Wie der Impfstoff nach Luxemburg kommt
Wie der Impfstoff nach Luxemburg kommt
Die erste Impfstofflieferung, die das Großherzogtum Ende Dezember erhielt, kam aus Belgien per Lieferwagen. Von knapp 200 Kilometern jenseits der Luxemburger Grenze, aus der Fabrik von Pfizer in Puurs, kommt das BioNtech-Vakzin gegen Covid-19. Die räumliche Nähe hat den Vorteil, dass der Impfstoff innerhalb weniger Stunden direkt von der Fabrik, ohne lange in Luxemburg zwischengelagert werden zu müssen, zum Verimpfen hierher gebracht werden kann.
Der Anfang Dezember in Großbritannien und kurz vor Weihnachten in der EU zugelassene BioNtech-Impfstoff hat zwar einen hohen Wirkungsgrad, gegenüber anderen Impfstoffen aber den Nachteil, dass er ohne Tiefkühlung nur fünf Tage haltbar ist. So gehen die Lieferungen in speziellen Kühlboxen mit Trockeneis verpackt auf die Reise.
„Für den Transport des Covid-19-Impfstoffs haben wir spezielle Thermoboxen mit Temperatursensoren zur Echtzeitmessung entwickelt“, teilt Pfizer dazu mit. „Mithilfe von Trockeneis kann die Temperatur in der Box über zehn Tage stabil gehalten werden“, so Pfizer weiter. Pro Sendung werden die Boxen in drei Lagen mit insgesamt 23 Kilo Trockeneis befüllt. Die Box kann am Ort des Impfens zudem zur Zwischenlagerung genutzt werde.
In Puurs ist die größte Produktionsstätte von Pfizer in Europa, wo jedes Jahr mehr als 400 Millionen Dosen Impfstoffe und Medikamente hergestellt werden. Insgesamt wollen BioNTech und Pfizer in diesem Jahr bis zu 1,3 Milliarden Dosen des Covid-19-Impfstoffs produzieren. „Nachdem wir den Impfstoff in unserem Produktionswerk in Puurs in Fläschchen abgefüllt und verpackt haben, wird dieser schockgefroren“, so Pfizer. In Ultra-Niedrigtemperatur-Gefriergeräten ist es möglich, den Impfstoff bis zu sechs Monate vor seinem Versand in Trockeneisbehältern zu lagern. „Für die Kühlung bei extrem niedrigen Temperaturen haben wir die Infrastruktur unseres Standortes entsprechend optimiert.“
Während in Puurs aber nur abgefüllt und versandt wird, findet die Produktion des eigentlichen mRNA-Wirkstoffs in Mainz und Idar-Oberstein statt. Der gesamte Prozess von der Herstellung bis zur Zustellung dauert nach Angaben der Unternehmen, einschließlich Qualitätskontrolle und Freigabe, etwa vier Wochen.
„Der Transport der Impfstoffe wird vom jeweiligen Produzenten organisiert“, präzisiert das Gesundheitsministerium. In Deutschland und der Türkei ist BioNTech dabei für die Auslieferung zuständig, in allen anderen Ländern übernimmt das Pfizer. Genauere Angaben zum Auslieferprozess machen weder das Gesundheitsministerium noch die Hersteller – aus Sicherheitsgründen, heißt es.
Ab kommender Woche sollen von Belgien wöchentlich weitere Impfdosen kommen, sodass bis Ende Januar rund 12.000 Personen geimpft sein können. Insgesamt hätte Luxemburg demnach bis Ende des Monats 23.400 Impfdosen von BioNTech/Pfizer erhalten. Auch die nächsten Lieferungen „werden direkt von Puurs zu den von den luxemburgischen Behörden ausgewählten Punkten kommen“, erklärt Réginald Decraene, General Manager von Pfizer Luxembourg Sàrl.
