2010-2019 wohl heißestes Jahrzehnt seit Beginn der Aufzeichnungen
2010-2019 wohl heißestes Jahrzehnt seit Beginn der Aufzeichnungen
(dpa/SC) - Heißer war wohl kein Jahrzehnt seit 1850: Die Durchschnittstemperatur der Jahre 2010 bis 2019 lag der Weltwetterorganisation (WMO) zufolge mit größter Wahrscheinlichkeit höher als je zuvor in einem Jahrzehnt seit Beginn der Messungen. 2019 dürfte das zweit- oder drittwärmste Jahr werden, berichtete die Organisation am Dienstag bei der UN-Weltklimakonferenz in Madrid in ihrem vorläufigen Klima-Statusreport.
Die Durchschnittstemperatur lag 2019 demnach etwa 1,1 Grad über dem Niveau der vorindustriellen Zeit (1850-1900). Die Einschränkung "mit größter Wahrscheinlichkeit" ist nötig, weil das Jahr noch nicht zu Ende ist. Seit den 1980er Jahren sei jedes Jahrzehnt wärmer gewesen als das jeweilige davor, hieß es von der WMO. Global gesehen seien die vergangenen fünf Jahre fast sicher die wärmsten Jahre seit Aufzeichnungsbeginn gewesen.
Wie die Organisation bereits am 25. November berichtete, nahm die Konzentration klimaschädlicher Treibhausgase in der Atmosphäre weiter bedrohlich zu. Die CO2-Konzentration stieg binnen eines Jahres von 405,5 ppm (Teilchen pro Million Teilchen) auf einen Rekordwert von 407,8 ppm - eine Steigerung von 147 Prozent im Vergleich zu vorindustriellen Werten. Das Problem: "CO2 bleibt über Jahrhunderte in der Atmosphäre und noch länger in den Ozeanen", so die Forscher.
Die Durchschnittstemperatur der Ozeane habe ebenfalls einen neuen Rekordwert erreicht. Die Weltmeere absorbieren über 90 Prozent der Hitze, die durch Treibhausgase in der Atmosphäre bleibt. Dadurch erwärmen sich die Weltmeere und die Eiskappen beginnen zu schmelzen.
Rund 22 Prozent der jährlichen CO2-Emissionen werden ebenfalls von den Ozeanen aufgenommen. Das CO2 reagiert allerdings mit dem Salzwasser und lässt den ph-Wert der Meere sinken. Laut der WMO seien die Ozeane daher nun rund 26 Prozent saurer als zu Beginn der Industrialisierung.
Die Weltwetterorganisation veröffentlichte in ihrem Bericht auch eine Grafik, die die Durchschnittstemperatur seit 1850 anzeigt und gleichzeitig eine Prognose für das Jahr 2025 trifft.
Um das Ziel des Pariser Klimaabkommens einzuhalten, die Erderwärmung bis Ende des Jahrhunderts auf maximal zwei Grad Celsius einzudämmen, müssten Treibhausmissionen jährlich schätzungsweise um rund 7,6 Prozent gesenkt werden.
"Wenn wir nicht dringend etwas unternehmen, steuern wir auf einen Temperaturanstieg von mehr als drei Grad bis Ende des Jahrhunderts zu, mit immer schädlicheren Folgen für die Menschen", sagte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas.
Dieser menschliche Aspekt wurde in dem vorläufigen Bericht der WMO ebenfalls beleuchtet. Bereits im Jahr 2019 wurden durch meteorologische Ereignisse, wie anhaltende Dürren oder schwere Stürme, rund 10 Millionen Menschen aus ihrer Heimat verdrängt. In Bangladesch wurden im November beispielsweise rund zwei Millionen Menschen evakuiert, um dem Zyklon Bulbul zu entkommen. Auch in China flüchteten im August etwa zwei Millionen Menschen vor dem Taifun Lekima und seinen Folgen.
In Madrid findet derzeit die 25. UN-Klimakonferenz mit Delegationen aus 196 Staaten sowie der EU statt. Dort sollen ehrgeizigere Klimaschutzpläne vorbereitet werden. Kommende Woche werden dort Minister aus vielen Ländern erwartet.
Den kompletten Bericht der Weltwetterorganisation finden Sie hier:
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