Wenn es in Belgien billiger ist
Wenn es in Belgien billiger ist
Noch vor der „Zeitenwende “ stellte die Groupement Pétrolier Luxembourgeois (GPL) am Dienstag ihre Geschäftsbilanz des Vorjahres vor. Zeitenwende deshalb, weil ab Mai die staatliche Abgabe den Diesel um zwei Cent je Liter verteuert. Das ändert vieles. Erstmals wird es dann für ausländische wie luxemburgische Unternehmen günstiger, in Belgien statt in Luxemburg Diesel zu tanken. In Belgien können sich nämlich Unternehmen, zum Beispiel Speditionen, Abgaben und TVA auf Treibstoffe steuerlich zurückerstatten lassen.
„Welche Auswirkungen das genau auf unseren Sektor haben wird, können wir zurzeit noch nicht sagen“, erklärte am Dienstag Romain Hoffmann, Präsident der GPL.
Die zusätzliche Abgabe von zwei Cent je Liter soll das Volumen, das in Luxemburg getankt wird, verringern, dem Klima leiste man damit aber keinen Dienst, so Hoffmann. „Dem Klima ist es egal, ob hier in Luxemburg oder ein paar Kilometer weiter getankt wird.”
Hälfte des Kraftstoffs tanken Residenten
Tatsächlich macht laut Studien der vielgescholtene „Tanktourismus” weniger als zehn Prozent des Gesamtvolumens aus, das in Luxemburg an Tankstellen getankt wird. Etwa die Hälfte des Treibstoffs wird zwar nur von Ansässigen getankt, der überwiegende Rest entfällt aber auf Grenzgänger, die im Land arbeiten, und vor allem auf den Gütertransport, der durchs Land geht, also Lastwagen.
Werden die Trucker, die nur durch Luxemburg durchfahren, statt im Großherzogtum nun lieber jenseits der Grenze in Belgien tanken, würde das sicherlich beträchtliche Einbußen bringen. Die Maßnahme werde auch erhebliche Auswirkungen auf die Kosten des luxemburgischen Logistiksektors haben, der ein integraler Bestandteil der Strategie zur Diversifizierung der luxemburgischen Wirtschaft ist, so die Branchenvertreter. Die Abgabenerhöhung verteuert eine Lastwagentankfüllung Diesel um etwa drei Euro gegenüber Belgien - sofern der Dieselpreis selbst gleich wäre.
Luxemburgs Petroleum-Wirtschaft beschäftigt 2 600 Personen, darunter 2 200 an 234 Tankstellen. Über TVA und andere Abgaben trägt er zu zwei Milliarden Euro Staatseinnahmen bei.
Das Jahr 2018 war laut GPL ein besonderes Jahr für den Ölsektor in Luxemburg mit einer unerwarteten Umsatzsteigerung von 6,2 Prozent gegenüber 2017. Gekennzeichnet durch einen außergewöhnlichen Anstieg des Straßenkraftstoffabsatzes um sieben Prozent und vor allem durch einen Anstieg der verkauften Kerosinmenge um sieben Prozent, lag der Gesamtabsatz von Mineralölprodukten im Jahr 2018 dennoch unter dem Niveau des Referenzjahres 2005 (-1,2 Prozent), wie die GPL mitteilt. Diese Entwicklung ist vor allem auf eine sehr dynamische Wirtschaftslage in Europa und auf die Ausnahmesituation zurückzuführen, die den Ölsektor in der letzten Jahreshälfte 2018 getroffen hat.
Dabei hat sich der Konsum in den letzten Jahrzehnten verdoppelt und ist allein vom Jahr 2000 auf 2017 um 19 Prozent gestiegen, obwohl dank Wärmeschutz bei Gebäuden und anderen Heizanlagen der Anteil von Heizöl am gesamtem Kraftstoffkonsum konstinuierlich nachlässt (minus 26 Prozent zwischen 2005 und 2018). Demgegenüber hat die Nachfrage nach Flugbenzin deutlich zugenommen. Der zunehmende Luftverkehr hat dazu geführt, dass mittlerweile rund 20 Prozent des in Luxemburg getankten Treibstoffs, also jeder fünfte Liter, für die Luftfahrt verwendet wird. Was den Straßenverkehr betrifft, fand ab dem Jahr 2000 ein Wechsel von Benzin hin zu Diesel statt. Machte Diesel noch im Jahr 2010 rund 67 Prozent des Treibstoffverbrauchs Luxemburgs aus, hat sich seit dem Dieselskandal in der Autoindustrie die Zahl leicht auf mittlerweile 60 Prozent reduziert.
Die Maßnahme der beschriebenen Dieselverteuerung soll mit dazu beitragen, die Klimabilanz des Landes zu verbessern, auch wird deswegen seit Jahresanfang an Tankstellen der 95 E10-Kraftstoff aangeboten mit bis zu 10 Prozent Bioethanol. 2020 soll zudem europaweit der Treibstoff im Transportsektor zu zehn Prozent aus erneuerbarer Energieproduktion stammen. Wie das zu erreichen ist, sei noch offen, so die Vertreter der GPL. Fest stehe nur, das werde auch die Preisschraube drehen. Nach oben.
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