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US-Bank First Republic bleibt trotz Milliardenhilfe angeschlagen
Wirtschaft 3 Min. 21.03.2023
Kriselnde Geldhäuser

US-Bank First Republic bleibt trotz Milliardenhilfe angeschlagen

Die US-Regionalbank First Republic steckt in Schwierigkeiten.
Kriselnde Geldhäuser

US-Bank First Republic bleibt trotz Milliardenhilfe angeschlagen

Die US-Regionalbank First Republic steckt in Schwierigkeiten.
Foto: AFP
Wirtschaft 3 Min. 21.03.2023
Kriselnde Geldhäuser

US-Bank First Republic bleibt trotz Milliardenhilfe angeschlagen

Nach der Notübernahme der Credit Suisse haben die Turbulenzen etwas nachgelassen. Doch in den USA gibt es weiter einen akuten Notfall.

New York/San Francisco (dpa) – Die Lage bei der strauchelnden US-Regionalbank First Republic bleibt trotz einer konzertierten Hilfsaktion der größten Geldhäuser der Vereinigten Staaten prekär. Am Montag stürzte die Aktie um 47 Prozent ab und erreichte ein Rekordtief bei rund zwölf Dollar. Während sich die Finanzmärkte nach der Notübernahme der angeschlagenen Credit Suisse durch die Schweizer Rivalin UBS zum Wochenbeginn insgesamt stabilisierten, ist das Misstrauen der Anleger gegenüber einzelnen Banken immer noch hoch.

Erhoffter Erfolg lässt auf sich warten

Vor allem die First Republic Bank aus San Francisco, deren Aktie seit Jahresbeginn rund 90 Prozent an Wert eingebüßt hat, bleibt ein großer Notfall. Am Donnerstag hatten elf US-Großbanken - darunter Branchenführer JPMorgan Chase, Bank of America, Citigroup und Goldman Sachs - die taumelnde Regionalbank mit unversicherten Einlagen im Volumen von insgesamt 30 Milliarden Dollar zu stützen versucht. Der Rettungsplan erfolgte in enger Abstimmung mit dem Finanzministerium und der Notenbank. Doch der erhoffte Befreiungsschlag blieb aus.


A photograph shows a logo of Swiss giant bank UBS in front of a logo of Credit Suisse bank in Zurich on March 19, 2023. - The heads of Switzerland's two biggest banks were set for further talks on March 19, 2023, in which UBS could salvage Credit Suisse, which required a $53.7 billion rescue last week over growing doubts about its solvency. (Photo by Fabrice COFFRINI / AFP)
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Am Optionsmarkt deckten sich Investoren trotz der Hilfsaktion in großem Stil mit Papieren ein, die auf einen weiteren Kursabsturz setzen. Laut US-Medienberichten erwägen JPMorgan und die anderen Großbanken bereits, ihre Einlagen zum Teil in eine milliardenschwere Kapitalinfusion umzuwandeln, um dem kriselnden Geldhaus wieder auf die Beine zu helfen. Vorausgegangen war eine weitere Abstufung der Bonitätsnote von First Republic durch die Ratingagentur Standard & Poor's. Die Kreditwächter meinen, dass die 30 Milliarden Dollar an Einlagen zwar den akuten Liquiditätsdruck vermindern, die „erheblichen“ Probleme der Bank aber womöglich nicht lösen werden.

Bankensektor wird zur Zweiklassengesellschaft

Abgesehen von der First Republic Bank ließ der Stress im US-Bankensektor am Montag jedoch deutlich nach. Die meisten anderen der zwischenzeitlich von Anlegern angezählten Institute verbuchten Kursanstiege. Seitdem die Insolvenz der Kryptobank Silvergate und die Zusammenbrüche der Silicon Valley und der Signature Bank die Branche ins Chaos stürzten, hat sich der US-Bankensektor aber ohnehin zu einer Art Zweiklassengesellschaft entwickelt. Zeitweise wurden Einlagen massenhaft von kleineren Instituten zu Großbanken verschoben, die wegen ihrer von Finanzaufsehern angenommenen Systemrelevanz strengeren Kapitalvorschriften unterliegen.


A woman walks past a Citibank branch in Washington, DC, on March 14, 2023. - Wall Street stocks advanced early Tuesday, driven by a bounce in beaten down regional bank shares and a mixed inflation report. (Photo by ANDREW CABALLERO-REYNOLDS / AFP)
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Ein Grund für diese Verlagerung ist auch, dass auf Konten einiger kleinerer regionaler Finanzhäuser überproportional Beträge über der gesetzlichen Versicherungsgrenze von 250.000 Dollar liegen. Hier muss die Einlagensicherung FDIC eigentlich nicht eingreifen. Bei der Silicon Valley und der Signature Bank sprach die US-Regierung zwar eine weitreichende Garantie aus, um einen landesweiten Sturm auf die Bankschalter zu verhindern. Bei anderen Instituten ist die Situation bislang allerdings noch nicht ganz klar. Laut „Wall Street Journal“ wurden bei First Republic in wenigen Tagen rund 70 Milliarden Dollar abgezogen - etwa 40 Prozent der gesamten Einlagen der Bank.

Schlecht gemanagte Zinsrisiken

Im Zentrum der Bankenkrise steht das sogenannte Zinsänderungsrisiko. So hatte etwa die Silicon Valley Bank enorme Summen in langlaufende und niedrig verzinste Anleihen gesteckt, die eigentlich zu den sichersten Investments am Finanzmarkt zählen. Da die US-Notenbank Fed die Leitzinsen im Kampf gegen die hohe Inflation aber so rasch und deutlich erhöhte, verlor dieses Portfolio drastisch an Wert. Das ließ die Bilanz aus dem Ruder laufen und löste letztlich einen immensen Abzug von Kundengeldern aufgrund von Liquiditätssorgen aus. Das große Problem lag also - anders als zum Beispiel bei den toxischen Hypothekenpapieren der Finanzkrise 2008 - nicht in hohen und undurchsichtigen Kredit-, sondern in schlecht gemanagten Zinsrisiken.


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Die derzeitigen Turbulenzen betreffen bislang nur einzelne Banken - meist mit hausgemachten Problemen. Nach Einschätzung der meisten Experten ist die Situation grundlegend anders gelagert als bei früheren Flächenbränden im Finanzsystem. Dennoch gibt es Warnungen vor größeren Gefahren, die noch in den Bankbilanzen schlummern. Eine Studie, die zuletzt für Aufsehen sorgte, geht von fast 190 US-Banken aus, die unter hohen Zinsrisiken in ihren Bilanzen ächzen. Die Analyse schätzt die Summe womöglich gefährdeter Kundeneinlagen auf rund 300 Milliarden Dollar. Die Forscher betonen, dass die Silicon Valley Bank bei Weitem nicht das Geldhaus mit der schlechtesten Kapitalausstattung in den USA war und zehn Prozent der Banken dort größere unrealisierte Wertverluste in ihren Bilanzen haben.

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