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UN-Klimakonferenz einigt sich auf Abschlusserklärung
International 3 Min. 20.11.2022
Ausgleich für ärmere Länder

UN-Klimakonferenz einigt sich auf Abschlusserklärung

Unter der Leitung des ägyptischen Außenministers wurde die Abschlusserklärung vorgestellt.
Ausgleich für ärmere Länder

UN-Klimakonferenz einigt sich auf Abschlusserklärung

Unter der Leitung des ägyptischen Außenministers wurde die Abschlusserklärung vorgestellt.
Foto: AFP
International 3 Min. 20.11.2022
Ausgleich für ärmere Länder

UN-Klimakonferenz einigt sich auf Abschlusserklärung

Seit drei Jahrzehnten fordern ärmere Staaten Geld für Klimaschäden. Nun hat die Weltgemeinschaft einen Topf dafür beschlossen.

(dpa) - Es ist ein Durchbruch nach jahrzehntelangen Debatten: Die Weltklimakonferenz hat sich erstmals auf einen gemeinsamen Geldtopf zum Ausgleich von Klimaschäden in ärmeren Ländern geeinigt. In ihrer Abschlusserklärung bekräftigten die rund 200 Staaten am frühen Sonntagmorgen außerdem ihre frühere Entscheidung, schrittweise aus der Kohle auszusteigen. Ein Abschied von Öl und Gas wird aber nicht erwähnt. Damit bleibt die Erklärung hinter den Forderungen vieler Staaten, Klimaaktivisten und Experten zurück, die ein Ende der Abhängigkeit von schmutzigen Energieträgern als zwingend betrachten.

Der neue Ausgleichsfonds soll unabwendbare Folgen der Erderhitzung abfedern - etwa immer häufigere Dürren, Überschwemmungen und Stürme, aber auch der steigende Meeresspiegel und Wüstenbildung. Die Frage hatte sich als größter Streitpunkt durch die zweiwöchige Konferenz in Scharm el Scheich gezogen, die um mehr als 36 Stunden verlängert wurde.

In dem Beschluss werden keine Summen für den neuen Fonds genannt und auch nicht, wer genau einzahlen soll. Dies soll später geklärt werden. Begünstigt werden sollen Entwicklungsländer, die besonders gefährdet sind.

Freiwillige Nachbesserungen

In der Abschlusserklärung werden die Staaten außerdem aufgefordert, ihre größtenteils unzulänglichen Klimaschutzpläne bis spätestens zur nächsten Klimakonferenz nachzubessern. Diese findet Ende 2023 in den Vereinigten Arabischen Emiraten statt. Die Nachbesserungen bleiben freiwillig, eine Verpflichtung gibt es nicht.


ARCHIV - 03.10.2021, Berlin: Mit diesen Schildern machen Klima-Aktivisten unweit des Hauses der Kulturen der Welt auf das Ziel des Pariser Klimaabkommens aufmerksam, den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen. In Ägypten beraten knapp 200 Staaten zwei Wochen lang darüber, wie der Kampf gegen die Erderhitzung beschleunigt werden kann. Die Zeit drängt, denn die vergangenen sieben Jahre waren die wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Der Sommer in Europa war geprägt von Dürren, die im Zuge der Klimakrise häufiger werden. Foto: Paul Zinken/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Die Konferenz, zu der etwa 34.000 Teilnehmer ans Rote Meer gereist sind, war am Freitagabend in die Verlängerung gegangen. In der Nacht zum Samstag war nach schleppenden und teils chaotischen Abläufen in Verhandlungskreisen Beunruhigung ausgebrochen. Nach zähen Beratungen folgte am frühen Sonntagmorgen schließlich der Durchbruch.

US-Blockade

Die USA hatten den neuen Ausgleichsfonds zunächst blockiert, während die als G77 bekannte Gruppe aus mehr als 130 Entwicklungsländern zusammen mit China Druck aufbaute. Die Europäische Union schwenkte nach anfänglicher Zurückhaltung schließlich um.


Egypt's President Abdel Fattah al-Sisi delivers a speech at the leaders summit of the COP27 climate conference at the Sharm el-Sheikh International Convention Centre, in Egypt's Red Sea resort city of the same name, on November 7, 2022. (Photo by JOSEPH EID / AFP)
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UN-Generalsekretär António Guterres nannte den neuen Fonds für Klimaschäden einen wichtigen Schritt in Richtung Gerechtigkeit. „Sicherlich ist das nicht ausreichend, aber es ist ein dringend notwendiges Signal, um verloren gegangenes Vertrauen wieder aufzubauen.“ 

Umstritten bei dem Thema ist unter anderem die Rolle Chinas. Das Land, das beim Ausstoß klimaschädlicher Emissionen den ersten Platz belegt, will im internationalen Klimaschutz weiter als Entwicklungsland behandelt werden. So wurde es vor 30 Jahren im Kyoto-Protokoll festgelegt. Westliche Staaten wollen das Land wegen seiner Wirtschaftskraft und der Rolle als größter Verursacher von Treibhausgasen aber nicht länger als Empfängerland einstufen. Chinas Unterhändler Xie Zhenhua sagte, Entwicklungsländer sollten das Geld erhalten, räumte „verletzlichen Staaten“ aber Vorrang ein.

„Ungenügend“

Bei der drängenden Eindämmung der Erderwärmung stellen Umweltorganisationen der Konferenz ein ungenügendes Zeugnis aus. Das „deprimierende Ergebnis“ gehe darin nicht über die Klimakonferenz im vergangenen Jahr hinaus, kritisierte Klima-Experte Jan Kowalzig von Oxfam. 


People tour the Qatar COP27 pavillon, displaying the various stadiums that will be hosting the matches of the 2022 World Cup in Qatar, at the Sharm el-Sheikh International Convention Centre, in Egypt's Red Sea resort city of the same name, during the COP27 climate conference, on November 14, 2022. (Photo by Joseph EID / AFP)
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Es sei nicht einmal gelungen, einen klaren Fokus auf den Ausbau erneuerbarer Energien zu legen - was insbesondere am Widerstand Saudi-Arabiens gelegen habe. Auch EU-Vizekommissar Frans Timmermans kritisierte die Abschlusserklärung sei „nicht genug als Schritt voran für die Menschen und den Planeten“.

2015 hatte die Weltgemeinschaft in Paris vereinbart, die Erwärmung möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen, im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. Die Welt hat sich nun schon um gut 1,1 Grad erwärmt. Ein Überschreiten der 1,5-Grad-Marke erhöht nach Warnungen der Wissenschaft deutlich das Risiko, sogenannte Kippelemente im Klimasystem und damit unkontrollierbare Kettenreaktionen auszulösen.    

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