Erdogan reorganisiert die Armee - und entlässt tausende Uniformierte.
Foto: AFP
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan räumt innerhalb der Armee auf. Nicht nur Offiziere werden von ihren Ämtern entbunden. Zudem reorganisiert er die Ausbildung von Offizieren.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan räumt innerhalb der Armee auf. Nicht nur Offiziere werden von ihren Ämtern entbunden. Zudem reorganisiert er die Ausbildung von Offizieren.
(dpa) - Nach dem gescheiterten Putsch in der Türkei hat Präsident Recep Tayyip Erdogan per Notstands-Dekret 1389 Soldaten unehrenhaft aus den türkischen Streitkräften entlassen. Darunter sei ein ehemaliger Berater Erdogans, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Sonntag unter Berufung auf das im Amtsblatt veröffentlichte Dekret. Bereits am Mittwoch hatte Erdogan 1684 Offiziere entlassen, 149 davon im Generalsrang.
Anadolu berichtete weiter, mit dem nun veröffentlichten Dekret würden außerdem die Militärakademien -und Gymnasien geschlossen. Zur Ausbildung von Offizieren werde eine Universität geschaffen, die dem Verteidigungsministerium unterstellt ist. Die Landstreitkräfte, die Luftwaffe und die Marine werde mit dem Beschluss ebenfalls dem Verteidigungsministerium unterstellt.
Die türkische Führung wirft den betroffenen Soldaten vor, Verbindungen zu dem in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen zu haben, den Erdogan für den Putschversuch vom 15. Juli verantwortlich macht.
Als Abonnent wissen Sie mehr
In der heutigen schnelllebigen Zeit besteht ein großer Bedarf an zuverlässigen Informationen. Fakten, keine Gerüchte, zugänglich und klar formuliert. Unsere Journalisten halten Sie über die neuesten Nachrichten auf dem Laufenden, stellen politischen Entscheidern kritische Fragen und liefern Ihnen relevante Hintergrundgeschichten.
Als Abonnent haben Sie vollen Zugriff auf alle unsere Artikel, Analysen und Videos. Wählen Sie jetzt das Angebot, das zu Ihnen passt.
Köln ist an diesem Sonntag Schauplatz einer Pro-Erdogan-Demonstration mit bis zu 30 000 Teilnehmern. 2700 Polizisten sind im Einsatz, denn es gibt auch noch vier Gegenkundgebungen - unter anderem von Rechtsextremisten.
Der türkische Präsident Erdogan ist schnell beleidigt. Dem Westen und speziell der EU wirft er mangelnde Solidarität nach dem Putsch vor. Immerhin: Seine zahlreichen Beleidigungsklagen zieht er zurück.
Nach dem Putschversuch in der Türkei steigt die Zahl der Festnahmen weiter an. Um die Flucht von Verdächtigen zu verhindern, werden Reisepässe als ungültig erklärt.
Im Rundumschlag der türkischen Führung gegen unliebsame Kritiker und mögliche Gegner kommen jetzt die Medien dran. Daneben gibt es einen kräftigen Aderlass der Armee.
Nach der Verhaftungs- und Entlassungswelle in der Türkei neigen manche Politiker dazu, die EU-Beitrittsgespräche mit dem Land am Bosporus abzubrechen. Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn erteilt diesen Forderungen eine Absage.
In der EU wächst die Sorge wegen der Massenfestnahmen in der Türkei. Mehr als 10 000 Verdächtige sind bereits betroffen, und die Razzien dauern an. Zudem erschwert die Regierung eine Flucht ins Ausland.