Wurde die BIL an Katar verschleudert?
Wurde die BIL an Katar verschleudert?
Die belgische Zeitung "L'Echo" schreibt in ihrer Samstagausgabe, Dexia habe BIL an den katarischen Investitionsfonds Precision Capital verkaufen müssen. Andere Anbieter seien nicht berücksichtigt worden.
"L'Echo" nennt den Briten David Rowland und sein Investitionsfonds Blackfish Capital. Dieser habe 2009 die insolvente isländische Kaupthing Bank gekauft. Noch andere seien auf Druck der Luxemburger Regierung ignoriert worden.
Für 730 Millionen Euro an Katar verkauft
Im Oktober 2011 war bekannt geworden, Dexia verhandle mit einem katarischen Käufer über den Kauf der BIL. Die Luxemburger Bank sollte aus der Krisenbankgruppe Dexia herausgelöst werden. Die Bank wechselte schließlich für 730 Millionen Euro den Besitzer: 90 Prozent gingen an Precision Capital, 10 Prozent an den Luxemburger Staat.
„Ein Schleuderpreis“, so ein Luxemburger Finanzmann, den die Zeitung zitiert. Zu Beginn war nämlich von einem Kaufpreis von 1,5 Milliarden Euro die Rede, dann von 900 Millionen Euro.
Stippvisite in Doha
Laut "L'Echo" sei der Deal auf enge Beziehungen zwischen Luxemburg und Katar zurückzuführen. Die Wirtschaftszeitung erinnert daran, dass vor dem BIL-Geschäft bereits die KBL an Precision Capital veräußert wurde. Hier hatte man die indische Unternehmensgruppe Hinduja, mit der das Mutterhaus von KBL, KBC, seit längerem im Gespräch war, nicht zum Zuge lassen kommen.
Eine Stippvisite von Finanzminister Luc Frieden im Februar 2011 in Doha, der Hauptstadt Katars, habe den Stein ins Rollen gebracht. Mit dabei waren damals Erbgroßherzog Guillaume und der Luxemburger Rechtsanwalt Albert Wildgen. Letzerer pflege ausgezeichnete Geschäftskontakte mit Katar. Er soll später Katar als Käufer für BIL vorgeschlagen haben. Zuvor waren die Kataris bereits mit 35 Prozent in die Cargolux eingestiegen.
Kunden-Exodus im Juni 2011
Seit Juni 2011 hätten Kunden massiv die Dexia-BIL verlassen. Eine Milliarde Euro soll die Bank in vier Monaten verloren haben, so "L'Echo". Im September sei die Situation unhaltbar geworden worauf Frieden beschlossen habe, die BIL zu verkaufen.
"L'Echo" meint dem Land seien gegenüber Katar die Hände gebunden. Das Dossier Cargolux entwickle sich schlecht: Flotten- und Strategiewechsel, Veränderung des Lohnsystems der Piloten, Wechsel in der Unternehmensführung: Marc Hoffmann habe „Monisieur Qatar“, Albert Wildgen, weichen müssen.
Laut "L’Echo" plane der Wüstenstaat auch an einer Zusammenlegung von KBL und BIL in einem oder zwei Jahren.
Frieden: "Es gab keine andere Lösung"
In einer ersten Reaktion sagte Luxemburgs Finanzminister Luc Frieden am Samstag, gegenüber RTL, er habe im September schnell handeln müssen, um die BIL zu retten. Es habe sich keine andere Lösung geboten. Der Preis sei zwischen Käufer und Verkäufer ausgehandelt worden. Es habe keine Regelverstöße gegeben. Schließlich sei dies auch von der EU-Kommission bestätigt worden.
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