„Voll in Luxemburg angekommen“
„Voll in Luxemburg angekommen“
Von Andreas Adam
Nach knapp zwei Jahren musste die Deutsche Bank in Luxemburg schon wieder einen anderen Länderchef (CCO) suchen. Inzwischen ist der Neue vier Monate im Amt und bereit sich vorzustellen: Frank Krings gibt ein uneingeschränktes Bekenntnis zum Standort Luxemburg ab und erklärt was er mit Großherzog Henri, Charlie Chaplin und dem früheren Papst Benedikt gemeinsam hat.
Die Deutsche Bank in Luxemburg stand seit ihrer Gründung vor rund 46 Jahren stets für Beständigkeit in der obersten Führungsposition. Ekkehard Storck führte das Unternehmen 28 Jahre lang, um es 1998 an Ernst Wilhelm Contzen zu übergeben, der seinerseits fast 16 Jahr lang als oberster Deutsch-Bänker im Großherzogtum agierte.
Vorgänger strich bereits nach zwei Jahren die Segel
In dieser Logik erklärte Boris Liedtke nach seinem Amtsantritt als Länderchef im Jahr 2014, es spreche schon eine deutliche Sprache, dass es in Luxemburg bis dato gerade einmal drei Chefs der Deutschen Bank gegeben habe (Liedtke eingeschlossen). „Wir denken sehr nachhaltig bei der Deutschen Bank Luxemburg, viel nachhaltiger als manche Konkurrenten“, so Liedtke damals.
Umso mehr verwunderte es, dass der Contzen-Nachfolger nach nur zwei Jahren die Segel strich. So etwas hatte es noch nicht gegeben. Offiziellen Informationen zufolge soll es Boris Liedtke wieder zurück nach Asien gezogen haben. Ein Abgang auf eigenen Wunsch also. Liedtkes Frau kommt aus Singapur. Die Kinder wurden in den USA, Singapur und Hong Kong geboren. Auch wenn dies alles plausibel erscheint, so kam der Abschied wohl doch auch für die Bank etwas überraschend.
Es dauerte einige Monate, um einen Nachfolger zu finden und zu etablieren. Anfang März drang dann an die Öffentlichkeit, dass mit Frank Krings ein geeigneter Mann gefunden wurde. Wenig später folgte dann die offizielle Bestätigung. Seit dem 15. März ist Krings nun Chief Country Officer (CCO) für Luxemburg, Vorstandsvorsitzender der Deutsche Bank Luxembourg S.A. und Leiter der Zweigniederlassung der Deutsche Bank AG Filiale Luxemburg.
Frank Krings hat sich in Luxemburg bereits eingelebt
Der neue Chef der Deutschen Bank Luxemburg hat sich in den vergangenen vier Monaten ganz gut eingelebt, wie es scheint. „Vor sechs Wochen haben ich und meine Frau im Herzen der Stadt Luxemburg eine Wohnung bezogen“, sagte er am Mittwoch vor versammelter Presse . Der Sohn des 44-Jährigen studiert bereits in London „International business with management“. Die Familie besitzt die deutsch-französische Staatsbürgerschaft.
Krings ist als Wirtschaftsingenieur Alumnus der Technischen Universität Braunschweig und hat – wie er sagt – eine Gemeinsamkeit mit Großherzog Henri, Charlie Chaplin und dem früheren Papst Benedikt: nämlich den 16. April als Geburtsdatum. Für die Deutsche Bank arbeitete er erstmals 1996 und war in den folgenden Jahren immer wieder in Europa, aber auch in den USA und zuletzt als Geschäftsleiter und Chief Country Officer der Deutschen Bank in Thailand eingesetzt.
Ein klares Bekenntnis zum Standort Luxemburg
Im Oktober 2015 hat die Deutsche Bank Gruppe ihre „Strategie 2020“ bekannt gegeben, die das Ziel verfolgen soll, das gesamte Produkt- und Serviceangebot stärker zu fokussieren, um eine weniger komplexe und effizientere Bank mit verringerten Risiken und einer gestärkten Kapitalbasis zu schaffen. Mit seiner großen Erfahrung im Bankgeschäft soll Frank Krings entscheidend dazu beitragen, diese Strategie erfolgreich in Luxemburg umzusetzen.
