Warum Frauen in Luxemburg mehr verdienen als Männer
Warum Frauen in Luxemburg mehr verdienen als Männer
(ThK) – Am heutigen Internationalen Frauentag dreht sich in den meisten Ländern weltweit die Diskussion um die Frage, warum Frauen auch im dritten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts immer noch deutlich weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. Luxemburg ist da eine der wenigen rühmlichen Ausnahmen, zumindest statistisch.
Während der Indikator des Lohngefälles zwischen Männern und Frauen (bekannt als „Gender Pay Gap“) in der Vergangenheit immer zuungunsten der Frauen ausgefallen ist, hat er 2021 in Luxemburg erstmals sein Vorzeichen geändert. Das schreibt die Statistikbehörde in einer Pressemitteilung zum Internationalen Frauentag. Demnach war der durchschnittliche Stundenlohn von Frauen in der Wirtschaft insgesamt (ohne öffentliche Verwaltung) im Jahr 2021 höher als der von Männern.
Einziger EU-Staat mit Lohngleichheit
Der Indikator stellt die Lücke zwischen dem durchschnittlichen Stundenlohn von Männern und dem von Frauen dar, ausgedrückt in Prozent des Stundenlohns von Männern. In allen anderen Ländern der Europäischen Union bleibt dieser Indikator positiv, das heißt, zugunsten der Männer. So liegt er im europäischen Durchschnitt bei 12,7 Prozent, bei 17,6 Prozent in Deutschland, 15,4 Prozent in Frankreich und fünf Prozent in Belgien. Demnach ist Luxemburg bis heute der einzige EU-Mitgliedsstaat, in dem Lohngleichheit verwirklicht wird.
Dabei lag der Indikator noch 2006 bei 10,7 Prozent zugunsten der Männer, fiel dann auf 5,4 Prozent im Jahr 2014 und 1,4 Prozent im Jahr 2018. Die Entwicklung werde wohl weitergehen, schätzt der Statec. „Mit 0,7 Prozent im Jahr 2020 und -0,2 Prozent im Jahr 2021 ist es sehr wahrscheinlich, dass die Lohnlücke zugunsten der Frauen weiter zunehmen wird“, so die Statistikbehörde, die im Laufe des Jahres eine aktualisierte Zahl vorlegen wird. Für 2022 schätzen die Statistiker das Gefälle auf inzwischen 0,4 Prozent.
Höheres Bildungsniveau
Mehrere Faktoren sind nach Einschätzung des Statec für die Entwicklung verantwortlich. Zum einen sind Frauen zu einem großen Prozentsatz in Tätigkeitsbereichen vertreten, in denen in Luxemburg hohe Gehälter gezahlt werden, wie im Bildungs- und Finanzbereich oder der Forschung. Daneben spiegelt sich die Tatsache, dass das durchschnittliche Bildungsniveau von Frauen im Großherzogtum höher ist als das der Männer, inzwischen auch in den Gehältern wider.
Das macht sich insbesondere bei jüngeren Jahrgängen bemerkbar: Laut Statec verdienen Frauen bei den 25- bis 35-jährigen Erwerbstätigen bereits sieben Prozent mehr als ihre männlichen Kollegen. Dabei seien Frauen gut vertreten in mittleren und oberen Gehaltskategorien, bleiben aber bei den sehr hohen Gehältern weiterhin unterrepräsentiert.
Dabei schränkt die Behörde ein, dass die Untersuchung nur den Durchschnittslohn berücksichtige. „Tatsächlich ist das durchschnittliche Jahreseinkommen aller weiblichen Arbeitnehmer weitaus niedriger als das der Männer, da der Anteil der Frauen, die Teilzeit arbeiten, weitaus höher ist und die Anzahl der bezahlten Stunden folglich viel geringer ist als die der Männer“, so die Pressemitteilung.
Zudem seien Sonderzahlungen und Boni nicht in die Rechnung eingeflossen. Rechnet man nämlich noch die jährlichen Bonuszahlungen hinzu, so verdienen Männer in Luxemburg nach wie vor im Schnitt 7,2 Prozent mehr als Frauen. Luxemburg hat also bei der Geschlechtergerechtigkeit dennoch einiges an Arbeit vor sich.
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