"Wir sind eine einzigartige Kombination"
"Wir sind eine einzigartige Kombination"
2013 kam Sergej Ptschelintsow mit seiner Familie von Moskau nach Luxemburg, um bei der East-West United Bank (EWUB) zu arbeiten, deren Geschäftsführer er seit 2015 ist. Dem „Luxemburger Wort” erläutert der passionierte Golfspieler, welche Strategie die Bank verfolgt.
Sergej Ptschelintsow, bereiten die Sanktionen Ihrer Bank Schwierigkeiten, die die EU gegen bestimmte Unternehmen und Personen in Russland wegen des Ukraine-Konflikts verhängte?
S.P.: Ja und nein. Direkt sind wir von den Sanktionen ohnehin nicht betroffen, aber die Situation sorgt dafür, dass zuweilen bei Geschäftsanbahnungen zuerst gewisse Vorbehalte zu spüren sind. Im Allgemeinen jedoch, solange Sie den Leuten fruchtbare, vertrauenswürdige Geschäftsbeziehungen bieten, erkennen die Menschen den Unterschied zwischen Politik und Geschäft.
Generell kann man sagen, was das Geschäftliche betrifft, ist es nicht so schlimm wie man erwarten könnte.
Die Geschäfte laufen also gut?
S.P.: Ja.
Wer sind hauptsächliche Ihre Kunden. Vor allem Russen?
S.P.: Nicht unbedingt. Wir haben russische Wurzeln, weswegen wir auch vor allem unsere Dienstleistungen in Bezug auf Russland und die Nachbarregionen anbieten und jedem, der Verbindungen dahin hat.
Das können russische Geschäftsleute sein, die grenzüberschreitende Import-Export-Aktivitäten haben, es können Investoren sein, die in Luxemburg eine Basis für Geschäfte in der EU schaffen oder von hier aus global investieren wollen, auch solche, deren Geschäftsaktivitäten gar nicht Russland berühren.
Aber da wir Kultur, Mentalität und Geschichte der Menschen aus Russland und den Nachbarregionen gut kennen, können wir diesen Kunden auch einen Mehrwert bieten. Ein weiterer Vorteil von uns ist, dass wir keine Scheu davor haben, mit relativ kleinen Kunden zusammenzuarbeiten.
Was meinen Sie damit?
S.P.: Die „großen Fische“ werden von großen Instituten gejagt. Wer Multimillionär oder ein großes Unternehmen ist, der ist bei allen großen europäischen Finanzinstitutionen willkommen.
Kleinere Kunden hingegen fühlen sich oft stiefmütterlich behandelt, weil sie den Banken nicht genug Einnahmen verschaffen. Große Banken haben mehr Auswahlmöglichkeiten, wir hingegen sind in dieser Hinsicht flexibler.
Das heißt, mittelgroße Unternehmen sind bei der EWUB willkommen?
S.P.: Genau, mittelgroße Unternehmen oder Privatpersonen für Private Banking-Aktivitäten mit einem Investitionsvermögen ab einer halben Million Euro. Das ist normalerweise für Privatbanken eine relativ kleine Summe.
Manche ehemals große Bank, die früher kleinere Firmenkunden verschmähte, wäre heute sicher froh, solche Kunden zu haben.
S.P.: Das taten sie gewiss nicht, weil sie arrogant gewesen wären, sondern einfach, weil sie bessere Auswahlmöglichkeiten hatten. Es ist eine Frage, welche Prioritäten man setzt, und welche Auswahl an Kunden man treffen kann.
Wir als relativ neuer Player in diesem Segment und vergleichsweise kleine Bank haben uns dafür entschieden, flexibler als andere zu sein.
Wir haben keine Scheu davor, mit relativ kleinen Kunden zusammenzuarbeiten.
Das Spezielle an der EWUB ist, dass sie keine russische, sondern eine luxemburgische Bank mit russischem Besitzer ist.
S.P.: Das ist korrekt. Die Bank ist eine Luxemburger Bank mit Luxemburger Lizenz und unter Aufsicht der Luxemburger und europäischen Behörden. Eigentümer ist das russische Unternehmen Sistema.
Das ist eine einzigartige Kombination und ich denke, dass unsere Kunden es auch sehr begrüßen, dass wir ganz den europäischen Standards und der Gesetzgebung unterliegen, während unser Eigner Sistema uns breiten Zugang zum russischen Markt gibt.
Sistema ist ein Konzern mit Firmen in verschiedenen Branchen.
S.P.: Ja. Zu Sistema gehören verschiedenste Unternehmen unterschiedlichster Branchen und diese Verbindung mit Sistema gibt uns die Möglichkeit, unsere Kunden mit potenziellen Partnern in verschiedensten Branchen in Kontakt zu bringen.
Nimmt man nur die Top-Firmen des Sistema-Universums, wird man eine beeindruckende Bandbreite entdecken: dazu gehören Banken, Telekom-Unternehmen, eine Einzelhandelskette für Produkte für Kinder, Pharmazie, Papier- und Zellstoffindustrie, Mikroelektronik mit Forschung und Entwicklung, und viele weitere.
Ist Ihre Bank in all diesen Branchen tätig?
S.P.: So kann man es nicht sagen, denn nicht alle diese Firmen sind notwendigerweise unsere Kunden. Aber wir verfügen über dieses Netzwerk und haben diese Verbindungen. Wenn sich also ein europäischer Kunde für Kontakte in Russland in einem dieser Wirtschaftszweige interessiert, können wir damit helfen.
Was sind die nächsten Ziele, die die Bank erreichen will?
S.P.: Wir wollen wachsen und unsere Kundenbasis deutlich erweitern, was aber nicht bedeutet, dass wir Niederlassungen und Filialen errichten wollten, das nicht. Wir wollen an Geschäftsvolumen wachsen, aber auch an unserem digitalen Angebot.
In den letzten Jahren haben wir die Grundlage dafür gelegt, digital wachsen zu können. Eine unserer jüngsten Initiativen in diesem Zusammenhang war eine Online-Direktbank-Plattform, die wir für Kunden in Luxemburg und Deutschland schufen. Eine starke Technologie, die zeigt, in welche Richtung das Banking der Zukunft geht. Nach und nach werden deswegen alle Banking-Dienstleistungen digitalisieren.
Wir sind sehr gut kapitalisiert mit einer überdurchschnittlichen Eigenkapital-Ratio von mehr als 30 Prozent. Das heißt, unsere Bilanz und wir können noch mindestens um das Zweifache wachsen. Das ist unser Ziel.
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