„Wir setzen hier in Luxemburg auf ein kompetenzorientiertes Drei-Säulen-Modell“, so Krings am Mittwoch. Gemeint sind Kredit und Finanzierung, Vermögensverwaltung und das Fondsgeschäft. „Diese drei Säulen wollen wir weiter ausbauen und uns mehr auf diese drei Säulen fokussieren.“ Die Deutsche Bank prüfe derzeit auch erhebliche Investitionen in die technologische Ausstattung, um den Standort zukunftsfähiger zu machen. Außerdem wolle man Partnerschaften ausbauen.
„Die wesentlichen Ingredienzien für die Deutsche Bank in Luxemburg sind die hohe Kompetenzdichte, Agilität und die Langfristorientierung unserer hiesigen Geschäfte“, betonte Krings. Zudem sei Luxemburg natürlich das Land der kurzen Wege.
Was die allgemeine Reputation des Standortes Luxemburg angeht, die nach dem Ende des Bankgeheimnisse doch wieder gelitten hat – sei es durch Luxleaks, Panama-Papers oder sogenannte Cum-Ex-Geschäfte, sagte Frank Krings: „Keiner, also kein Standort und kein Institut, kann sich vor der Vergangenheit und der Verantwortung drücken. [...] Das darf uns aber nicht in Schockstarre verfallen lassen.“ In den vergangenen Jahren sei in Luxemburg bereits sehr viel Richtiges gemacht worden. Auch sei man hier bemüht, Wettbewerbsfähigkeit und Wettbewerbsvorteile zu erhalten.
Ein kleiner Eklat auf dem ABBL-Sommerfest
Zu den Folgen des Brexit mochte sich Krings noch nicht weiter äußern, d. h. inwiefern es zu Verlagerungen von London nach Luxemburg kommen könne. Das sei noch zu früh. Wirtschaftsminister Etienne Schneider hatte kürzlich die Initiative ergriffen, um sich Ende Juli zusammen mit Finanzminister Pierre Gramegna nach London zu begeben. Dabei wurde es offenbar versäumt, Akteure wie ABBL und Alfi frühzeitig mit ins Boot zu nehmen, was angeblich für Verstimmung sorgte.
Auf dem traditionellen Empfang der Bankenvereinigung soll es in der vergangenen Woche zu einem kleinen Eklat gekommen sein. Wie ein Anwesender, der namentlich nicht genannt werden möchte, dem „Luxemburger Wort“ beschrieb, habe ABBL-Präsident Yves Maas keine sehr kritische Rede gehalten: „Da hatte sich Bill Contzen seinerzeit schon ganz anders geäußert, während der damalige Finanzminister Luc Frieden dennoch ruhig blieb. Nicht so aber Pierre Gramegna.“
„Erfrischender“ Eindruck vom Auftritt Pierre Gramegnas
Der soll nach Aussage des anwesenden Besuchers wütend und beleidigt reagiert haben, offenbar weil die Bemühungen der Regierung nicht ausreichend gewürdigt worden seien. Nach der Rede seien unter den Gästen kritische Stimmen laut geworden, wonach ABBL und Alfi vor der London-Reise nicht mit einbezogen worden seien, sagte die Quelle.
Wie er den besagten Abend bei der ABBL erlebt habe und was sein Eindruck von Minister Gramegna gewesen sei, sagte Frank Krings am Mittwoch diplomatisch: „Was ich an Europa liebe, ist die Fähigkeit zur Debatte.“ Den Meinungsaustausch auf dem ABBL-Sommerfest habe er als „erfrischend“ empfunden. „An so einem Tag ist man dann voll in Luxemburg angekommen“, so Krings.
Eine neue Laufstrecke im Pétrusse-Tal gefunden
Auf die Amtszeit seiner Vorgänger Storck, Contzen und Liedtke angesprochen mochte sich Frank Krings noch nicht festnageln lassen, wie lange er nun als Chief Country Officer in Luxemburg zu bleiben gedenkt. Das kurze Interregnum Boris Liedtkes wertete er als Ausnahme. Er selbst fühle sich im Großherzogtum sehr wohl. „Ich habe auch schon meinen neuen Laufweg im Pétrusse-Tal gefunden. Das mache ich drei- bis viermal pro Woche, bevor ich zwischen sieben und acht Uhr ins Büro komme.“
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