Hersteller organisieren den Transport
Die einzelnen Transportwege, so das Gesundheitsministerium weiter, hängen vom gelieferten Impfstoff ab. „Auch ist genügend gekühlte Lagerkapazität vorhanden für die zukünftigen Lieferungen“, versichert das Ministerium.
Bislang ist in der EU nur der vom Mainzer Unternehmen BioNTech entwickelte Impfstoff zugelassen, schon für den morgigen Mittwoch wird mit der Zulassung des Impfstoffs des US-Pharmaunternehmens Moderna gerechnet. Die EU hat 300 Millionen Dosen des Mittels von BioNTech sowie 160 Millionen Dosen von Moderna gekauft; das Unternehmen hat für Herstellung und Vertrieb in Europa eine Partnerschaft mit den Pharmaunternehmen Lonza in der Schweiz geschlossen und Rovi in Spanien. Ziel sei, mehrere hundert Millionen Impfstoffdosen pro Jahr herzustellen. Die Vorproduktion läuft bereits.
Seit Ende Dezember ist in Großbritannien auch der Corona-Impfstoff der Universität Oxford und des Pharmakonzerns AstraZeneca zugelassen. Wann dieser (400 Millionen bestellte Dosen), in der EU eingesetzt werden darf, ist noch unklar, genauso wie die Impfstoffe anderer Hersteller. Luxemburg erhält 0,14 Prozent der Gesamtanzahl der von Brüssel bestellten Impfstoffdosen; ein Fläschchen des Herstellers BioNTech beispielsweise ist von der Europäischen Arzneimittelbehörde für fünf Impfungen zugelassen.
Da der bislang einzige Impfstoff knapp ist, gab es zuletzt Diskussionen darüber, ob ein Fläschchen nicht für sechs oder sieben Injektionen reiche und ob die Folgeimpfung nicht hinausgezögert werden könnte, um mehr Erstimpfungen durchzuführen. Die Situation dürfte sich aber mit dem Moderna-Impfstoff entspannen. Zudem kaufte BioNTech dem Schweizer Hersteller Novartis den Produktionsstandort im hessischen Marburg ab, wo ab Februar ebenfalls der Corona-Impfstoff hergestellt werden soll.
Warten auf die anderen Corona-Impfstoffe
Während LuxairCargo und damit auch das Cargocenter mit zugehörigem Healthcare Center am Findel in die Impfstofflogistik „zu diesem Zeitpunkt nicht involviert“ sind, transportiert neben Kühne und Nagel unter anderem auch Wallenborn aus Munsbach den Corona-Impfstoff: „Wir haben noch keinen Impfstoff nach Luxemburg gefahren“, so Wallenborn, da momentan der noch einzige Impfstoff mit einem Sprinter nach Luxemburg gebracht wird.
Doch Wallenborn ist beauftragt, Impfstoff aus ganz Europa „in ein spezifisches europäisches Land zu transportieren.“ Diese Kühltransporte werden unter hohen Sicherheitsstandards durchgeführt und zum Beispiel von einem Sicherheitsunternehmen eskortiert. „Aus sicherheitstechnischen Gründen können wir Ihnen keine weiteren Details nennen“, so das Transportunternehmen.
Neben dem fertigen oder halbfertigen Impfstoff werden derzeit auch Utensilien wie Pipetten, Spritzen und sterile Glasampullen für das Vakzin emsig hergestellt und weltweit transportiert. Drei von vier Covid-19-Impfstoffen werden in Borosilikatglas-Fläschchen des Glasherstellers Schott, der ebenfalls in Mainz seinen Sitz hat, abgefüllt. Das Unternehmen hatte – übrigens vor der Pandemie – damit begonnen, eine Milliarde US-Dollar in sein pharmazeutisches Verpackungsgeschäft, darunter die inzwischen bekannten Glasfläschchen, zu investieren, um die Kapazität um mehr als 50 Prozent zu erweitern. Mitte Dezember wurde in China dazu eine neue Fabrik eröffnet.
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