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Vernichtender Brief an Dan Kersch: "Eines Ministers unwürdig"
Wirtschaft 16.04.2020 Aus unserem online-Archiv

Vernichtender Brief an Dan Kersch: "Eines Ministers unwürdig"

Arbeitsminister Dan Kersch bei einem LSAP-Kongress.

Vernichtender Brief an Dan Kersch: "Eines Ministers unwürdig"

Arbeitsminister Dan Kersch bei einem LSAP-Kongress.
Foto: Pierre Matgé
Wirtschaft 16.04.2020 Aus unserem online-Archiv

Vernichtender Brief an Dan Kersch: "Eines Ministers unwürdig"

Sarah CAMES
Sarah CAMES
Die Präsidenten der Verbände Horesca, CLC und FDA veröffentlichten am Donnerstag einen schonungslosen Brief an Arbeitsminister Dan Kersch, in dem sie ihn für seinen mangelnden Einsatz für Selbstständige kritisierten.

In einem scharf formulierten offenen Brief an Arbeitsminister Dan Kersch (LSAP) fordern die Präsidenten der Fédération Nationale des Hôteliers Restaurateurs et Cafetiers (Horesca), der Conféderation Luxembourgeoise du Commerce (CLC) und der Féderation des Artisans (FDA) mehr Rücksichtnahme auf Freiberufler und Selbstständige in der Corona-Krise.

"Selbstständige - im Gegensatz, zu dem, was Sie zu glauben scheinen - laufen ebenfalls Gefahr, arbeitslos zu werden", so die Präsidenten der drei Verbände in ihrem Schreiben an den Minister. Daher könnten Freiberufler auch Arbeitslosengeld beziehen, wenn auch unter anderen Konditionen als Angestellte. "Die Unkenntnis über Ihre eigenen Texte überrascht uns", so Fernand Ernster (CLC), Michel Reckinger (FDA) und Alain Rix (Horesca) ferner.


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"Vielleicht hilft Ihnen der deutsche Begriff 'Kurzarbeit' dabei, das Konzept besser zu verstehen. Es handelt sich dabei um eine Form der Absicherung gegen wirtschaftliche Risiken, die durch eine Abwesenheit von wirtschaftlicher Aktivität ausgelöst werden. Daher arbeitet man in dieser Zeit weniger - oder kürzer. In den aktuellen Umständen ist die 'Kurzarbeit' mit höherer Gewalt im Kontext der Pandemie verbunden. Sie unterscheidet nicht zwischen Angestellten und Selbstständigen. Wir wären sehr erfreut, wenn Sie in diesem Fall, genau wie die Pandemie, keine Unterschiede machen würden ..."

In Luxemburg gebe es derzeit rund 18.000 Selbstständige, deren beitragspflichtiges Monatseinkommen kaum 4.000 Euro übersteige. "Von diesem Einkommen gehen Sozialabgaben und Steuern ab. Mit diesen 4.000 Euro übernehmen sie die Verantwortung für ihr Unternehmen und ihre Angestellten." Viele müssten darüber hinaus mit diesem Geld noch ihre ihr Unternehmensdarlehen zurückbezahlen, für das sie sich persönlich verschuldet haben. "Für diese Personen sind Ihre Vorschläge eine große Ohrfeige und eines Ministers unwürdig."


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Man verlange nicht viel - bloß, dass Selbständige gleich behandelt werden, wie andere Arbeitende auch. "Selbständige haben auch Familien zu ernähren, Miete und persönliche Darlehen zu zahlen." Der alte Werbeslogan "Trau Dech" nehme in der aktuellen Krise eine ganz neue Bedeutung an. "Selbstständige haben sich getraut und sie haben ihre Lektion gelernt!", so die Präsidenten der Horesca, der FDA und der CLC. "Wir verlangen von Ihnen keine Ausreden oder Entschuldigungen, wir verlangen Taten!"

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