen, die die Empfänger nicht zurückzahlen müssen. Die Staatengruppe der sogenannten Sparsamen Vier - Österreich, Schweden, Dänemark und die Niederlande - und Finnland wollten aber ursprünglich gar keine Zuschüsse, sondern nur Kredite. Im Lauf des Sonntags näherten sich die Positionen schrittweise an - ohne jedoch zur Lösung zu führen.

Statt im Kompromiss endete ein Abendessen der Staats- und Regierungschefs am Sonntag in bitteren Vorwürfen. Aus der Delegation eines großen EU-Staates hieß es um kurz nach Mitternacht, die Gespräche seien noch immer sehr schwierig, weil die „Sparsamen“ weiter blockierten. Der österreichische Kanzler Sebastian Kurz höre nicht zu und kümmere sich lieber um Medienarbeit. Zudem instrumentalisiere Kurz zusammen mit den Niederlanden das Thema Rechtsstaatlichkeit, um zu blockieren.

Der französische Präsident Emmanuel Macron habe mit Unterstützung von Merkel schließlich kräftig auf den Tisch gehauen, hieß es. Es gebe nun weiter bilaterale Gespräche. Eine ursprünglich auf 45 Minuten angesetzte Pause des Plenums aller Staaten dehnte sich Stunde um Stunde bis in den frühen Morgen.


France's President Emmanuel Macron arrives for a meeting of an EU summit on a coronavirus recovery package at the European Council building in Brussels on July 19, 2020 - An acrimonious EU summit headed into a third day as leaders remained deadlocked over a huge post-coronavirus economic recovery plan, unable to overcome fierce resistance from the Netherlands and its "frugal" allies. (Photo by JOHN THYS / POOL / AFP)
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Auf dem Billionen-EU-Sondergipfel zeigt sich wie Europa auseinanderdriftet. Jeder für sich und keiner für die anderen.

Nach Angaben weiterer Diplomaten war unter den „Sparsamen“ Gesprächsbereitschaft bei der Frage des Umfangs an Zuschüssen zu erkennen. Es zeichne sich ein Kompromiss ab, der bei 375 Milliarden Euro an Zuschüssen liege, sagte ein Diplomat. Schließlich wurde die Zahl von 390 Milliarden Euro genannt, auf die Michel seinen neuen, umfassenden Kompromissvorschlag nun gründen will. Auch in anderen Punkten seien starke Annäherungen erreicht worden, hieß es weiter. Merkel und Macron wollten nach Angaben von Diplomaten aber nicht unter eine Summe von 400 Milliarden Euro gehen. 22 der 27 Staaten seien bereit, diese Summe mitzutragen.

Asselborn: Debatte von „Kleinkrämergeist“ bestimmt

Die Debatte über das milliardenschwere Corona-Hilfsprogramm beim EU-Sondergipfel in Brüssel wird nach Ansicht von Außenminister Jean Asselborn von „Kleinkrämergeist“ bestimmt. Wenn diese Haltung 1989 dominiert hätte, wäre die deutsche Wiedervereinigung nicht möglich gewesen, sagte Asselborn am Montag im Deutschlandfunk. Empört äußerte sich der luxemburgische Außenminister über die „Frugalisten“, wie Asselborn die Länder Österreich, Niederlande, Dänemark, Schweden und Finnland nannte, die die Zuschüsse im Paket möglichst gering halten wollen. Diese seien überhaupt nicht sparsam, wenn es um eigene Belange gehe.


Laut Außenminister Asselborn werden die Grenzen zwischen Luxemburg und Deutschland in den kommenden Wochen wieder geöffnet.
Einreisebeschränkungen: Außenminister Asselborn setzt auf Kommunikation
Wegen steigender Infektionszahlen müssen sich Reisende aus Luxemburg in mehreren Ländern in Quarantäne begeben. Erneute Grenzschließungen seien nicht auszuschließen, so Außenminister Asselborn und Gesundheitsministerin Lenert.

Den Streit über einen geplanten Rechtsstaatsmechanismus innerhalb der Europäischen Union bezeichnete Asselborn als unsäglich. Dabei kritisierte er vor allem den ungarischen Regierungschef Viktor Orban. Die EU müsse aufpassen, dass Orban die Standards der Gemeinschaft auf dem Gebiet der Rechtsstaatlichkeit nicht weiter nach unten ziehe. Dies sei eine gefährliche Entwicklung.


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